Foto: Rehder Foto: Schwarzwälder-Bote

Es hapert hin und wieder in Villingendorf

Ist die Post überfordert? Nach unserem Bericht über ausbleibende Postzusendungen in Schramberg meldet sich Sigrid Daniel, eine Dame aus Villingendorf.

Villingendorf. "Wir können nichts machen", sagte der Postbote, als er Sigrid Daniel am Dienstag gleich 18 Sendungen in die Hand drückte. Beinahe eine Woche lang wartete sie zu diesem Zeitpunkt auf einen Brief. Nicht einer landete im Briefkasten.

Für das Ehepaar Daniel war klar: Da stimmt etwas nicht. "Wir erhalten regelmäßig Post", sagte sie. "Es kamen ja auch nicht die Zeitschriften, die wir abonniert haben". Das sei nicht lebensnotwendig, aber ärgerlich, denn auch medizinische Rechnungen erreichten ihren Briefkasten nicht. Die Frist, sie zu bezahlen, sei recht kurz, erläuterte sie ihre Sorge. Allein sechs Abrechnungen waren unter den dann gelieferten 18 Sendungen dabei.

Ihr Vorwurf richtete sich nicht an die Postzusteller. "Sie tun, was sie können." Das Problem sitze in der Leitzentrale, habe ihr der Postbote geschildert. Für ihren Bezirk sei eine Postbotin zuständig. Sie sei krank geworden, und keiner ihrer Kollegen konnte den Bezirk übernehmen.

Als Gründe nannte er ihr Personalmangel, eine wahre Flut an Sendungen, und – und dies ärgere sie besonders – dass einige Postsendungen auf Kosten der anderen privilegiert behandelt würden. Dazu zähle etwa alles, was über Amazon versendet würde.

Die Post habe sich dazu verpflichtet, die Sendungen termingerecht auszuliefern. Komme die Post dem nicht nach, folge eine empfindliche Vertragsstrafe. Die Postboten seien daher dazu angehalten, Amazon-Sendungen termingerecht abzuliefern, sonst flattere ihnen eine Abmahnung ins Haus, schüttelte die ältere Dame den Kopf.

Villingendorf verfügt über insgesamt drei Zustellbezirke. Die Postboten, die Villingendorf versorgen, kommen von dem Zustellstützpunkt Rottweil. Für alle drei Zustellbezirke gäbe es ausreichend Personal, versicherte Hugo Gimber von der Deutschen Post, Pressestelle Süd. "Fallen Kräfte aus, stehen in der Regel Abrufkräfte zur Verfügung."

Nur bei kurzfristigen Ausfällen könne es vorkommen, dass keine Ersatzkraft zur Verfügung stehe. Der nicht besetzte Zustellbezirk werde dann von Kollegen benachbarter Bezirke mitversorgt. In den vergangenen vier Wochen sei lediglich am Samstag, 8. Juli, eine Zusatzkraft so kurzfristig ausgefallen, dass keine Abrufkraft mehr erreichbar gewesen sei. "Leider" hätten es die Kollegen nicht mehr geschafft, innerhalb der täglichen Höchstarbeitszeit auch alle Kunden im Nachbarbezirk die Post zu bringen.

Auf die Schilderung von Sigrid Daniel, dass die Post eine Woche ausgeblieben und erst am Dienstag mit 18 Briefen angerückt sei, ging Gimber nicht explizit ein. Er erklärt, dass "es immer wieder einmal" vorkomme, dass an einzelnen Tagen sehr hohe, nicht vorhersehbare Sendungsmengen zuzustellen seien, die nicht innerhalb der täglich zulässigen Höchstarbeitszeit zu bewältigen wären. Die Kollegen wären aber dazu angehalten, am nächsten Tag dort mit der Zustellung zu beginnen, wo sie am Vortag abgebrochen haben. So werde ausgeschlossen, dass Kunden an mehreren aufeinander folgenden Tagen keine Post bekämen.

Grundsätzlich, so betonte er, gäbe es keine – wie oben beschrieben – privilegierten Sendungen bei der Post, sondern alle Pakete im DHL- Netzwerk würden gleich behandelt. Es bestehe keine Laufzeitgarantie für DHL-Pakete. Allerdings werde seit mehreren Jahren das Produkt "DHL Paket Prio" angeboten. Das "DHL Paket Prio" biete gegenüber dem "Standard Paket" ein vertraglich vereinbartes Laufzeitversprechen. Um diesem gerecht zu werden, werde das Laufzeitversprechen kundenindividuell festgelegt. Bis April 2017 wurde dieser Service nur Großversendern angeboten. Seither auch kleineren Versendern, zunächst jedoch nur in drei Pilotregionen.