Das Biotop Serpentara Foto: L'Unione Sarda

Serpentara vor Sardinien findet keinen Käufer - dem einzigen Interessenten fehlt Geld.

Cagliari - Eine Insel, die keiner will - im Süden von Sardinien. Das hört sich seltsam an, ist doch in den vergangenen Jahren bei den Schönen und Reichen ein Kaufrausch für solche Immobilien zu beobachten. Beim Eiland Serpentara, 134 Hektar groß und vier Kilometer von der Küste des 2800 Einwohner zählenden Touristenörtchen Villasimius entfernt, ist das anders.

Das mag daran liegen, dass die Insel ein Biotop ist und eines bleiben soll. Serpentara steht unter Naturschutz und der strengen Kontrolle der Marineaufsicht. Auf Serpentara und der Nachbarinsel Isola dei Cavoli wachsen seltene Pflanzenarten, die Wissenschaftler der Universität Cagliari beobachten und untersuchen. Serpentara ist ein von Menschen unbewohntes Naturschauspiel. Dürfte auf der Insel gebaut werden, hätte sie längst einen Käufer gefunden. Aber nicht einmal Zelte oder Wohnwagen darf man aufstellen. Nur die Forscher der Universität haben Zutritt. Für alle anderen ist Serpentara unerreichbar.

Auf der Insel, deren höchster Punkt 54 Meter über dem Meeresspiegel liegt, steht nur der Aussichts- und Wachturm San Luigi. Während der spanischen Besetzung wurden von ihm aus die Schiffe der nordafrikanischen Sarazenen gesichtet. Heute schwimmen Delfine in den Küstengewässern.

Seit 30 Jahren gehört die Insel einer römischen Bauherrengemeinschaft. Salvatore Sanna, der Bürgermeister von Villasimius, ist nicht gut auf diese Leute zu sprechen. Er weiß von ihren mafiosen Verbindungen. Jetzt ist die Gesellschaft insolvent, ihr Besitz veräußert. Bis auf Serpentara. Die Insel entpuppt sich als Ladenhüter. Seit zwei Jahren findet sie keinen Käufer. 600.000 Euro soll das Eiland kosten. Drei Versteigerungstermine wurden bereits anberaumt. Ohne Erfolg. Beim letzten Termin im Januar war kein einziger Kaufinteressent erschienen. Der Insolvenzverwalter will ein viertes Mal den Hammer schwingen, spätestens im Juni. Zu welchem Preis, ist noch unklar. Bürgermeister Sanna glaubt nicht mehr an einen privaten Käufer für das Liebhaberobjekt. "Auf der Insel kann man keine Geschäfte machen." Er fürchtet, dass auch der nächste Versteigerungstermin erfolglos ist.

Der Bürgermeister hat eine andere Idee. "In meiner Gemeinde sind alle Bürger dafür, dass Villasimius die Aufsicht und Verwaltung von Serpentara übernimmt." Villasimius hat aber kein Geld, um das Eiland zu kaufen. Die Region von Cagliari müsste die Insel erwerben und die Verwaltung an die Gemeinde von Villasimius übertragen. "Die Region könnte die Insel für 300.000 Euro kaufen", sagt Sanna. Doch die Landkreise in Italien, und im Speziellen auf Sardinien, leiden unter chronischem Geldmangel. Das Schicksal von Serpentara ist längst nicht besiegelt.