Beim Fachtag der Bruderhausdiakonie in Donaueschingen diskutierte die Podiumsrunde, der Sozialdezernent im Schwarzwald-Baar-Kreis, Jürgen Stach, Bürgermeister Walter Klumpp (Bad Dürrheim), Moderator Stefan Roß von der Dualen Hochschule Stuttgart, Genesungsbegleiterin Heiderose Kaldun, Daniela Schmid vom Gemeindepsychiatrischen Zentrum Überlingen und Kreisrätin Cornelia Kunkis-Becker, zum Thema "Gemeindepsychiatrie gemeinsam gestalten" mit Betroffenen, Angehörigen und Fachleuten. Foto: Winkelmann-Klingsporn Foto: Winkelmann-Klingsporn Foto: Schwarzwälder-Bote

Fachtagung: Menschen mit psychischen Erkrankungen stehen im Heim Fischerhof seit 50 Jahren im Mittelpunkt

Schwarzwald-Baar-Kreis. (ewk). Seit 50 Jahren kümmert man sich auf dem Fischerhof in Hammereisenbach, einer Einrichtung der Bruderhausdiakonie, um Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen.

In einer Fachtagung zum Jubiläumsjahr mit 70 Teilnehmenden wurde die Entwicklung von der heute kaum mehr vorstellbaren vor allem stationären Versorgung der Betroffenen zur heute praktizierten Gemeindepsychiatrie dargestellt.

Die Bruderhausdiakonie hat auf diesem Weg grundlegende Veränderungen mit entwickelt und unter anderem in Donaueschingen realisiert. "Gemeindepsychiatrie gemeinsam gestalten", unter diesem Motto hatte Walter Riedel, der Leiter der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrischen Hilfen der Bruderhausdiakonie im Schwarzwald-Baar-Kreis, Mitarbeitende aus den verschiedenen Arbeitsbereichen, Fachleute aus der Sozialpsychiatrie und Vertreter der Kommunalpolitik, Betroffene und Angehörige in die Werkstätten der Bruderhausdiakonie an der Alleensteinstraße in Donaueschingen eingeladen. Nach ausführlichen Informationsrunden moderierte Paul-Stefan Roß von der Dualen Hochschule Stuttgart ein engagiertes Podium-Plenum-Gespräch zur weiteren Entwicklung der Gemeindepsychiatrie mit den Erfahrungen aus praktischer Arbeit und von Betroffenen. Denn "die Gemeindeorientierung und die Zukunftsfähigkeit unserer Angebote hängen vom Zusammenwirken aller Beteiligten ab", heißt es bei der Bruderhausdiakonie.

Der Dialog stand darum auch im Mittelpunkt. Inklusion, das wurde bald deutlich, heißt nicht nur, dass Kinder mit Behinderungen Regelschulen besuchen können. Auch schwer psychisch kranken Menschen soll Teilhabe ermöglicht werden. Die Gemeindepsychiatrie entwickelt dazu Hilfen entsprechend dem individuellen Bedarf. Betroffene sollen sich als Teil der Gemeinde erleben können. Ganz praktisch geht es um einen selbstbestimmten Alltag, privates Wohnen oder Wohnen in betreuten Wohngemeinschaften, Bildung und Ausbildung, Kontakte vor Ort, Arbeitsmöglichkeiten, auch wenn sie immer wieder durch Klinikaufenthalte unterbrochen werden müssen. Das erfordert Angebote, die Hilfesuchende und ihre Angehörigen angemessen an der Bedarfserhebung und Angebotsgestaltung beteiligen, Fachkräfte, die Verbindungen in die Gemeinde haben, beispielsweise über Nachbarschaften, Kirchengemeinden und Vereine, aber auch eine Politik und Sozialverwaltung, die dazu Rahmenbedingungen setzt.

Am Rednerpult und auf dem Podium waren Fachkompetenzen versammelt: Georg Schulte-Kemna beschrieb die Lernprozesse auf dem Weg zur personenzentrierten Hilfe. Und Achim Dochat, beide aus der Leitungsetage der Bruderhausdiakonie, die Ziele gemeindepsychiatrischer Hilfen. Zwei mit chronischen psychischen Belastungen Betroffene gewährten Einblicke in ihre Biographien und Arbeitsmöglichkeiten in einem gemeindepsychiatrischen Zentrum und als Genesungsberaterin und wie ihre Arbeit sie erfüllt. Für die Vertreter der Kommunalpolitik, Kreissozialdezernent Jürgen Stach, den Bad Dürrheimer Bürgermeister Walter Klumpp und Grünen-Kreisrätin Cornelia Kunkis-Becker, war diese Runde vor allem Gelegenheit, Alltagssituationen und Bedarf wahrzunehmen.

Eine Notwendigkeit unterstrich Alfred Ehret, Vorstandsmitglied im Landesverband der Angehörigen psychisch Kranker: Die Einrichtung einer Stelle im Landkreis für Information, Beratung und Beschwerden im Rahmen der Gemeindepsychiatrie. Eine Möglichkeit, über die die Kreisräte vielleicht diskutieren werden.