120 Unterschriften gegen die Windanlagen auf der Rappeneck hat Georg Schätzle bereits gesammelt. Unser Bild zeigt im Hintergrund den Rappenecker Hof, der lediglich 450 Meter von einer der Anlagen entfernt wäre. Diese sollen oben auf dem Höhenzug errichtet werden. Foto: Winter Foto: Schwarzwälder-Bote

Georg Schätzle findet Verfahren zum Bau von Windkraftanlagen undemokratisch / Ländlicher Raum ohne Gewicht?

Von Matthias Winter

Vöhrenbach-Langenbach. Ein "geringes Konfliktpotenzial" weisen laut Planer die auf der Rappeneck vorgesehenen Windkraftanlagen auf. Das ärgert Georg Schätzle vom Buckenbühlhof gewaltig. Seit Februar sammelt er Unterschriften gegen die Anlagen. Und beweist so, dass die Aussage nicht richtig ist.

120 Unterschriften hat der Landwirt bereits in Langenbach gesammelt. Bei rund 180 Wahlberechtigten in dem Ortsteil sind das rund zwei Drittel. Er bekäme noch mehr, ist er überzeugt. Aber im Sommer hat er kaum noch Zeit zum Sammeln.

Angefangen hat er damit bereits im Februar. Nachdem bei einem Infoabend in Furtwangen die Anlagen visualisiert wurden und ihre Dimensionen sichtbar wurden. "Das hat einen ja förmlich erschlagen", meint er.

Demokratische Grundsätze würden bei der Planung der Anlagen nicht berücksichtigt, findet Georg Schätzle. "Wenn das Bürgeranlagen sein sollten, müssten die Bürger vor Ort auch gefragt werden." Doch dem ist nicht so.

Auch wenn Immobilien im Bereich der Anlagen an Wert verlieren, ebenso die Lebensqualität, und das Landschaftsbild Schaden nimmt.

Der Rappenecker Hof etwa ist vom Standort der nächstgelegenen Anlage lediglich 450 Meter entfernt, Schätzles Buckenbühlhof runde 500 Meter. Und zudem liegen Gehöfte östlich von den Anlagen, sind also bei dem vorherrschenden Westwind ganz besonders von Emissionen betroffen.

Besonders ärgerlich ist für Georg Schätzle aber auch die erkennbar Absicht der Planer , Windkraftanlagen in dünn besiedelten Gebieten vorzusehen. Im konkreten Fall hätte sich auch der Hirschbühl, die Verlängerung der Rappeneck, als Standort angeboten. Doch dann wäre Vöhrenbach direkt betroffen gewesen.

Dass die Windtürme jetzt weniger Menschen direkt betreffen, macht die Sache aber nicht besser. "Die Stadt sagt, direkt vor der Haustür wollen wir die Anlagen nicht, und wir im ländlichen Raum befinden uns auf der schwächeren Seite." Davon zeugt auch der Satz vom "geringen Konfliktpotenzial". Mit Demokratie habe das nichts mehr zu tun, meint der Landwirt.

Schätzle selbst hat Flächen in dem vorgesehenen Nutzungsbereich und meint, dass die Grundeigner eigentlich darauf hätten achten müssen, dass alle Anlieger in einen Interessenausgleich einbezogen worden wären. Das sei aber nicht geschehen.

"Es gab von Anfang an starke Reibereien", meint Schätzle, der einräumt, zunächst gar nicht auf der Seite der Windkraftgegner gestanden zu haben. Doch die Geschehnisse im Vorfeld brachten ihn zum Nachdenken und machten schließlich einen Gegner der Anlagen auf der Rappeneck aus ihm. Dann hieß es auch mal, man brauche jetzt keine Rücksicht mehr auf ihn zu nehmen. Georg Schätzle findet das unverschämt.

"Ohne Wertschätzung gibt es keine Wertschöpfung", davon ist er überzeugt.

Letztlich ist ihm klar, dass die Betreiber der Anlagen, vor allem Siventis, schon sehr viel Geld in die Projekte investiert hätten, "die können jetzt gar nicht mehr zurück."

Ferner weiß auch er, dass Windkraftanlagen laut Gesetz "privilegiert" sind, also bei Flächennutzungsplänen Vorrang genießen. Zur Ausweisung bestimmter Flächen hätten die Gemeinden einen Suchlauf starten müssen. "Aber es kann doch auch sein, dass dabei am Ende keine geeigneten Flächen gefunden wurden." So seien beispielsweise in Titisee-Neustadt von 16 geplanten Flächen lediglich drei zum Zuge gekommen.

Doch ganz sicher ist sich Georg Schätzle in einem: "Es geht längst nicht mehr um Energiegewinnung, sondern um finanzielle Geschäfte." Und zwar nicht für alle Bürger im Bregtal, sondern lediglich einige wenige.

In Hinterlangenbach jedenfalls sind nach Einschätzung Schätzles rund 90 Prozent der Bürger gegen die Anlagen. Schätzle möchte, dass diese Bürger ebenfalls ernst genommen werden. Auch wenn es nicht so viele sind wie etwa im Kernort.

Der Informationsbedarf ist offensichtlich groß

Dafür hat er die 120 Unterschriften gesammelt und wird auch noch weiter sammeln. Der Informationsbedarf sei groß, hat er festgestellt. Viele Menschen wüssten gar nicht, was da geplant ist, oder hätten von den Dimensionen der Anlagen keine Vorstellung. Die Erfahrung lehre, dass die Leute oft erst aktiv würden, wenn ein Projekt bereits gebaut würde. Doch dann ist es eben zu spät.