Der Gasthof Linde in Villingendorf steckt in der Finanzklemme: Die Besitzer haben beim Amtsgericht in Rottweil einen Insolvenzantrag gestellt. Foto: Röseler

Altlasten und Umsatzrückgänge: Ehepaar Gaiselmann kämpft gegen Schieflage des Restaurants.

Villingendorf/Rottweil - Hervorragende Küche – prekäre betriebswirtschaftliche Situation: Wegen einer größeren Finanzklemme wurde für die Linde in Villingendorf Insolvenzantrag gestellt.

Die Nachricht, dass Rainer Gaiselmann, Inhaber und Koch des renommierten Restaurants, beim zuständigen Amtsgericht in Rottweil Antrag auf Durchführung des Insolvenzverfahrens gestellt hat, überrascht viele. Die Küche ist seit Jahrzehnten auf beachtlich hohem kulinarischen Niveau, der Umgangston zwischen Chef und Mitarbeitern wird vom vorläufigen Insolvenzverwalter, dem Oberndorfer Rechtsanwalt Klaus Haischer, als kollegial und freundlich bezeichnet. In der Öffentlichkeit sei auch keine Kritik zu hören, wie Gaiselmann seinen Betrieb führe. Seine Frau und er hätten sich bis zuletzt gegen diesen Schritt gestemmt, dann aber einsehen müssen, dass es keinen anderen Weg gibt.

Für das Rottweiler Bistro-Café Potpourri gilt die selbe Marschroute

Rainer Gaiselmann lässt nun über den Insolvenzverwalter ausrichten, dass nach den Betriebsferien am kommenden Freitag, 2. September, der Betrieb wieder aufgenommen wird mit der klaren Botschaft, um den Erhalt ihres Villingendorfer Restaurants und auch ihres Rottweiler Bistro-Cafés Potpourri mit seiner täglicher Suppenauswahl nach Kräften kämpfen zu wollen.

Mit dem Oberndorfer Rechtsanwalt Klaus Haischer steht als vorläufiger Insolvenzverwalter ein Spezialist zur Seite, der bereits viele erfolgreiche Betriebsfortführungen gemanagt hat. So war Haischer auch maßgeblich an der Rettung der alten Bösinger Fleischwaren durch Etablierung des Unternehmens in einer von Altlasten befreiten neuen GmbH beteiligt. Der Fleisch- und Wurstspezialist war durch kriminelle Machenschaften der früheren Geschäftsführung an den wirtschaftlichen Abgrund geführt worden, bevor Mitte 2011 in einem Insolvenzverfahren die Situation bereinigt wurde.

Die Linde-Problematik hingegen beruht laut Haischer auf Altlasten und Umsatzrückgängen. Die Gründe seien vielfältig. Neue Arbeitsschutzbedingungen hätten die Schließung des Party-Service, der ein Viertel zum Gesamtumsatz des Restaurants beigetragen habe, bedingt. Der Rückzug vieler Menschen ins Private mit der Devise, lieber am Sommerabend zuhause zu grillen, statt mit Freunden gut essen zu gehen, hätten ebenso zum Umsatzeinbruch beigetragen wie Compliance-Regelungen für Konzernmitarbeiter. Die früher übliche Einladung an gute Geschäftsfreunde finde nur noch zu besonderen Anlässen statt.

Beim Versuch, das Unternehmen in ein auch wieder finanziell, solides Fahrwasser zu bringen, versucht Haischer auch mit dem Verweis auf die Überzeugung Gaiselmanns, die hohe Qualität seines Restaurants halten zu können, nicht nur Stammgästen Appetit zu machen. Selbstverständlich werde er – wie in all den Jahren zuvor – im Herbst seine Highlights, etwa Kabarett mit Heinrich del Core, Würzen mit der Spice queen, Martinsgans und Fischwochen offerieren.

Die Löhne der Mitarbeiter seien durch Insolvenzgeld gesichert. Kein Mitarbeiter werde Finanzeinbußen hinnehmen müssen, die Gehälter könnten auch pünktlich bezahlt werden, dafür stehe er, so habe er es dem vorläufigen Verwalter auch versprochen, lässt Rainer Gaiselmann mitteilen.