Asyl: Carola Kräutle stellt ihre Immobilie zur Verfügung / 50 bis 60 Menschen können darin wohnen

Die bislang gewerblich genutzte Halle von Carola Kräutle im Vöhringer Gewerbegebiet Ziegelhütte wird künftig als Flüchtlingsunterkunft genutzt.

Von Marzell Steinmetz

Vöhringen. Die Unternehmerin hat die Halle 2009 gebaut. Ihre Tupperware-Bezirkshandlung gab sie Ende Juni dieses Jahres auf, seither steht die Halle leer. Carola Kräutle, die sich beruflich neu orientierte und auf Kastell in Sulz ein Büro hat, bot dann über die Gemeinde ihre Immobilie dem Landratsamt zur Unterbringung von Flüchtlingen an.

Das Gebäude hat eine Nutzfläche von 560 Quadratmetern. Wenn die erforderlichen Umbauten vorgenommen sind, können neun bis zehn Wohneinheiten für 60 bis 70 Menschen geschaffen werden. Die Umbaukosten übernimmt die Eigentümerin. Das Landratsamt zahlt für die Erstunterbringung von Asylbewerben die ortsübliche Miete plus Zuschläge, unter anderem für die intensive Nutzung.

1300 Flüchtlinge im Kreis

Wie Bernd Hamann, Sozialdezernent im Landratsamt, gestern beim Pressegespräch im Vöhringer Rathaus berichtete, müssen derzeit 1300 Flüchtlinge im Kreis Rottweil untergebracht werden. Im Juli waren es 100, im November 282 neu zugewiesene Asylbewerber. Weniger werden es wohl auch im Dezember nicht sein.

Bisher ist es gelungen, im Landkreis die Flüchtlinge dezentral unterzubringen. Zwischen den Bürgermeistern gab es eine Art Solidarpakt: Jede Gemeinde soll eine bestimmte Quote aufnehmen. Manche Kommunen haben sie übererfüllt, andere müssen jetzt nachziehen. Dazu gehört Vöhringen. Das Soll Ende Oktober betrug 37 Flüchtlinge, das "Ist" zu dem Zeitpunkt zehn. Inzwischen konnte die Gemeinde in drei Wohnungen 14 Menschen Obdach bieten. "Über allem schwebt die Hallenbewegung", sagte Hamann. Betroffen wären zunächst die Kreishallen, dann aber müsste er auf die Gemeinden zugehen. Nur wäre eine Unterbringung in Hallen keine Dauerlösung und auch sonst mit Problemen behaftet. Schul-, Vereinssport und Veranstaltungen könnten dort nicht mehr stattfinden. Dass nun das Angebot von Carola Kräutle einging, darüber zeigte sich Hamann sehr froh.

Wohncontainer bestellt

Auch Bürgermeister Stefan Hammer freute sich über diese neue Unterkunftsmöglichkeit. Wenn der private Wohnungsmarkt ausgeschöpft sei, wäre es die logische Konsequenz, dass das Landratsamt zuerst Hallen in den Gemeinden belegen würde, die ihre Flüchtlingsquote noch nicht erfüllt hätten. Der Vöhringer Gemeinderat hat daher beschlossen, Wohncontainer zu bestellen. Sie könnten, so Hammer, Ende Januar/Februar bezogen werden. Die Bestellung will er nicht stornieren. "Es werden noch mehr Menschen kommen", betonte denn auch Hamann, und viele würden bleiben. Deshalb brauche man weiteren Wohnraum. Hammer ist in der Richtung bereits aktiv geworden. Die Verwaltung hat die Eigentümer von 40 leer stehenden Häusern angeschrieben. Die Resonanz darauf sei gering gewesen. Zwar, so wurde Hammer zufolge argumentiert, habe man schon ein Herz für Kriegsflüchtlinge, und auch die Mieten seien interessant. Die Eigentümer wollten aber nicht diejenigen sein, die Flüchtlinge nach Vöhringen holten. Hammer versicherte: "Die Gebäudeeigentümer sind nicht schuld, dass die Flüchtlinge kommen." Carola Kräutle trage dazu bei, dass eine schlimmere Situation vermieden werde.

Hamann will jetzt Druck machen, dass die Umbauarbeiten in der Halle zügig vorangehen. Im Januar 2016 möchte er sie belegen.