Für neun Windkraftanlagen / Strombedarf von Furtwangen kann fast gedeckt werden / Sperrminorität gesichert

Von Matthias Winter

Furtwangen/Vöhrenbach. Das Thema Windenergie ist derzeit im Oberen Bregtal heiß umstritten. Hoffnung, auf der Rappenecker sowie Linacher Höhe zum Zuge zu kommen, macht sich die Siventis Windprojekte GmbH, die sich auch als "Bürgerinitiative für Windenergie" bezeichnet.

"Wir sind Bürger, die die Energiewende unterstützen wollen", betonen Ulrich Bremauer und Benjamin Kienzler, zwei der insgesamt zehn Initiatoren. Den kürzlich vom Gemeinderat Furtwangen gefassten Beschluss zur Konzentration der Anlage auf einigen Standorten und deren weitere Untersuchung begrüßen die beiden ausdrücklich. Auch wenn Siventis gerne Anlagen auf dem Meisterberg gebaut hätte. Doch das Gebiet fiel mit knapper Ratsmehrheit aus der weiteren Untersuchung heraus. Bis zu neun Anlagen möchte Siventis aber auf den anderen beiden Standorten errichten, fünf auf der Linacher Höhe ("Sommerberg") sowie vier auf dem Rappeneck zwischen Rohrbach und Langenbach.

"Mit diesen Anlagen können wir rechnerisch den Strombedarf Furtwangens größtenteils decken, einschließlich der Industrie", erläutert Bremauer. Mit den geplanten Anlagen, die 2,5 bis 3,0 Megawatt Nennleistung haben, können 6,5 bis sieben Millionen Kilowattstunden pro Windenergieanlage im Jahr erzeugt werden.

Dabei kann sich Siventis nicht nur auf Berechnungen stützen, sondern auch auf die Ergebnisse, die der Windmessmast auf der Linacher Höhe seit Juni 2013 liefert. Mit mobilen Messgeräten sollen auch die Windverhältnisse an anderen Standorten noch untersucht werden, kündigt Benjamin Kienzler an.

Die Messergebnisse sind vor allem deshalb wichtig, weil danach die Anlagen ausgewählt werden sollen, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Unter anderem geht es um die Wahl des richtigen Anlagentyps und Hersteller.

Sollte Siventis auf beiden Konzentrationsflächen zum Zuge kommen, wird der gewonnene Strom über ein Umspannwerk im Bereich Fuchsfalle in das Netz eingespeist. Der Strom etwa von der Linacher Höhe soll dann dahin geleitet werden, übrigens per Erdkabel, wie Ulrich Bremauer betont. Für die neun Anlagen sind laut Bremauer Investitionen von rund 45 Millionen Euro erforderlich.

Hier wird es nun spannend, denn die Windmüller haben ein ausgefeiltes Firmenkonzept, das die Regionalität sichern soll. Über 26 Prozent des stimmberechtigten Eigenkapitals möchten die zehn Initiatoren zusammen mit Bürger und Bürgerenergiegenossenschaften selbst aufbringen, also rund 3,5 Millionen Euro.

Für den Rest soll ein Partner aufkommen, der bereits im Stromgeschäft tätig ist und nachhaltige Energie erzeugt. Namen möchte er noch nicht nennen, doch sei man mit verschiedenen Unternehmen aus der Region bereits im Gespräch, verrät Bremauer.

Mit dem Partner soll auch über das Thema Direktvermarktung gesprochen werden. Der gewonnene Strom wird ins regionale Stromnetz eingespeist und über Direktvermarktung soll die nach dem neuen EEG wohl reduzierte Einspeisevergütung kompensiert werden.

Lieber würde man den Strom direkt an Unternehmen in Furtwangen und Umgebung liefern. In dem Fall könnte der in der Region erzeugte Strom hier auch genutzt werden. Das zehnköpfige Initiatoren Team möchte aber auch die Möglichkeit einer Sperrminorität eingeräumt bekommen, um die Bürgerinteressen der Region vertreten zu können. Die Initiatoren möchten ferner ein aktives Mitspracherecht beim Verkauf der Windparks oder von Teilen des selben erhalten. Und schließlich soll der Firmensitz in der Region bleiben. "Das können wir aber nur fordern, weil wir mehrere Anlagen einbringen".

Die Anlagen in windstarken Gebieten wie Norddeutschland und Teilen Süddeutschlands erfahren durch das neue EEG eine Absenkung, die verringerte Vergütung für die Binnenlandanlagen im Süden kann durch eine Direktvermarktung ausgeglichen werden. Die von Siventis ins Auge gefassten Standorte mit 6,3 bis 6,5 Metern pro Sekunde mittlerer Jahreswindgeschwindigkeit zählen laut Bremauer zu den "sehr guten, realisierbaren Standorten in Baden-Württemberg".