Schmotzigen-Kader in Villingendorf wird stetig größer – doch anders als bei Bayern München dürfen alle aufs Spielfeld

Villingendorf (apf). Bei der Sportlerwahl wird noch zwei Wochen lang die Mannschaft des Jahres gesucht, in Villingendorf, bei den Schmotzigengruppen, steht bereits jetzt der Gewinner fest: die sechs Gruppen starke Schmotzigen-"Weltauswahl" mit "Geheimagenten", "Schweinetango", "Amtsärzte", "Schmotzkäppele", "Weisser" und "Elferrat".

Narrenvater Tobias Schuhmacher kommen fast die Tränen: Fasnet; sechs Schmotzigengruppen, so viele wie seit Dezennien nicht, die vier akkreditierte Lokalitäten und möglicherweise einige andere ansteuern; hohe Qualität der Gruppen; selber zusammen mit dem Elferrat in neue gesangliche Dimension vorgestoßen ("Lederball") und den Lügendetektortest der "Geheimagenten" (fast) bestanden. Narrenpräsidentenherz, was willst du also mehr? Die Welt befindet sich an diesem Abend im Gleichklang.

Es würde der Schmotzigen- "Sportschau" schwer fallen, mit gutem Gewissen eine Zusammenfassung aller Höhepunkte zusammenzustellen. Es gibt einfach zu viele "spielentscheidende" Szenen. Weil die Villingendorfer Bürgersleut’ die Zeit zwischen der Fasnet für "Narrenstückle" rege nutzen. Und weil die kleine Politik (von der Reichstadt Rottweil aufwärts) und die große ("Kreuz"-Wirt) genügend Pässe in den freien Raum spielen, die die konditionsstarken und technisch versierten Mitspieler der sechs Gruppen aufnehmen.

Dazu kann selbst ein Bruch im Schienbeinkopf bei "Weisser"-weiblich den Kombinationsfluss nicht stoppen. Hauptsache, niemand ist aufs "Maul" gefallen. Wenn doch einmal einer der Bürgersleut’ ins Stocken gerät, fördert das "Wahrheitsserum" der "Geheimagenten" wahre Wunder der Eloquenz zutage.

Natürlich ist nicht zu leugnen, dass es kein besseres leistungsförderndes Mittel als Felix Müllers Schwarzwurst gibt. Diese Gaumenfreude lässt sogar eine Durststrecke ertragen wie Mark Fischers längere Autofahrt mit fünf leeren Bierkästen – von Villingendorf, über die Autobahn, erst Richtung Villingen, dann bis nach Oberndorf, um endlich in Zimmern vor dem mittlerweile geschlossenen Getränkemarkt anzukommen. Wenn dann noch der "Schweinetango" getanzt wird (man beachte die Beinarbeit der Protagonisten), ist die Welt wieder in Ordnung.

Apropos Beinarbeit: Bessere als der Elferrat im Fußballdress hat man seit Garrincha nicht mehr gesehen (und kräftigere seit "Bomber" Gerd Müller sowieso nicht). Sollte das angedachte Arrangement mit allen Vereinen des Fleckens, gemeinsam zu helfen, damit der SVV weiter Landesliga spielen kann, nichts bringen, bleibt immer noch der komplette Wechsel: Elferrat aufs Feld schicken, Fußballer auf die Reservebank.

Oder es trägt die innovative Strategie der "Weisser" reiche Ernte: mit TPRV (Takt-Pendel-Ring-Verkehr) für Verwirrung zu sorgen; immerhin stehen dafür jetzt drei Autos für die drei technischen Mitarbeiter des innovativen Gemeindeverwaltungsverbands bereit (jedoch nur, wenn sie es schaffen, unfallfrei aus der Garage zu kommen).

Sollte auch dies nichts fruchten, laufen die "Amtsärzte" aufs Feld, die zur Not "Doppelherz", wie für die zwei Herzen in der Brust des Bürgermeisters, verschreiben. Möglicherweise hilft dies ebenso gegen akuten Eisenmangel von Clemens Hummel, der mit einem Schlag unzählige Nägel verschenkt hat.

Und als Edeljoker haben die Villingendorfer mit "Schmotzkäppele" noch so fasnachtliche Feinmotoriker wie "Schnettle", "Fanle", "Berta", "Villi" und "Mine Herr" in der Hinterhand. Allein dank ihres Äußeren und ihrer umwerfenden Logik verwirren sie Freund und Gegner gleichermaßen und sorgen für beste Unterhaltung. Kaum zu glauben, dass diese Gruppe, wie auch die Musikkapelle, seit 20 Jahren treu dem Schmotzigen dient. Eine Zahl, die für die Fußballer des SVV im ersten Landesligajahr nach langer Pause fast so weit weg liegt wie die nächste Fasnet. Und die erst wieder Mitte Februar.