Hedwig Haas- Lupold vor der Schautafel zu Geiereinflügen: Mit der Geierfeder demonstriert sie die Spannweite der Flügel. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Hedwig Haas-Lupold wirbt um Achtsamkeit / Aas nicht entziehen

Von Ingrid Vögele

Vöhringen. Ihren Augen kaum trauen wollte Hedwig Haas-Lupold, als sie neulich zum Gartentor hinaus in Richtung Pferdestall ging. Unweit der Unterführung am Rotholzweg zog ein riesiger schwarz-weiß gefiederter Vogel über längere Zeit seine Kreise. Sie konnte ihn als einen Gänsegeier identifizieren.

Als Vogelliebhaberin ritt sie hin und entdeckte an der Stelle ein totes Wildschwein. Und mit Geiern wäre die Beseitigung erstklassig ausgeführt worden, denn diese Aasfresser gelten als wirksamste Beseitigungstruppe, welche die Natur kennt, seuchenhygienisch absolut unbedenklich. Leider tun sich die Menschen schwer mit diesen Tieren. Angedichtetes und Falschinformationen schürten Ängste. Die einst bei uns heimischen Geier wurden verfolgt.

Heute ist es eine hochgefährdete Tierart. In der Liste der Arterhaltung stehen sie an erster Stelle. Dabei handelt es sich um friedfertige Großvögel. Sie werden erst mit vier bis fünf Jahren geschlechtsreif. In der Zwischenzeit vagabundieren diese Junggesellentrupps herum. Mit Einsetzen der Reife kehren sie meist in die angestammten Brutgebiete zurück, die bis zu 1000 Kilometer entfernt liegen, oder lassen sich, bei besseren Lebensbedingungen, am jeweiligen Standort nieder.

In den vergangenen zehn Jahren sei verstärkt ein Geiereinflug vermerkt worden, seit die strengen Schutzbestimmungen in Frankreich und Spanien strikt beachtet würden, führt Haas-Lupold aus. So wurde zum Beispiel in Haigerloch 2007 ein großer Einflug mit mehr als 20 Gänse-und Mönchsgeiern beobachtet. Vergangene Woche drehte der SWR einen Film über die Schwäbische Alb, in dem gezeigt wird, wie Tiere sich ihren Lebensraum zurückerobern können. Unter ihnen ist auch der Gänsegeier.

Der Geierschutzinitiative, die GESI, in der Haas-Lupold Mitglied ist, ist es ein Anliegen, dass die Großvögel in ihrem Wanderverhalten und in ihrem Willen, sich niederzulassen, unterstützt und die Tiere in Ruhe gelassen werden. Gefundene Nahrung sollte nicht entzogen werden. Verunfalltes Wild an exponierter Lage abgelegt, wäre eine gute Nahrungsquelle. Sie erfüllen eine wichtige ökologische Funktion, wenn man sie nur lässt.

Heute, Samstag, ist der "International Vulture Awareness Day" (IVAD). Dieser "Geier-Achtsamkeitstag" wurde 2004 von britischen und südafrikanischen Naturschützern eingerichtet, um auf die Gefährdung und Bedeutung der Altweltgeier hinzuweisen.