Der Musikverein Urach (Bild) und der Kirchenchor sorgen für die musikalische Umrahmung des Bruderschaftsfestes. Nach der kirchlichen Feier spielten die Musiker zum Frühschoppen beim Gasthaus "Sternen" auf. Foto: Ketterer Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenfest: Bruderschaftsaltar mit tiefgründiger Symbolik / Brauch im Jahr 1673 gegründet

Auch nach 344 Jahren, ist es immer wieder ein besonderer und würdiger Tag im Kalender der Uracher Pfarrgemeinde Allerheiligen, wenn das alljährliche Bruderschaftsfest gefeiert wird. Es hat eine lange Tradition, die bis in das Jahr 1673 zurück geht.

Vöhrenbach-Urach. Unter Pfarrer Johann Caspar Brugger (Pfarrer von 1669-1708) wurde im Jahre 1673 die Maria Trost-Bruderschaft in Urach gegründet. Auf den rechten Seitenaltar, "Bruderschaftsaltar", richteten sie deshalb am Sonntag vermehrt die Blicke der Kirchenbesucher.

Johann Pfunner, österreichisch-deutscher Maler, schuf das Bild des Bruderschaftsaltars. Die heilige Maria ist dort mit dem Jesuskind abgebildet. Das Jesuskind trägt einen ledernen Gürtel. Einen solchen Gürtel trugen die Angehörigen der Bruderschaft bei auch ihren Versammlungen.

Zum Gesamteindruck gehören auch die Figuren

Zum Gesamteindruck des Altarbildes gehören auch die beiden von Matthias Faller geschaffenen Figuren. Rechts ist der heilige Augustinus, der mit flammenden Herzen Maria verehrt. Augustinus ist neben Maria ein zweiter Patron der Maria-Trost-Bruderschaft. Die linke Figur stellt die heilige Monika, Augustinus Mutter, dar. Über dem Marienbild ist die heilige Barbara von Nikomedien mit Kelch, Hostie und Schwert als Beigabe abgebildet. Der Altar wurde von der Maria-Trost-Bruderschaft gestiftet.

Das Lied "O Mutter der Barmherzigkeit" legte Pfarrer Martin Schäuble an den Anfang des festlichen Gottesdienstes in der gut gefüllten Kirche. Schäuble erinnerte in seiner Predigt von der Kanzel aus an die Anfänge der Bruderschaft, wo in unserer Gegend große Not und Krankheiten herrschten. Es war die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Im Gebet zu Maria erhofften sich die Menschen Trost in dieser schweren Zeit.

Heute, so der Pfarrer sehnten sich die Menschen weniger nach dem Himmel, da man ja schon ein Stück Himmel auf Erden habe. Uns sei die Perspektive der Ewigkeit verloren gegangen. Schäuble meinte jedoch, wenn man zurückblicken in der Kirchengeschichte, so wäre manches ohne den Glauben an die Ewigkeit gar nicht geschaffen worden, wozu nicht zuletzt auch die schöne Uracher Barockkirche gehöre.

Man sorge sich um die Gesundheit, was wichtig ist, aber "wir sorgen uns viel zu wenig um die Gesundheit der Seele", sagt Martin Schäuble. "Darum", so der Pfarrer, "lädt uns Maria ein, hierher zu kommen, um das Wort ihres Sohnes zu lehren im Evangelium und die Gegenwart ihres Sohnes zu feiern im Geheimnis der Eucharistie." Unter diesen Gesichtspunkten habe das Uracher Bruderschaftsfest auch heute einen besonderen Stellenwert.

"Großer Gott wir loben Dich" zum Abschluss

Nach dem Ende des Gottesdienstes der vom Kirchenchor unter der Leitung von Annette Ruf sowie Matthias Faller an der Orgel und dem Musikverein mit Dirigent Philipp Schönstein umrahmt wurde, erfolgte die Prozession bei herbstlichen Temperaturen um die zwölf Grad.

Zurück in der Kirche, erteilte Pfarrer Schäuble den Schlusssegen. Hier erklangen zusammen mit dem Musikverein unter anderem noch die Lieder "Großer Gott wir loben dich" und "Te Deum". Schäuble dankte allen, die mitgeholfen haben, das Bruderschaftsfest würdig zu gestalten.

Besonders hob der Pfarrer Kirchenchor, Organist Matthias Faller, Musikverein, Familie Dotter für das Errichten des Altars beim ehemaligen Löwen, die Fahnen- und Himmelträger, sowie die Schäppelmädchen, die die Mutter-Gottes Figur trugen, hervor.

Dankesworte gingen auch an die Feuerwehr und Polizei, die für die Sicherheit auf der Straße während der Prozession sorgten. Erfreut war der Pfarrer, dass die Böllerschüsse zu Ehren des allerheiligsten Sakramentes abgefeuert wurden.