Der Appetit scheint groß zu sein. Am Buffet mit den verschiedenen Gerichten stehen die Besucher Schlange. Foto: Fahrland Foto: Schwarzwälder-Bote

Integration: Ehrenamtliche, Schulen und Vereine setzen sich für Flüchtlinge ein / Friedensgebet der Religionsgemeinschaften

Miteinander reden, danken, gemeinsam beten, essen und feiern: Über 200 Teilnehmer hatten sich anlässlich des Jahrestags zur Erstankunft von Flüchtlingen in Vöhringen zum Begegnungsfest in der Vöhringer Turn- und Festhalle angemeldet, tatsächlich gekommen waren noch einige mehr.

Vöhringen. Begrüßt wurden die Anwesenden von Andrea Kopp, die von der Resonanz auf die Einladung der Gemeinde und des Helferkreises Flüchtlinge Vöhringen "total überwältigt" war. Den Ansprachen und Dankesworten von Bürgermeister Stefan Hammer und Sozialdezernent Bernd Hamann vom Landratsamt Rottweil folgte ein mehrsprachiges Friedensgebet mit Vertretern der verschiedenen religiösen Gemeinschaften.

Für rund 30 von Krieg und Terror gezeichnete Länder wurde je eine Kerze entzündet, bevor Kinder der Mühlbachschule pfiffige Zaubertricks präsentierten. Drei syrische und afghanische Viertklässler lasen ein Bildermärchen in deutschen Reimen vor, bei dem es um das gemeinsame friedliche Überleben von Mensch, Hase, Fuchs und Bär in stürmischer Winternacht ging.

Als nach zwei Stunden zu flotten Klängen von "El Padre & the Blue Notes" das Buffet eröffnet wurde, war für jeden etwas dabei. Arabische Linsensuppe, Kichererbsen und syrische Kartoffeln gab es ebenso wie Spätzle, Reis, Salate und drei Sorten Fleisch.

Eine Bilderstrecke auf der Leinwand gab Einblicke in das Leben der Flüchtlinge seit ihrer Ankunft in Vöhringen und ihre Betreuung durch den Helferkreis. Das Stimmengewirr in der Halle war beträchtlich, so dass die interessanten Erfahrungsberichte der haupt- und ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit tätigen Personen bei der lockeren Gesprächsrunde auf dem Podium fast im Geräuschpegel untergingen. Wieder mehr Aufmerksamkeit aus den sich lichtenden Reihen gab es gegen Ende, als mehrere Flüchtlinge sich am Mikrofon auf Deutsch bedankten, bei ihrem Aufnahmeland, der Vöhringer Bevölkerung, allen Unterstützern und Arbeitgebern.

Es schweißt zusammen, wenn Heinz Hauser sonntägliche Aktivitäten mit den Kindern unternimmt oder Andrea Kopp bei den Geschwistern übernachtet, da das Baby ausgerechnet zur Welt kommen sollte, als der Vater wegen Nierensteinen im Krankenhaus behandelt werden musste. Auch umgekehrt gab es Lob, beispielsweise von Stefan Beilharz an seine mittlerweile drei Flüchtlingsmitarbeiter. Weitere zwei Männer arbeiten bei den Betrieben Hauser und Häberlin, eine Frau im Rahmen eines 450-Euro-Jobs beim Geflügelhof Schneckenburger in Bergfelden, den sie zu Fuß erreicht.

Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung zogen sich wie ein roter Faden durch den Abend und zeigten, dass sich die Integration in Vöhringen auf einem guten Weg befindet. Vereine wie "Fun for Kids", die SG Vöhringen oder der Tischtennisclub tragen ihren Teil bei. Mohammad AlHossain wird sich ab Februar zum Feuerwehrmann ausbilden lassen, und die deutschen Helfer haben nach eigenen Aussagen "viel zurückbekommen".

Doch auch schwierige Themen wurden nicht ausgeklammert. Lehrkräfte bedauerten die Einschränkung bezahlter Förderstunden an der Schule, Bernd Hamann machte im Hinblick auf die anderswo von Ausländern begangenen "menschenverachtenden, scheußlichen Verbrechen" klar, dass er als Gastgeber von seinen Gästen ein ordentliches Benehmen erwarte, und Mohammad AlHossain bat darum, den Terrorismus nicht mit dem Islam gleichzusetzen. "Der Terrorismus hat keine Religion, und auch wir leiden darunter", sagte er unter anderem in seiner langen, mit viel Beifall bedachten Rede.

Auch beim Fest immer am Ort des Geschehens waren die Kinder. Sie konnten es kaum erwarten, nach den von Achmed Aljoma aus Syrien moderierten Wettspielen von Frauen gegen Männer endlich selbst zum Zuge zu kommen.