Brigitte Zirngibl Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Frauenfrühstück: Brigitte Zirngibl zu Gast im evangelischen Gemeindehaus / Weibliche Sicht der Dinge

Vöhringen. "Frauen der Reformation – ihr Einfluss bis heute" – auf reges Interesse stieß der Vortrag von Brigitte Zirngibl aus Gönningen beim Frauenfrühstück im evangelischen Gemeindehaus.

"Luther und andere Reformatoren sind ja weitgehend bekannt, während die Frauen in der Reformation bisher unbeleuchtet blieben und doch sind sie es, welche die Reformation vorantrieben", so die Referentin. Zirngibl nahm die Zuhörerinnen mit in eine Zeit des Umbruchs.

Sie zeichnete ein farbiges Bild der Lebensumstände im 16. Jahrhundert. Das Seelenheil nach dem Tode, für die Menschen damals von großer Bedeutung, wurde durch Spendengaben als Seelenheilsversicherung reichlich ausgenutzt.

Entweder man bezahlte für einen Ablass oder ein Familienmitglied trat ins Kloster ein, um dafür zu beten. Mit der Reformation lösten sich die Klöster auf, denn die reformatorischen Gedanken machten auch vor ihnen nicht Halt. So befreiten sich Katharina von Bora und zwölf Mitschwestern aus ihrem Konvent – ein großes Wagnis, das Verachtung und Verfolgung einbrachte, wenn sie nicht heirateten. Ledigsein war nicht möglich.

Viele Nonnen ehelichten Reformatoren. Damit gab es den neuen Beruf der Pfarrersfrau.

"Das Christsein vollzieht sich im Alltag", war zu hören. Als Vorbild für andere Ehefrauen unterrichteten sie ihre Kinder, waren nicht nur Magd im Haus, sondern gestalteten mit.

Hausarbeit und Kindererziehung hatte nicht mehr Mägdestatus. Die Frau wurde aufgewertet, ihre Arbeit als gleichwertig angesehen und die Schulbildung für Mädchen gefordert.

Wer waren nun die ersten Pfarrersfrauen? Recht anschaulich stellte Zirngibl Leben und Wirken von Katharina Melanchthon, Anna Zwingli und Wibrandis Rosenblatt vor, die viermal verwitwet, mit vier Reformatoren verheiratet war.

Als "evangelische Kirchenmutter" lebte Katharina Zell auf, bekannt geworden durch ihre Humanität gegen Kranke und Flüchtlinge und von ihrem Mann, Pfarrer am Straßburger Münster, als gleichwertige Mitarbeiterin geschätzt.

Eine heitere Leseszene verriet wie die starke und tatkräftige Katharina in ihrer Kammer den Heiratsantrag probte, den sie Luther machte. Der lebhafte Vortrag kam an und wurde mit viel Beifall belohnt.