Bürgermeister Stefan Hammer (von links) freut sich, dass Thomas Schmidt die Nachfolge von Heinz-Peter Herr antritt. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Wechsel: Thomas Schmidt übernimmt im Oktober die Arztpraxis von Heinz-Peter Herr

Es ist ein offenes Geheimnis: Seit geraumer Zeit sucht die Gemeinde nach einer Nachfolge für den Allgemeinmediziner Heinz-Peter Herr. Jetzt ist der Wechsel fix. Ab Oktober sorgt Thomas Schmidt für das gesundheitliche Wohl der Vöhringer.

Vöhringen. Er ist einer, der gern gegen den Strom schwimmt. Während der Trend im Gesundheitssektor zu Gemeinschaftspraxen geht, wollte Thomas Schmidt immer eine Einzelpraxis führen. Das liege ihm einfach mehr, sagt der 41-Jährige.

Zum 1. Oktober 2017 wird sich sein Traum in der Mühlbachstraße erfüllen. Dann übernimmt der Facharzt für Innere Medizin die Praxis von Heinz-Peter Herr, der sich nach 27 Jahren Arzttätigkeit in Vöhringen zur Ruhe setzt. Zuletzt hatte sich im April 2015 schon Annemarie Ertle aus privaten Gründen verabschiedet. Auch Marianne Maier, die sozusagen in Teilzeit gearbeitet hat, wird ihrem Kollegen Herr folgen.

Für Schmidt, der zurzeit noch in Schramberg praktiziert, war klar, dass er im ländlichen Raum bleiben wolle. Zu sehr schätzt er die persönliche Bindung zu den Patienten. Langfristig plane er auch, in Vöhringen zu wohnen, müsse aber Rücksicht auf seine Kinder nehmen. Zwei der vier Sprösslinge sind bereits schulpflichtig.

Aufgewachsen ist Schmidt im Landkreis Esslingen. Nach dem Abitur arbeitete er im Krankenhaus. "Das Versorgen der Patienten hat mich sofort begeistert", erinnert er sich. Es folgte ein Medizinstudium in Tübingen mit Doktortitel, für den er sich mit dem Thema Wirkung von Hormonen beschäftigte. Den praktischen Teil absolvierte er in der Schweiz. Sieben Jahre lang arbeitete er in der Inneren Medizin der Göppinger Alb Fils Kliniken und machte dort seine Facharztausbildung.

Sein Spezialgebiet ist die Gastroenterologie aber als hausärztlich Niedergelassener dürfe er keine Magen- und Darmspiegelungen durchführen. Des Weiteren fasziniert ihn die Sonographie als Methode der Diagnostik. Eineinhalb Jahre befasste er sich auch mit dem Thema Kinderheilkunde. Ein Glücksfall für die Gemeinde, wie Bürgermeister Stefan Hammer findet. Schließlich fehle auch noch die Nachfolge für die Kinderarztpraxis von Rolf Heppler. Da sei es gut, dass Kindermedizin zumindest ein kleiner Schwerpunkt innerhalb Schmidts Hausarzttätigkeit sei.

Arzthelferin ist gesucht

Seit 2012 ist Schmidt niedergelassen. Auf der Suche nach einer Praxis wandte er sich an den kassenärztlichen Verbund. So kam letztlich der Kontakt zustande. Die Nachfolge der Praxis war in Vöhringen ein sensibles Thema. So gab es die Überlegung, ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen zu lassen, erzählt Bürgermeister Hammer. Sogar die groben Pläne waren schon gemacht, doch der Kooperationspartner sprang ab. Schließlich nahm die Gemeinde Kontakt zur kassenärztlichen Vereinigung auf. "Wir haben uns also um die Sache gekümmert", betont der Bürgermeister.

Was die anderen Mitarbeiter der Praxis in der Mühlbachstraße angeht, so werden zwei der drei medizinischen Fachangestellten übernommen. Die Dritte gehe in den Ruhestand. Somit sucht Schmidt noch eine Helferin für seine Praxis, die mindestens 20 Wochenstunden arbeitet. Außerdem plane er, künftig auch medizinische Fachangestellte bei sich auszubilden. Seine Frau Sabine, die ausgebildete Krankenschwester mit einer Zusatzqualifikation der Praxismanagerin ausgestattet sei, werde das übernehmen.

Heinz-Peter Herr wird seine Patienten derweil vermissen, weiß aber auch, dass der Job als Landarzt kein leichter ist. Gesundheitsreformen und Regress würden die Arbeit erschweren. Regress bezeichnet eine Strafzahlung, die angeordnet wird, wenn ein Arzt das Arznei- oder Heilmittelbudget stark überschreitet.

Bürgermeister Hammer freut sich derweil, dass die Praxis erhalten werden kann. "Einen Hausarzt braucht jeder. Wir schaffen es bisher, die Einwohnerzahl entgegen dem Trend der Überalterung stabil zu halten, aber das geht nur mit einer guten ärztlichen Versorgung", meint er. Auch menschlich sieht er in Schmidt eine gute Nachfolge: "Er passt gut zur Praxis".