Bauwerk in exponierter Lage bei Vöhringen bietet tollen Rundumblick / Teil des Höhenwanderwegs

Von Ingrid Vögele

Vöhringen. "Steig nuff de Berg, guck naus ins Land, was mir fir a schöne Hoimat hand..." Diesen Gedanken des schwäbischen Mundartdichters August Lämmle (1876 – 1962) ist auf der Aussichtsplattform des Tonauturms nichts hinzuzufügen.

Sein Gedicht "Schwobaland" beschreibt genau die Gefühle beim Rundumblick, als wäre er damals schon an diesem Ort gewesen. Über 35 Stufen gelangt man nach oben und wird tatsächlich mit einem weiten Blick übers Land belohnt. Von Süden her grüßt das Albpanorama, davor der Wasserturm von Brittheim und die Häuser von Bickelsberg. Der Blick wird weiter über die Gäulandschaft geführt mit seinen Ortschaften und gepflegten Fluren bis hinüber in den Schwarzwald. Das Neckartal hebt sich als dunkle Linie in den bewaldeten Hängen ab. Am Fuße des Berges schmiegt sich Vöhringen an. Bei guter Wetterlage ist der Rottweiler Testturm auf dem Berner Feld erkennbar. Windräder zeigen die Lage von Dürrenmettstetten. Die dortige Höhe, ebenfalls mit Aussichtsturm (676 Meter), und die Tonauhöhe mit ihren 683 Metern gelten als höchste Erhebungen des Altkreises Horb. Der Feldberg, Freudenstadt und die Hornisgrinde seien in 70er-Jahren noch sichtbar gewesen, erzählt der ehemalige Förster Hans Schüle, nach dessen Idee und auf dessen Betreiben hin der Turm in den Jahren 1973/74 errichtet und zusammen mit dem Keltertal 1975 als Freizeiteinrichtung eingeweiht wurde. Zuvor stand nur ein Stangenturm der Landesvermessung da. Um das Vorhaben zu realisieren, musste zuerst die Tonauquelle gefasst werden, um das Gebiet trockenzulegen. Heute speist sie das Tonaubrünnle, das auch zum Verweilen einlädt. Dann erst konnte der Weg rund um die Tonau gebaut werden. Danach stand dem Turmbau, rein aus örtlichen Materialien erstellt, nichts mehr im Wege.

Aus der Beschreibung des Oberamts Sulz von 1868 erfährt der Leser von "schweren Thonböden südlich des Orts", auch wurde "nach Töpfererde in dem Walde Tanau gegraben".

Nach Ton wird nicht mehr gegraben, heute finden Besucher eine kleine Oase vollkommener Ruhe im Einklang mit der Natur vor. Nichts stört, man kann ganz für sich genießen. Die letzten drei Strophen des Lämmle-Gedichts sind nachzuempfinden. Zu erreichen ist dieser Punkt am besten zu Fuß vom Wanderparkplatz aus. Dieser liegt nahe der Hauptstraße von Vöhringen nach Balingen. An der Abzweigung zum Schützenhaus fährt man links 50 Meter bergauf bis zum Waldrand. Man folgt dem gut ausgeschilderten Weg 2 am Hang entlang, 1,7 Kilometer ansteigend. Oben angekommen, hält man sich links. Über den ersten steilen Aufstieg, gut markiert, teilweise mit Handlauf und Treppen versehen, erreichen geübte Wanderer rasch ihr Ziel. Bequemer geht es, dem Weg weiter folgend, vom 500 Meter entfernten Tonaubrünnle aus. Der Aussichtspunkt ist auch Teil des neu geschaffenen Mühlbachhöhenwanderweges.