Die Naturverjüngung, hier von Fichten, hat keine Chance, wenn zu viel Rehwild großen Appetit hat. Der direkte finanzielle Schaden ist beachtlich – und mit Blick auf die Nachhaltigkeit erst recht. Foto: FVA / H. Gössl

Zertifikat ernsthaft in Gefahr. Holzernte könnte in zwei Jahren unverkäuflich sein. Finanzieller Schaden.

Vöhringen - Der Vöhringer Forst ist vorbildlich. Fast. Denn weil es in einem Punkt krankt, könnte er in absehbarer Zeit ein Zertifikat verlieren, das für die Vermarktung der Holzernte fast unerlässlich ist: Die leidige Frage nach dem Verbiss wird mal wieder diskutiert.

Im vergangenen Oktober ziehen zwei Prüfer, begleitet von Bürgermeister Stefan Hammer, Kämmerin Maike Haug, Revierförster Jonas Eiberger und Forstdirektor Norbert Utzler, durch den Vöhringer Wald. Stichprobenkontrolle im Rahmen des Zertifikats "PEFC". Es ist fast unerlässlich, wenn man seine Holzernte verkaufen möchte. Das positive Ergebnis teilte Bürgermeister Stefan Hammer dem Gemeinderat unter Verweis auf einen Abschlussbericht informell mit. Dass es keinen formellen Abschlussbericht über das handschriftliche Protokoll der Abschlussbesprechung hinaus geben würde, wusste er nicht.

Am Montag reicht Hammer die versprochenen Informationen nach. "Insgesamt sehr positiv für die Gemeinde" sei die Auditierung gewesen, die wohl über einen Tipp von außen angestoßen wurde. Dabei ging es um den Wildverbiss, nicht flächendeckend, aber partiell doch der wunde Punkt im Vöhringer Forst schlechthin. Auch die Prüfer erhoben im Oktober den Zeigefinger. Es besteht akuter Handlungsbedarf. Wenn bei der Nachprüfung in zwei Jahren keine Verbesserung sichtbar ist, kann es noch eine dreimonatige Nachfrist geben, dann ist das Zertifikat weg. So hat Hammer die Aufforderung der Prüfer interpretiert. Und demnach bringen auch die vielen anderen "ok"-Häkchen nichts, die die Prüfer auf den Listen eingetragen haben. Etwa für Personalstellen und Ausstattung der Waldarbeiter-Rotte, Arbeitsschutz bis hin zur Schnittbildbewertung.

"Wir sind für unseren Forstbetrieb sehr gelobt worden", sagt Hammer. Der Verbiss könnte aber das Aus bedeuten. Das kann dem Gemeinderat nicht gefallen. Immerhin ist der Forst ein echter Finanzfaktor. Im Moment steuert er einen ansehnlichen Betrag in den kommunalen Haushalt. Und schon jetzt kostet der Verbiss. Nicht nur die Schutzmaßnahmen, die die kommunalen Mitarbeiter erledigen, immerhin 30 Manntage, die Jagdpächter sollten dasselbe aufbringen, und die vereinbarten Flächen sind inzwischen auch geschützt, sondern der errechnete Ausfall schlagen zu Buche.

Dass das nicht sein muss, zeigen andere Flächen im Vöhringer Forst: Es kann funktionieren, den Wildbestand so nieder zu halten, dass die Naturverjüngung vor allem von der Weißtanne, und darauf setzt die nachhaltige Waldwirtschaft, funktioniert.