Bürgermeister-Stellvertreter Gerhard Schittenhelm (rechts) gratuliert dem alten und neuen Bürgermeister Stefan Hammer und dessen Gattin. Foto: Schnekenburger

Bürgermeister mit 77,1 Prozent in Vöhringen wiedergewählt. Herausforderer Aydin Kütük holt 24 Prozent in Sigmarswangen .

Vöhringen - Bei einer Wahlbeteiligung von nicht ganz 50 Prozent haben die Vöhringer und Wittersausener Bürger Stefan Hammer gestern ihr Vertrauen ausgesprochen. Herausforderer Aydin Kütük kommt auf 17 Prozent – mehr als ein Achtungserfolg.

Bereit für eine zweite Amtszeit? Stefan Hammer bleibt Bürgermeister. Daran hatte es spätestens nach den Kandidatenvorstellungen zur Wochenmitte in Vöhringen und Wittershausen kaum Zweifel gegeben. Das Interesse gestern Abend ist verhalten. Die Helfer in den Wahllokalen im Vöhringer Rathaus stellen sich für ihre Bezirke auf eine Wahlbeteiligung an der Urne von etwa 40 Prozent ein. Vormittags hatte es noch nicht einmal danach ausgesehen. Im Schulhaus in Wittershausen ist das Interesse stärker, die Wahlbeteiligung höher. Hier, in seinem Heimatort, wird Kütük am Abend 24 Prozent der Stimmen geholt haben. Von jenen, die sich für Briefwahl entschieden, machten gar 28 Prozent ihr Kreuzchen beim Unternehmer, der sich selber als "Macher" bezeichnet und seine Vision vom Bürgermeisterposten sich mit "Manager" übersetzen lässt.

Nachdem die Urnen geleert sind, wird beim Blick auf die Stapel der Stimmzettel indes schnell klar: Ja, es gibt eine Entscheidung im ersten Wahlgang, alles andere hätte auch verwundert, und, ja, die Entscheidung wird sehr deutlich sein. Klar wird auch: Es gibt viele Zusatzvorschläge. Stimmenkönig der "alternativen" Bürgerwünsche wird Gerhard Schittenhelm, dessen 16 Wahlberechtigte in die leere Zeile eingetragen haben.

Auch hier hält sich das Interesse übrigens in Grenzen. Eine Handvoll Bürger, über jene, die als Wahlhelfer oder über die Verwaltung mit der Wahl zu tun haben, wartet im Rathaus. Nach 18 Minuten ist der erste Wahlbezirk ausgezählt, der zweite braucht gut zehn Minuten länger, Wittershausen und Briefwahlergebnisse sind beizeiten gemeldet. Dann kommen die Tücken der Technik. Die Wahlergebnis-App der Gemeinde will gefüttert werden. Bis sie wieder was ausspuckt, dauert, wie mancher, der testhalber sein Smartphone bemüht, feststellt.

So, und weil eine schier endlos scheinende Liste mit Alternativvorschlägen, die zwischen einer und drei Stimmen erhalten haben, in den großen Ergebnisbogen übertragen werden muss, zieht sich auch der eigentlich auf 19 Uhr terminierte Beginn der Sitzung des Wahlausschusses. Eigentlich wollte man das im Trauzimmer machen, wo es aber doch arg beengt zugegangen wäre. Also hinauf in den Sitzungssaal. Dort ist es zwar kühl, doch haben alle gut Platz, den inzwischen ist die interessierte Öffentlichkeit auf etwa zwei Dutzend Bürger angewachsen, dazu die Kandidaten mit ihren Familien. Thomas Prügel aktiviert, weil sonst gerade nichts zu tun ist, die Webseite der Gemeinde und lässt das vorläufige Wahlergebnis über den Beamer laufen. Als Hauptamtsleiterin Jasmina Warthmann als Vorsitzende des Gemeindewahlausschusses das Ergebnis verkündet, ist es keine Sensation mehr, doch Startschuss, für Kütük, zu seinem Konkurrenten zu gehen und zu gratulieren. Hammer bedankt sich für den fairen Wahlkampf und auch den Mut, sich zur Wahl zu stellen. Damit ist das Thema Wahl durch. Der alte und neue Bürgermeister lädt die Anwesenden in die "Linde".

Kommentar: Gestärkt

Bodo Schnekenburger

Bürgermeister Stefan Hammer soll weitere acht Jahre die Geschicke von Vöhringen lenken. Das Ergebnis ist eindeutig. Und es kann sich in mehrerlei Hinsicht sehen lassen. Die Wahlbeteiligung von unter 50 Prozent eröffnet zwei Denkansätze: Da kann die – eher irrationale – Hoffnung auf einen zweiten Wahlgang eine Rolle gespielt haben. Oder aber der Gedanke, dass der Amtsinhaber gegen den Quereinsteiger ohnehin die Oberhand behalten wird. Dass Aydin Kütük aus dem Stand auf einen Anteil von 17 Prozent kommt, zeigt allerdings, dass die Wahl als echte wahrgenommen wurde. Weitere gut zehn Prozent haben Alternativen vorgeschlagen oder ihren Schein ungültig gemacht. Für einen Denkzettel für Hammer zu wenig. Dass sich gestern knapp 35 Prozent aller Wahlberechtigten ausdrücklich für ihn entschieden haben, ist heutzutage indes ein Ergebnis, das ihn stärkt.