An der Gütenbacher Klais-Orgel ist er zuhause: Gerold Scherzinger. Gerne spielt er Bach oder französische Romantiker und gibt sich der freien Improvisation hin. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Serie: Gerold Scherzinger schätzt Facetten der Musik / Zusammenarbeit mit Projektchören trägt Früchte

Gütenbach (kou). Gerold Scherzinger ist in Gütenbach eine musikalische Institution. Er leitet den Chor der katholischen Kirche St. Katharina, ist leidenschaftlicher Dirigent, stand der Musikkapelle vor und musiziert an der Fasnet.

Der 1953 Geborene machte nach der Volksschule eine Lehre bei der Firma Hanhart, die er 1972 beendete. Nach vier Berufsjahren ging er auf die Feintechnikerschule in Schwenningen und ist seit 1978 Konstrukteur bei der Furtwanger Firma Reiner.

Ganz organisch wuchs er in seine Aufgabe als Organist und Chordirigent hinein. Musik war in der Familie daheim. Großvater und Chordirigent Hermann Scherzinger brachte seinem Enkel die ersten "Flötentöne" auf einem Harmonium bei. Der Lehrer Heinrich Haas entdeckte das Talent des Jungen und meinte, dass der gefördert werden sollte.

Gerold Scherzinger nahm Harmoniumstunden und wurde lange Zeit von die Klavierlehrerin und Organistin Renate Duffner aus Furtwangen unterrichtet. Vier Jahre war er auch bei Eduard Wasmer in Villingen, und nachdem der Großvater seinen Dienst nicht mehr versehen konnte, war Gerold gefragt.

Seit 1968 nahm er erste Aufgaben wahr, begleitete Schülergottesdienste und gestaltete nach und nach r Messen mit. "Mir probier’ es emol", meinte er, als er von Pfarrer Amandus Wagenbrenner wegen der Übernahme des Kirchenchores gefragt wurde.

Zunächst setzte eine Zeit des gegenseitigen Abtastens ein, wobei sich alle Beteiligten Mühe gaben. Zur Krise kam es mit Einsetzen des Alterungsprozesses. Einige Sänger wurden gewonnen, nachdem der "Sängerkreis" aufgegeben hatte, und seit acht Jahren bewährt sich die Zusammenarbeit mit Projektsängern.

So konnten die Reimann-Messe in C mit Orgel, Streichern und Bläsern und die moderne Messe von Jakob de Haan mit Bläserbegleitung aufgeführt werden. Immerhin konnte man den Chor von 34 Frauen und Männern um zehn Mitwirkende aufstocken.

Neben Frauenstimmen ist auf neun Tenöre und elf Bässe zu zählen. Je nach Stimmungslage setzt sich Gerold Scherzinger an seine geliebte Klais-Orgel, die ihn inspiriert. Er ist angetan von der Disposition und liebt die großvolumige Akustik des Kirchenraums. Von Bach spielt er gerne "In dir ist Freude", legt die "Petite Suite" von Léon Boellmann auf oder gibt sich der Improvisation hin. Er hofft, dass es mit dem Kirchenchor weitergeht. An Weihnachten soll die Missa brevis von de Haan erklingen. Scherzinger weiß, dass es Utopie ist, aber sein großer Wunsch wäre die Aufführung von Gounods "Cäcilienmesse".