Im geöffneten Zustand ist hier das Herold-Orchestrion von Imhof & Mukle zu sehen. Markus Schätzle erklärt gerne die Funktionalität und die Bauteile. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Museum: Ausstellung "Das Orchestrion" bietet interessante Einblicke / Geschichte erleben

Von Siegfried Kouba

Der Arbeitskreis Stadtgeschichte unterhält im Haus der Heimatgilde eine Dauerausstellung mit dem Titel "Das Orchestrion". Das kleine Museum ist ein Kleinod mit sehenswerten und bedeutungsvollen Exponaten.

Vöhrenbach. "Das Orchestrion" dokumentiert kunsthistorisch und zeitgeschichtlich rund 100 Jahre des Vöhrenbacher Musikwerkbaus. Akribisch gingen fleißige Helfer an die Arbeit. Manches schlummerte im "Städtle", doch die Vöhrenbacher stellten Vieles zur Verfügung. Erinnert wird an Michael Welte (1807 bis 1880), den Musiker Stefan Wellenberger (1822 bis 1896) oder den glücklosen Johann Tritschler und an die Hochblüte mit der Firma "Imhof & Mukle".

Von ihr beeindruckt vor allem das "Herold"-Orchestrion, eines der frühen elektrifizierten Werke. Klavier, Orgel, Mandoline, kleine und große Trommel, Becken, Glockenspiel und Trompete vereinen sich zu einem großvolumigen Klang. Das Werk glänzt mit einer Besonderheit. Während bei anderen Geräten die Melodien mit Stiftwalzen oder Papierbändern erzeugt werden, dient hier ein "Notenbuch". Schon 1883 ließ sich Emil Welte eine "Notenrolle" patentieren.

Gerne gehen der stellvertretende Vorsitzende Markus Schätzle oder andere Mitarbeiter der Heimatgilde auf Details ein. Die sind in Dokumenten, Bildern, Fotografien, Orgelpfeifen oder der Silbermedaille des Sigmund Heizmann, die er 1884 in Kalkutta erwarb, festgehalten.

Bewiesen wird auch, dass Einzelteilfertigung im Hausgewerk üblich war. So stellte man im "Breghäusle" Windladen her. Pfeifen fertigte beispielsweise der Langenbacher Leopold Hepting, Gehäuse baute Karl Kleiser.

Gezeigt wird auch die Entwicklung aus der Uhrmacherei. Flötenuhren waren gefragt, die mit Blasebalg ausgestattet über eine Schnur mit Gewicht angetrieben wurden. Ein Werk um 1800 hat als Innenleben eine Walze mit sechs verschiedenen Melodien.

Auch an große Weltgeschichte mit dem Welte-Orchestrion für die "Titanic" wird erinnert, ebenso an das "Monster-Orchestrion" von 1890 für den New Yorker Jockey-Club. Ferner ist die Verbundenheit mit Gebäuden und noch heute lebenden Nachkommen der einstigen Hersteller dargestellt, so exemplarisch der Stammbaum der Familie Ketterer vom "Ochsen".

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen der Orchestrionbau hatte, zeigt ein Stadtplan Vöhrenbachs (1900) mit zehn Werkstätten, die sich relativ nah an der Breg angesiedelt hatten. Wer Wasser hatte, war ein gemachter Mann, denn für den Maschinenantrieb wurden entweder Dampfmaschinen eingesetzt oder die Wasserkraft genutzt.

Auch künstlerische Merkmale, wie das "Lucia"-Fenster im Jugendstil, das einst die Apotheke zierte, ist erhalten. Es gibt viel zu entdecken.

Führungen durch "Das Orchestrion" können per E-Mail an postfach@heimatgilde-frohsinn.de oder telefonisch bei Markus Schätzle unter 07727/79 23 vereinbart werden. Das Haus der Heimatgilde befindet sich in der Johann-Peter-Hebel-Straße 3.