VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch (rechts) versucht laut übereinstimmenden Informationen der Deutschen Presse-Agentur und des NDR, Vorstandschef Martin Winterkorn absetzen zu lassen. Foto: dpa

Noch vor der VW-Hauptversammlung am 5. Mai will VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den Vorstandschef Martin Winterkorn absetzen lassen. Piëch möchte Porsche-Chef Matthias Müller oder Skoda-Chef Winfried Vahland als Nachfolger sehen.

Stuttgart - Der Machtkampf in der Volkswagen-Führung spitzt sich wieder zu. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch versucht laut übereinstimmenden Informationen der dpa und des NDR, Vorstandschef Martin Winterkorn noch vor der Hauptversammlung am 5. Mai absetzen zu lassen. Piëch mache sich stark für Porsche-Chef Matthias Müller oder Skoda-Chef Winfried Vahland als mögliche Nachfolger, hieß es am Donnerstag.

Es gebe Versuche, wonach der Beschluss der Aufsichtsratsspitze vom vergangenen Freitag „unterlaufen werden solle“, hieß es bei Personen, die mit der Sache vertraut sind. Am vergangenen Freitag hatte das VW-Aufsichtsratspräsidium Vorstandschef Winterkorn gestärkt und angekündigt, dessen bis Ende 2016 laufender Vertrag solle verlängert werden. Das Gremium ist ein zentraler Machtfaktor bei Europas größtem Autobauer.

Nach dem NDR-Bericht möchte Piëch noch vor der VW-Hauptversammlung den Aufsichtsrat über seinen Kandidaten abstimmen lassen und VW-Chef Winterkorn kurzfristig ablösen. Es sei offen, ob Piëch dabei Müller oder Vahland durchsetzen möchte, hieß es.

Familientreffen in Stuttgart

Nach Informationen der dpa trafen sich am Mittwoch auf Drängen von Piëch die Familien Piëch und Porsche in Stuttgart. Dort soll der VW-Patriarch Piëch (78) um Unterstützung für seinen Plan geworben haben, Vahland oder Müller als Nachfolger von Winterkorn durchzusetzen. Ob er damit Erfolg hatte, war zunächst nicht zu erfahren. Letztlich wolle Piëch verhindern, erneut den Machtpoker im Präsidium des VW-Aufsichtsrats zu verlieren.

Zunächst schien für den mächtigen VW-Aufsichtsratschef nach dem Beschluss des Aufsichtsratspräsidiums die erste Runde im Machtpoker in der Führungsspitze verloren gegangen zu sein - eine für ihn ungewöhnliche Schlappe. Piëch hatte sich vor knapp 14 Tagen mit einem Zitat im „Spiegel“ (Ich bin auf Distanz zu Winterkorn) vom Vorstandsboss abgewendet. Doch trotz der öffentlichen Attacke blieb Winterkorn (67) als VW-Chef im Amt. Bei einem Krisentreffen des Aufsichtsrats-Präsidiums am vergangenen Donnerstag in Salzburg stand es nach dpa-Informationen 5:1 gegen Piëch.

Präsidium will Winterkorn halten

Das Präsidium hatte festgestellt, Winterkorn sei der „bestmögliche“ Vorstandschef. Das Präsidium werde dem Aufsichtsrat vorschlagen, Winterkorns Vertrag in seiner Februar-Sitzung nächstes Jahr zu verlängern, hieß es.

Das war eine Niederlage für Piëch, der in dem Führungsgremium isoliert sei, wie mehrere mit den Vorgängen in Salzburg vertraute Personen der dpa bestätigten. Allerdings betonten sie schon damals, dass das letzte Wort in der Sache noch nicht gesprochen sein dürfte.