Ganz nach dem Geschmack des Boulevards: Manuel Valls und seine Frau Anne Gravoin Foto: EPA

Mit erfrischender Direktheit macht die Violonistin Anne Gravoin an der Seite des neuen Regierungschefs Manuel Valls von sich reden.

Paris - Eine Première Dame hat Frankreich zwar nicht mehr, seit sich Präsident François Hollande von seiner Lebensgefährtin Valérie Trierweiler getrennt hat, während sich seine Geliebte, die Schauspielerin Julie Gayet, weiter im Hintergrund hält. Doch es gibt die Dame des Premiers, Anne Gravoin, die den Hunger der Boulevard-Presse nach Glamour und starken Liebesgeschichten stillt.

Im vergangenen Jahr zeigte das Magazin „Paris Match“ auf der Titelseite Manuel Valls, damals noch Innenminister, und seine Frau beim innigen Kuss. Seit der Kabinettsumbildung vor zwei Wochen steht der 51-Jährige nun der Regierung voran. Nicht nur übertrifft Valls seinen Vorgänger Jean-Marc Ayrault an Ausstrahlung und Popularität. Auch die aparte Frau an seiner Seite, die Konzertgeigerin Gravoin, macht von sich reden – wenn auch manchmal mit allzu lockerer Zunge. Etwa mit der Erklärung, als bekannte Musikerin sei sie wohl „glamouröser als Madame Ayrault, Deutschlehrerin in einem Vorort von Nantes“.

Gravoin soll sich inzwischen bei Brigitte Ayrault entschuldigt haben, die zudem nicht Deutsch, sondern Französisch unterrichtet. Aber ihre selbstbewussten Ansagen sind jetzt schon legendär, wie das unbedarfte „Ich pfeife auf die Puristen“ gegenüber Kritikern ihrer musikalischen Karriere, bei der die 48-Jährige auch mit Größen des französischen Rock wie Johnny Hallyday oder Chanson-Sängern wie Charles Aznavour auftritt. Sie ist gut vernetzt im Showbusiness, in das sie auch Valls eingeführt hat. Ein Pluspunkt für einen Politiker, der noch hoch hinaus will.

Bereits in den 1980er Jahren hatten der damalige Geschichtsstudent und die preisgekrönte Geigen-Schülerin am Konservatorium von Paris eine Liaison. Beide heirateten andere Partner, Valls hat vier Kinder, Gravoin eine erwachsene Tochter. 20 Jahre später trafen sie sich wieder und die Liebe schlug ein „wie der Blitz“, wie beide versichern. 2010 heiratete das Paar, das in einem angesagten Viertel von Paris lebt. Im prächtigen Amtssitz des Premierministers wurde Gravoin bislang noch nicht gesehen. In ihrer neuen Rolle werde sie aber einige Verpflichtungen akzeptieren, „um Zeit mit ihm zu verbringen“, versprach sie. Denn diese ist auch für sie knapp bemessen, die mit ihrer Violine um die Welt tourt und eine eigene Produktionsfirma hat.

Die erfolgreiche, unabhängige Gravoin verkörpert das Bild einer modernen und gleichberechtigten Frau an der Seite eines mächtigen Politikers, so wie das auch die mit ihr befreundete Trierweiler versucht hat. Diese fiel nicht zuletzt aufgrund ihrer berüchtigten Eifersucht auf Hollandes Ex-Partnerin Ségolène Royal in der Gunst der Öffentlichkeit. Ein Problem, das Gravoin fremd zu sein scheint. Auf das Ergebnis einer Umfrage, nach dem jede fünfte Französin von einer heißen Affäre mit Valls träume, erklärte sie nur, sie könne das vollkommen nachvollziehen.

Am Beispiel von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, mit dem der rührige Valls oft verglichen wird, zeigte sich aber auch, dass sich das Breittreten des Privatlebens in der Öffentlichkeit als Boomerang erweisen kann. Sarkozys öffentliches Geturtel mit seiner dritten Frau, Ex-Model Carla Bruni, ging vielen auf die Nerven.

Noch ist das Image von Valls und der erfrischend direkten Gravoin aber positiv. Die angesichts der Ambitionen ihres Mannes auf das höchste Amt im Staat eines Tages tatsächlich von der Dame des Premiers zur Première Dame im Pariser Elyseepalast werden könnte.