Foto: Hans-Jürgen Kommert

Ein Ball mit Prinzenpaar und Narrenrat: Seit über 100 Jahren pflegt der Heimatverein "Frohsinn" diese eher unübliche Art der Fasnet.

Vöhrenbach - Für ein Super-Programm und feine Schmankerl beim 105. Kappenabend sorgte die Heimatgilde Frohsinn. Auch beim Publikum kamen Frohsinn und ungebremste Heiterkeit an.

Ein tolles Bühnenbild bot sich mit Stadtkapelle, Elferrat, Sublodere-Hans-Gruppe, der sechsköpfigen Garde, dem Prinzenpaar und seinem Hofstaat dem singenden und schunkelnden Narrenvolk. Prinz Daniel I. (Weisser) und Prinzessin Nadja I. (Richter) hatten die Ehre, gleich zu Beginn ihre humorige Rede halten zu können.

Die Prinzessin aus dem "Richter-Gestüt" (e höre sich besser an als Hühnerstall), wo die Prinzessinnen anscheinend im Garten wachsen, die als ehemalige Schneiderin den halbnackten Jogi Löw in der Umkleidekabine beraten konnte.

Und Prinz Daniel, der Mann mit Köpfchen, der mit Feuerwehrkameraden als Model für Kalenderbilder auftritt, sorgten schon schnell für ausgezeichnete Stimmung. Die Beförderung vom Hofnarren, den nun Vater Harald mimte, hat sich ausgezahlt. Eine überaus hübsche und eloquente Prinzessin steht ihm zur Seite.

Bäuerin Petra Gulde-Esterle und ihre vorlaute Kuh Elfriede, schilderte gemeinsam mit ihr so manchen Tratsch und Klatsch aus der Gemeinde. So wusste sie, dass der Narrenrats-Präsi Jürgen Wolfer dank Umzug seit einiger Zeit nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, weil die mitsamt Schränken nach eigenhändigem Aufbau wieder von der Wand gefallen seien.

Im "Zigienerländle", das von Antal Szegö und Sven Schätzle zur Umgehung von Diskriminierung nun in "Paprikaländle" (weil ja das Zigeunerschnitzel angeblich nun auch Paprikaschnitzel heißt) umbenannt wurde, habe "Papa Bär" die auf der Straße liegenden "Haasenbollen" als "Bärendreck" mit ins Haus geschleppt.

Dirk Kleiser als Müllmann und Andreas "Face" Weisser, der seine Unterhosen bei Amazon Prime bestellte und sie doch zu spät bekam, sorgten für Schenkelklopfer erster Güte – da blieb kein Auge trocken.

Auch Mesnerin Margot Dold-Schäffner und ihr gespaltenes Verhältnis zu geknöpften Hosenläden kamen ebenfalls eindeutig zweideutig zur Sprache. Die zwei "Drei Weisen aus dem Morgenland" (Pfarrer Martin Schäuble und Martin Mahler), die ihren Caspar auf dem Weg verloren hatten und deren zweites Kamel in Kosbach angeblich erfroren ist, hatten vielerlei Geschichten aus Vöhrenbach erfahren.

So seien einst vier Vöhrenbacher aus Gründen des Durstes und der Sparsamkeit durch den (gebührenfreien) Kindereingang einer gebührenpflichtigen Toilette geschlüpft, doch der breiteste von ihnen, Martin Feuerstein, sei schlicht im Durchgang steckengeblieben.

Auch Bürgermeister Robert Strumberger sei nicht unfehlbar: Sein Anruf aus dem Urlaub im Rathaus sei von keinem der Mitarbeiter angenommen worden – obwohl er doch verboten habe, dass alle gemeinsam schlafen. Allerdings sei sein Anruf am Wochenende erfolgt.

Die Turm- und Nachtwächter Martin, Annette und Caroline Feuerstein berichteten vom mitgebackenen Kuchenrezept im Hause Lehmann und von der Metzgereiverkäuferin Vanessa Winker, die sich jedes Produkt in der Wursttheke anhand eines Vöhrenbacher Bürgers merkt.

Sie wussten auch, dass Markus Hummel weder Fisch noch Meeresfrüchte mag – und beim Chinesen dank der Kinder sich über die panierten Garnelen über alle Maßen freute. Über das Wirtschaftssterben, also das Schließen von Gaststätten zwischen Linachtalsperre und Sonne in Schönenbach fachsimpelte eine Podiumsdiskussion, bei der am Ende sogar Rabindra Kundu in doppelter Ausführung dabei war. Kai Pflaume (Moritz Winker) stellte dabei immer wieder fest, er sei "kei Pflaume".

Hippie Jürgen Wolfer, der Visionen über Vöhrenbach verbreitete und sich aus dem örtlichen Telefonbuch seine "Dübel" bastelte, sorgte für den tollen Abschluss eines gelungenen Abends. Er war sich sogar absolut sicher, dass die Vöhrenbacher den Hammer erfunden hätten.

Temperamentvolle Auftritte der Garde unter Gardegeneral Jenny Braun und fetzige Musik der Stadtkapelle Vöhrenbach unter der Leitung von Bernd Brugger rundeten den Kappenabend perfekt ab.