Studie zur Entwicklung der Stadt wird im Gemeinderat vorgestellt / Demographische Struktur ändert sich

Von Hans-Jürgen Kommert

Vöhrenbach. Seit Monaten arbeitet man auch in Vöhrenbach an einem "Interkommunalen Gesamtgemeindlichen Entwicklungskonzept". Die Studie wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt.

"In intensiver Zusammenarbeit mit der Verwaltung wurde gemeinsam mit der ›Kommunalentwicklung GmbH‹, einer Gesellschaft der LBBW Immobilien, ein Entwurf erarbeitet und vom Gemeinderat vorberaten", verriet Bürgermeister Robert Strumberger. Anders als in anderen Gemeinden wurde diese Lösung angestrebt, die darauf fußt, den Bürger anhand dieser Vorlage ins Boot zu nehmen. Nun kam Markus Lämmle, um das Ergebnis der Studie vorzustellen.

Begonnen wurde mit einer Vorstellung des Ist-Zustandes, mit der Tatsache, dass auch Vöhrenbach mit einem Bevölkerungsschwund zu kämpfen habe, der sich in den letzten Jahren aber abschwächte. Derzeit sei es aber so, dass deutlich mehr Todesfälle als Geburten zu verzeichnen seien, auf Dauer also die Bevölkerung abnehme, da auch bei Zu- und Abwanderung ein negativer Saldo entstehe. Das heißt: Mehr – vor allem junge – Menschen verlassen die Stadt als Neubürger kommen. Verändern werde sich weiterhin die Altersstruktur, erklärte Lämmle.

Regionale Baukultur soll herausgestellt werden

Geprägt sei der Ort durch die großen, zusammenhängenden Waldgebiete, im Ort gebe es nur wenige Baulücken im Bestand, in Neubaugebieten stünden weitere Flächen zur Verfügung. In den Ortsteilen habe man rechtzeitig sogenannte Abrundungs- und Außenbereichssatzungen erlassen, die vielfach das Bauen im Außenbereich erleichterten.

Schon seit Jahren sei man in der Stadt selbst und im Becker-Areal dabei, tief greifend zu sanieren. Ziel sei es zunächst, die regionale Baukultur herauszustellen durch Erhalt und Weiterentwicklung der vorhandenen Bausubstanz, mit Sicherung des landwirtschaftlichen Charakters sowie der historisch bedeutenden Gebäude und Ensembles. Auch die vorhandenen Denkmale wie Linachtalsperre, Rathaus Grundschule und Festhalle sollten erhalten bleiben.

Schlechte Bausubstanz, die nicht mehr genutzt werde, sollte abgebrochen werden, Baulücken geschlossen, maßvoll neue Flächen im außen liegenden Bereich eröffnet werden – ohne dabei den Charakter der Kulturlandschaft zu schädigen. Dabei sollte die Wirtschaftstruktur zumindest erhalten, besser ausgebaut werden.

Maßnahmen im öffentlichen Raum wie Denkmale, Stadtpark mit See, Ortseingänge, Freibad, Blumenschmuck und ähnliche weitere Maßnahmen mit Einbindung des Heimatvereins sollen weitere Schwerpunkte bilden. Dabei denke er auch an eine Badenutzung des Linach-Stausees.

Gestärkt werden sollte der Tourismus, dazu müssten diverse Freizeitangebote ebenso gestärkt werden wie das Vereinsleben. Auch die sozialen Einrichtungen, begonnen bei der Kinderbetreuung und schließend bei der Altenbetreuung, dürften nicht zurück, sondern ausgebaut werden.

Dem Wohlfühlcharakter kommt Bedeutung zu

Den Wohlfühlcharakter gelte es zu stärken, sagte Lämmle. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sei dabei ebenso wichtig wie die Breitbandversorgung. Gemeinsam mit Furtwangen, Gütenbach und Eisenbach gelte es, die Wasser- und Abwasserversorgung zu bewältigen, die Windkraft zu bündeln und Schulkooperationen anzustreben. Bei der Schulkooperation ging Lämmle allerdings noch von der mittlerweile gescheiterten Zusammenarbeit mit Unterkirnach aus. Bereits bestehende touristische und soziale Angebote sollten gestärkt werden, die Materialbeschaffung bei den Feuerwehren und den Bauhöfen abgestimmt. Auch innerhalb der Verwaltungen könnte so manches gemeinsam verfolgt werden, dazu komme die ärztliche Versorgung.

Abschließend ging Lämmle auf die anstehende Bürgerbeteiligung ein, die er wie in Bad Dürrheim in einer Art Bürgercafé plant. Themenbezogene Tische, die Moderation durch die Kommunalentwicklung, schriftliche und Online-Befragungen und eine Planungswerkstatt sollen folgen.

Rüdiger Hirt (CDU) sah die Vorlage als Unterstützung, beschwerte sich aber über die sehr späte Auslieferung. "Muss man das als verbindlichen Katalog sehen?", fragte er provokant, auch der Konflikt mit dem Eigentum sei programmiert. Das Thema Tourismus sei bereits in den 1970er-Jahren eine Idee gewesen, die aber wieder verworfen wurde.

Hirt: "Man hört nicht auf den Bürger"

Zum Thema Beteiligung der Bürger hatte er seine eigene Meinung: "Man hört ihn gern, aber man hört nicht auf ihn", zeigte er sich überzeugt. Wo Schwerpunkte zu setzen seien, war ihm wichtig. Den interkommunalen Aspekt sah er "ganz schwach besetzt".

Bürgermeister Robert Strumberger klärte darüber auf, dass in Zukunft öffentliche Gelder nur zu bekommen seien, wenn Ziele gemeinsam mit den Bürgern definiert würden. Nur ein überzeugendes Konzept verhelfe zu Geld. "Über die Interkommunale Zusammenarbeit entscheidet letztendlich der Gemeinderat." Allerdings seien auch interkommunale Themen ausschlaggebend über mögliche Förderungen.