Ein Tag der Freude beim VfB-Fanclub Villingendorf. Bei der Einweihung des Fantreffs werden Geschenke überreicht und Auszeichnungen verliehen. Im Bild (von links): Benedikt Storz mit dem Nicht-ganz-XXL-Trikot und den Unterschriften von Gemeinderat und Verwaltung, Dieter Lungwitz, Neu-Ehrenmitglied Felix Müller und Ehrenmitglied Reiner Müller. Aber auch der Wimpel des VfB mit den Unterschriften der Spieler und die Fantreff-Kaffeebecherle von Thomas Haller werden als Gastgeschenke freudig entgegengenommen. Fotos: Pfannes Foto: Schwarzwälder-Bote

VfB-Fanclub Villingendorf weiht Vereinsräumlichkeiten ein und ehrt zwei Legenden

Von Andreas Pfannes

Villingendorf. Was mit einer konzentrierten Mannschaftsleistung alles erreicht werden kann, zeigt der VfB-Stuttgart-Fanclub Villingendorf: bei der Einweihung seines Fantreffs.

Dank einer bemerkenswerten Bündelung der Kräfte ist der offiziell älteste VfB-Fanclub seit dem Vorabend von Christi Himmelfahrt in geweihten Räumlichkeiten im Schellenwasen 2 beheimatet. 2300 Stunden Eigenleistungen sind von 50 Helfern vermerkt und haben aus einer renovierungsbedürftigen Behausung, der einstigen "Kopf-Wohnung", seit Ende 2013 ein Schmuckstück geschaffen.

Somit lässt sich "VfB" nicht mehr nur mit "Vorbild für Bayern" übersetzen, sondern auch mit "Vorbild für (den) Bundesligisten". Oder wie Fanclub-Vorsitzender Felix Müller anmerkt: "Hätte der VfB immer so gekickt, wie wir vom Fanclub geschafft haben, dann hätten wir am Dienstag gegen Barcelona Champions-League gespielt."

Lokale Prominenz mit Bürgermeister Karl-Heinz Bucher an der Spitze schaut bei der Einweihung vorbei und wird mit flotten Reden und einer besonderen Ehrung bestens unterhalten. Und diese erhält ausgerechnet derjenige, der sonst im Ort das Gras wachsen hört, aber an diesem Abend komplett überrascht wird: Felix Müller. Stellvertreter Benedikt Storz ernennt den langjährigen Vorsitzenden (1995 bis 2006 und 2008 bis Juni 2015) zum Ehrenmitglied, eine Auszeichnung, die bisher nur Reiner "Star" Müller (Herbst 2012) erhalten hat. Eine Reverenz an den Mann, der den Fanclub wie kein Zweiter verkörpert und ihn 18 Jahre lang an maßgeblicher Stelle geprägt hat.

Felix Müller kündigt seinen Abschied bei der Mitgliederversammlung im Juni an. Sein Nachfolger wird in ganz große Fußstapfen treten. Müller verspricht, sich noch für die Gestaltung der Außenanlage einzusetzen und auch sonst immer zu helfen ("Wenn Ihr mich braucht, könnt Ihr mich rufen. Aber meistens bin ich schon vorher da").

Eine weitere Ehrung, eine Urkunde, erhält Dieter Lungwitz, eine Fanclub-Legende. Nicht weil er bereits als Mann mit der Hupe im Neckarstadion vor mehr als 40 Jahren Schlagzeilen in der Boulevardpresse gemacht hat, wie in der wandgroßen Vitrine zu sehen ist, sondern weil er bei der Fantreff-Sanierung nahezu Tag und Nacht an der Baustelle anzutreffen war und sich kreativ eingebracht hat.

Der Fantreff: Ein lang gehegter Wunsch ist für den Verein in Erfüllung gegangen, der sich 1977, als der VfB in der zweiten Bundesliga spielen musste, gegründet hat – in direkter Nachbarschaft zu Feuerwehr, DRK, Albverein und Cavemen-Geschäftszimmer. Die ursprünglich angedachte Lösung mit dem ehemaligen Milchhäusle hat sich schnell als zu kostenintensiv herausgestellt. Dank der Möglichkeiten der Gemeinde, des Gemeinderats und etlicher Unterstützer (insgesamt 25), die alle auf einer Sponsorenwand verewigt sind, gelang das ehrgeizige Unterfangen.

So werden die Räumlichkeiten – gerade noch rechtzeitig – vor dem Ende der Bundesliga-Saison eingeweiht. Neben dem weltlichen Segen – Felix Müller, Karl-Heinz Bucher, Thomas Haller für den Villingendorfer Vereinsring, mit Verspätung Christian Schmidt (Leiter der Fanbetreuung vom VfB Stuttgart), der einen Wimpel, unterschrieben von der ganzen Mannschaft, überreicht, und Stefan Neder (Präsidenten-Kollege von Felix Müller beim örtlichen Eintracht-Frankfurt-Fanclub) – bringt Klaus Bangert den himmlischen mit.

Weil jedoch der Pastoralreferent ein VfB-Fan von Gottes Gnaden ist, trifft seine Ansprache den Nerv der Clubmitglieder. Er erinnert an den ersten Torhüter der Welt (Noah; zu ihm sprach Gott, gehe in den Kasten, ich lasse es stürmen), an seine eigenen Stehplatz-Zeiten für 3,50 Mark in der Kurve anno 1977, an den 16. Mai 1992 und seine unbeschreiblichen Gefühle, als der VfB in Leverkusen die Meisterschaft durch ein Tor von Guido Buchwald vier Minuten vor Schluss gewann, und die vielen, vielen Busausfahrten mit dem Fanclub, die Kameradschaft und Verbundenheit geschafft haben.