Fritz Wurster zeigt auch ein Bild des Sozialreformers Gustav Werner mit dessen Kindern Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Diakon Fritz Wurster zu Gast beim Männerfrühstück

Von Ingrid Vögele

Vöhringen. "Was nicht zur Tat wird, hat keinen Wert": Gustav Werners Überzeugung gewinnt angesichts wachsender Flüchtlingsströme, Not und Leid in der Welt heute immer mehr an Bedeutung.

Das Männerfrühstück thematisierte diesen Ausspruch. Referent war Fritz Wurster aus Dornhan, Präsident von Special Olympics Baden-Württemberg, Diakon und Sozialpädagoge. Hans Schanz stellte den Leiter des Bruderhauses in Fluorn als sozial vielfältig engagierten Mann vor.

Wurster ließ recht anschaulich an Hand seines Lebenslaufes Pfarrer Gustav Werner als "einen schwäbischen Franziskus" wieder aufleben, der, im Unterschied zu den Diakoniken und Sozialreformern seiner Zeit erkannte, dass Hilfe zur Selbsthilfe nötig sei, um benachteiligten Menschen wirklich zu helfen.

Die Zuhörer erfuhren von den Einflüssen, die Werners Leben prägten. Seine Notizen belegen zwar Armut und Not, ließen aber auch schmunzeln, besonders was die Abwechslung beim Essen auf dem großelterlichen Hof betraf, denn hier verbrachte er seine Kindheit. 1809 in Zwiefalten geboren, erlebte er bereits im Elternhaus den Vater als Wohltäter.

Spuren hinterließ beispielsweise auch Pfarrer Oberlin, der einen Handwerkerbund, sowie eine Darlehenskasse betrieb und damit seiner armen Heimatgemeinde im Steintal durch sozialdiakonische Arbeit zu bescheidenem Wohlstand verhalf.

Wurster berichtete von Kleinkinder- und Industrieschulen, von Wohn- und Arbeitsstätten für Alte und Kranke, Anstalten für verwahrloste Kinder, vom Aufbau von Industriebetrieben, in denen Behinderte als "halbe Kräfte" Arbeit und Lohn erhielten. Die damals entstandene Kartonagen- und Papiertütenfabrik war ein solcher Betrieb.

Der Hilferuf des Fluorner Pfarrers 1854 führte mit dem Kauf eines Anwesens zur ersten Zweiganstalt im Schwarzwald. Tätige Nächstenliebe trieb ihn als richtigen "Workaholic" an.

Wurster berichtete den interessierten Männern dann über die heutige Arbeit in den Einrichtungen der Bruderhaus-Diakonie, die den Gedanken Werners umsetzen, indem sie Alten, Kranken und Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen eine Brücke in die Gesellschaft bauen wollen.