Marleen Jauch berichtet über ihren Einsatz im Krankenhaus in Windhoek. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Marleen Jauch hat ein Praktikum im Katutura-Hospital in Windhoek absolviert / Von Afrika fasziniert

Von Ingrid Vögele

Vöhringen. Mit ihrem Auslandsaufenthalt in Namibia ging für Marleen Jauch ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Bereits in ihrer Schulzeit übte Afrika eine starke Faszination auf sie aus, "ich konnte nicht genug über Land und Leute erfahren", erzählt sie.

Im Rahmen ihrer Berufsausbildung an der Uniklinik in Tübingen zur Krankenschwester wurde sie auf diese Möglichkeit hingewiesen. Zuerst galt es aber, die besorgten Eltern zu überzeugen und sehr viel umzuplanen und zu organisieren, bis der Flieger schließlich mit ihr und einer Freundin in der Hauptstadt Windhoek landete, wo sie auch wohnten. Am übernächsten Tag ging’s los.

Ziel war das Katutura State Hospital im Stadtteil Katutura. Mit 750 Betten ist es das größte Hospital, das alle Abteilungen aufweist, außer Herz- und Thoraxchirurgie. Die ersten drei Tage verbrachte sie im Operationssaal. Niemandem war ihr Ausbildungsstand wichtig, ein weißer Kittel genügte, und man war "Doktor".

Ein erschütterndes Erlebnis war für die junge Frau eine Beinamputation, damit wurde sie mit der afrikanischen Wirklichkeit konfrontiert. Mangelnde Hygiene und fehlende Instrumente machen da nur einen kleinen Teil aus. Erfahrungen sammelte sie auch in der Intensivstation und in der Notaufnahme, die von ausgebildeten Krankenschwestern geleitet wurden. Immer fröhlich waren sie für die Kranken da, auch wenn große private Sorgen durchblitzten.

Als sehr bewegend erlebte sie die Geburt eines Kindes von einer 17-jährigen Mutter. Die Lieblosigkeit der Behandlung war erschreckend. Beeilung bei der Geburt, keine Ermutigung, kein Glückwunsch, kein Vater ließ sich sehen, am nächsten Tag wurden sie entlassen, und zu Fuß ging’s nach Hause.

Namibia war bis zum Ende des Ersten Weltkriegs deutsche Kolonie und hinterließ bis auf den heutigen Tag deutliche Spuren.

Neben Englisch als Amtssprache wird Deutsch gesprochen, und das Krankenhaus liegt an der Bachstraße. Mit 2,1 Millionen Einwohnern ist das Land sehr dünn besiedelt, etwa die Hälfte der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze.

Was das bedeutet, erfuhr Marleen Jauch bei ihrem Einsatz im Slum, wo sie auch den Alltag der Afrikaner kennenlernte. Sie half bei der Essensausgabe für Kinder in der Suppenküche "Home of Good Hope". 400 Kinder waren es, die täglich um eine Kelle Reis mit Gemüse und einem Glas Sirupmischung anstanden. "Hier werde ich gebraucht", beschreibt sie das Gefühl, das sie bei der dankbaren Zuneigung der Kinder empfand. Sieben Wochen dauerte ihr Einsatz. Sie möchte es nochmals machen. Die Erfahrungen dort empfand sie als sehr persönlichkeitsbildend und lehrreich, besonders im Hinblick auf ihre Ausbildung und ihr Leben hier.