Ilse Mutz Foto: Schwarzwälder-Bote

Trauer: Ilse Mutz im Alter von 87 Jahren gestorben / Wirtin mit Leib und Seele

Vöhringen. Betroffen vernahm man im Dorf die Kunde vom Tod der Lindenwirtin Ilse Mutz, die im Alter von 87 Jahren verstorben ist. Vöhringen verliert nicht nur eine geschätzte Mitbürgerin, es geht auch ein Stück Tradition verloren. Die "Linden-Ils" machte die "Linde" aus. 1930 in diesem Haus geboren, war die "Linde" für Ilse Mutz nicht nur Gaststätte, sondern auch Elternhaus und Heimat. Neben der Gastronomie betrieben ihre Eltern Landwirtschaft und eine Brauerei. Der Umgang mit ihren Mitmenschen von Kindesbeinen an ließ sie zu einer "Wirtin mit Leib und Seele" reifen.

Als Jugendliche ging sie nach Abschluss der Schulzeit, wie damals üblich, in Stellung nach Freudenstadt, natürlich in die Gastronomie, und sammelte Erfahrungen. Sie heiratete Reinhold Mutz, der ein Gipsergeschäft betrieb und sie nach Kräften unterstützte. Mit Liebe, Hingabe und immer freundlich "zum Wohl" ein Bier zu kredenzen, war das Höchste für sie. Ihre eigenen Bedürfnisse stellte sie hintenan. Betriebsurlaub kannte sie nicht. "Man kann doch die Wirtschaft nicht zumachen", hörte man sie sagen, denn man "geht bei der Ils vorbei und trinkt noch ein Bier". So wartete sie oft geduldig auf das Sitzungsende des Gemeinderats oder das Ende der Singstunde des Gesangvereins, auch wenn manchmal die Augen zufielen.

Die Gäste fühlten sich bei ihr wohl, und sie fühlte sich in deren Gesellschaft wohl. Erst im Alter von 70 Jahren gönnte sie sich zusammen mit ihrem Mann das Vergnügen zu reisen, unter anderem nach Mallorca. Von ihren Ausflügen auf die Insel Reichenau wurden die Stammgäste immer reichlich mit Gemüse versorgt. Fasnetsveranstaltungen, Hauptversammlungen, Beerdigungskaffee, Kommunion, Konfirmation, Hochzeit, Geburtstage, vieles wurde in der "Linde" gefeiert. Legendär war ihr Kartoffelsalat, von den Vereinen gerne als Beilage auf die Speisekarte gesetzt. Und um zu einer Schlachtplatte, auch ihr Lieblingsessen, zu kommen, musste man Schlange stehen.

Ein Unfall mit einem Armbruch markierte 2014 das Ende ihrer Tätigkeit als Wirtin. Sie brauchte Hilfe, wobei es ihr schwerfiel, diese anzunehmen. Die letzte Zeit verbrachte sie im Seniorenheim Pasodi, in Gedanken aber immer um ihre "Linde" besorgt.

Eine Tochter, zwei Enkel und ein Urenkel trauern um eine Frau, die sich jedem annahm und jeden mit Rat und Tat begleitete.