Bürgermeisterkandidaten Stefan Hammer und Aydin Kütük stellen sich in der Vöhringer Halle den Bürgern

Von Marcella Danner

Vöhringen. Der Amtsinhaber verweist auf seine Fachkompetenz, der Herausforderer auf seine Fähigkeiten als Unternehmer. Gestern Abend stellen sich Stefan Hammer und Aydin Kütük bei der Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten in der Vöhringer Halle den Bürgern.

Zunächst stellten sich die beiden Anwärter aufs Bürgermeisteramt für die kommenden acht Jahre kurz vor. Deren Vita in Kürze (wir berichteten bereits ausführlich): Amtsinhaber Hammer ist Verwaltungsfachmann und Familienvater, Herausforderer Kütük ist gelernter Kaufmann, selbstständiger Unternehmer und ebenfalls Familienvater.

Ohne Fachwissen, so betonte Hammer in seinen 25 Minuten Redezeit, sei man in einer Verwaltung schnell verloren. Er verwies auf den enormen Schuldenabbau, der in den vergangenen acht Jahren geleistet wurde.

Das Haushaltsdefizit lag bei 6,6 Millionen Euro. Mittlerweile sei es gelungen fast fünf Millionen Euro an Krediten zu tilgen. Die sei auf die positive Entwicklung der Steuereinnahmen, aber auch auf die strikte Ausgabendisziplin zurückzuführen. Auch die Bürger hätten den schwierigen Kurs mitgetragen. Er verhehle nicht, dass durch die rigiden Sparmaßnahmen auch ein Rückstau entstanden sei, den man nun Stück für Stück abtragen müsse. Allerdings lasse die "eindrucksvolle Haushaltskonsolidierung" und die Bildung von Rücklagen es erst zu, dass nun das Großprojekt Halle in Angriff genommen werden konnte.

Die Ortsdurchfahrt Wittershausen – ein weiteres Sorgenkind der Gemeinde – habe man gerade erst in den mittelfristigen Finanzplanung im Etat für 2016 eingestellt.

Die Sanierung der Grundschule Wittershausen, das neue Dach für die Mühlbachschule und die Realisierung des Kindergartenanbaus zeugten davon, dass die Gemeinde auch in schlechten Zeiten investiert habe – vor allem in die Kinder. Dies sei ebenso eine Grundlage für den Erhalt der Bevölkerungszahlen, wie die Ausweisung von Baugebieten.

Mit dem gemeinsam mit der Stadt Sulz geplanten interkommunalen Gewerbegebiet, das im kommenden Jahr erschlossen werden soll, wolle man für weitere Arbeitsplätze sorgen.

In Sachen Betreutes Wohnen sieht Hammer noch Handlungsbedarf. Um ältere Menschen besser ins Gemeindeleben einzubinden, möchte er gerne außerdem einen Bürgerverein als Netzwerk gründen. Einen Satzungsentwurf habe er bereits in der Schublade. Weiter hätte er gerne einen Lärmschutzwall zur Autobahn hin. Sein Fazit: "Vöhringen geht gestärkt aus der Krise hervor."

Aydin Kütük betonte immer wieder, dass er kein Fachmann sei, der über fundiertes Wissen verfüge. Er sei jedoch bereit, zu lernen. Als Unternehmer wolle er auch die Gemeinde wie ein Unternehmen führen. Und Finanzen zu kontrollieren, gehöre bereits jetzt zu seinem täglichen Geschäft. Mit neuen Ideen und Visionen will er aufwarten. "Ich war schon immer ein Macher. Ich suche die Veränderung."

Er werde nichts versprechen, was er nicht halten könne. Das gebe er auch seinen Mitarbeitern stets mit auf den Weg.

Viele Gespräche habe er in den vergangenen Wochen mit den Vöhringer Bürgern geführt und viel dazu gelernt. "Ich möchte meine Gemeinde voranbringen und das ›Wir-Gefühl‹ stärken." Er sei allerdings nicht von Haustür zu Haustür gegangen, um sich vorzustellen. Das sei nicht sein Weg.

Kütük sieht sich als Alternative zum Amtsinhaber, für jene, die etwas ändern wollten. Dazu sei er bereit, alle Stellen in der Verwaltung zu durchlaufen, von den Fachleuten zu lernen, und gegebenenfalls Abläufe auch optimieren. Er sehe sich als Manager, der mit den Bürgern gemeinsam als Team arbeiten wolle. Schließlich gab er zu bedenken, dass in Bayern – dem produktivsten aller Bundesländer – 80 Prozent aller Bürgermeister Quereinsteiger seien.

In der Fragerunde wurde deutlich, dass es vor allem die neue Halle und die Ortsdurchfahrt Wittershausen sind, die den Vöhringern unter den Nägeln brennen. Ein Bürger wollte wissen, weshalb so wenige örtliche Handwerker bei öffentlichen Bauvorhaben berücksichtigt würden. Das liege an den rechtlichen Vorgaben bei Ausschreibungen, erklärte Hammer. Wo es gehe, werde sehr wohl mit ortsansässigen Betrieben gearbeitet.

Aydin Kütük antwortete auf die Frage, was er mit seinem Geschäft machen wolle, sollte er gewählt werden: "Dann stelle ich einen Geschäftsführer ein."

Die interessantesten Gespräche finden bekanntlich nach einer Veranstaltung vor der Halle statt. "Ich hätte mehr Besucher erwartet", sagt einer. Das Interesse der Bürger sei ja nicht gerade groß. Vor acht Jahren sei Hammer angetreten, die Karre aus dem Dreck zu ziehen", merkt ein anderer an. Das hätten manche wohl vergessen. Er vermisse ein wenig Loyalität. Ein dritter will heute Abend auf jeden Fall auch zur Kandidatenvorstellung nach Wittershausen kommen. "Ein paar Fragen hab’ ich mir extra aufgehoben." Ob wohl die nächste Fragerunde in acht Jahren in einer neuen Halle stattfinden wird, fragt sich ein vierter Vöhringer Bürger. u  Heute findet ab 20 Uhr die zweite Vorstellungsrunde in der Halle in Wittershausen statt.