Der mutmaßliche Mörder von Villingendorf wurde in Neufra festgenommen. Foto: SDMG/ Maurer

Mann nach tagelanger Suche in Neufra geschnappt. Hatte 40-Jähriger perfiden Plan? Mit Video

Villingendorf/Rottweil-Neufra - Der mutmaßliche Mörder von Villingendorf ist gefasst. Der 40-Jährige wurde am Dienstag in Neufra festgenommen. Er hatte die Waffe noch bei sich.

Der 40-Jährige  leistet keinen Widerstand, als ihn Streifenpolizisten des Reviers Rottweil gegen 16.40 Uhr im Rottweiler Stadtteil Neufra festnehmen, obwohl er eine Waffe bei sich trug.  Entscheidend war demnach ein Hinweis aus der Bevölkerung. Nach ersten Informationen der Polizei soll es sich bei der Waffe um die Tatwaffe handeln, mit der Drazen D. am vergangenen Donnerstag seinen sechsjährigen Sohn, den neuen Partner seiner Exfrau und dessen Cousine erschossen haben soll.

Die Streifenbeamten übergeben den mutmaßlichen Täter zur Überprüfung seiner Identität der Sonderkommission "Hochwald", die seit Tagen mit Hochdruck an diesem  Fall arbeitete. Dann wird er dem Haftrichter übergeben.

Ex-Soldat hatte perfiden Plan noch nicht zu Ende gebracht

Seit Freitag hatten die Ermittler nach dem Kroaten gesucht, auch im Ausland wurde nach dem 40-Jährigen gefahndet.   Drazen D., ein ehemaliger Soldat aus Ex-Jugoslawien, soll seine Opfer regelrecht hingerichtet haben. An diesem Mittwoch will die Polizei bei einer Pressekonferenz weitere Informationen bekannt geben.

Groß ist die Erleichterung in Villingendorf, dem Ort, in dem am Donnerstagabend die unfassbare Bluttat geschah. Rainer Kropp-Kurta, der Leiter der Schule, an der der sechsjährige Junge nur  Stunden vor dem Verbrechen eingeschult worden war,  sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: "Mir fällt eine ganze Bergkette vom Herzen." 

Ex-Partnerin bewusst am Leben gelassen?

Die diffuse Ungewissheit, ob der Täter noch am Leben war und wenn ja, wo er sich inzwischen aufhielt, zerrte an den Nerven der Bürger. Denn wie unsere Zeitung erfahren hat, hatte Drazen D. an jenem Donnerstagabend seine Ex-Partnerin bewusst am Leben gelassen und entkommen lassen. Auch das war Teil  seiner Rache. Sie sollte noch eine Zeit lang daran leiden, dass er ihr die Liebsten, den gemeinsamen Sohn und den neuen Partner, von dem sie offensichtlich schwanger  ist, genommen hatte. Sein perfider Plan, davon  war auszugehen, war noch nicht zu Ende gebracht: Auch seiner Ex-Partnerin, die unter Polizeischutz stand und sich in ärztlicher Behandlung befindet,  wollte er, so zeichnet sich ab,  das Leben nehmen.

Nun ist der dringend Tatverdächtige hinter  Schloss und Riegel. Diese Nachricht löst in dem Ort die seit Tagen  spürbare  Anspannung. Zumal für Dienstagabend bereits   ein planmäßiger Elternabend  an der Grund- und Werkrealschule Villingendorf  anberaumt war, in der die Polizei  die Sicherheitslage  erläutern, Fragen beantworten  und überdies   darauf hinweisen wollte, dass  Unbeteiligte nichts von Drazen D. zu befürchten hätten, da es sich um eine reine Beziehungstat gehandelt habe.

Bürgermeister: "Villingendorf atmet auf"

Die Eltern nehmen die Nachricht von dem gefassten Tatverdächtigen  überaus  erleichtert auf. Bürgermeister Karlheinz Bucher und Schulleiter Kropp-Kurta berichten von mehrfach anhaltendem Beifall für die Polizei, die in den vergangenen Tagen rund um die Uhr im Einsatz und vor Ort war,  um den Bürgern in dem Dorf ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. "Villingendorf atmet auf", sagt der Bürgermeister, der in dieser schweren Zeit den Bürgern ein Halt war. Er erfährt vom Tuttlinger  Polizeivizepräsidenten Gerold Sigg am Telefon, dass der mutmaßliche Dreifachmörder gefasst ist.

Bucher  lobt den Zusammenhalt im Ort und die besonnene Art und Weise, wie alle Beteiligten, angefangen von den Rettungskräften und Helferteams über die Polizei hin zur Schul- und Rathausverwaltung, in den vergangenen Tagen agiert hätten.

Am Dienstag hat die Polizei noch ein letztes Mal mit 100 Beamten ein weiteres Waldgebiet rund um Villingendorf  nach Spuren des Täters durchsucht.  Die Staatsanwaltschaft hatte für Hinweise  zur Ergreifung des 40-jährigen mutmaßlichen Todesschützen mittlerweile 5000 Euro  ausgesetzt.

Innenminister lobt Einsatzkräfte

Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) lobt am Abend die Einsatzkräfte. Die Polizei habe erneut exzellente Arbeit geleistet. "Ich bin erleichtert, dass der Tatverdächtige gefasst ist und er keine Gefahr mehr für die Bürgerinnen und Bürger darstellt." Die schreckliche Bluttat und der flüchtige Tatverdächtige hätten die Menschen tief aufgewühlt und verunsichert.

Trotz des Fahndungserfolgs muss sich die Polizei aber auch kritische Fragen gefallen lassen. Etwa diese, warum sie im Vorfeld der Tat nicht schon aktiv geworden war. Denn offensichtlich war bekannt, dass  der 40-jährige Ex-Soldat Drazen D. nach dem Leben seiner Frau,  des gemeinsamen Sohnes und des neuen Partners  trachtete.