Zukunft Europas: Jugendliche aus Villingendorf in Straßburg. Foto: Zühlsdorff Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Neuntklässler besuchen Straßburg und das Parlament

Villingendorf/Straßburg. Eine Exkursion führte die Klassenstufe neun der Villingendorfer Werkrealschule ins Europaparlament nach Straßburg.

Die Europäische Union gründet auf der Vorstellung von Frieden, Freiheit, Stabilität und Wohlstand. Und das europäische Parlament ist das Forum für die Debatte um den zukünftigen politischen Kurs der EU. Für die meisten internationalen Abkommen ist innerhalb der EU die Zustimmung des europäischen Parlaments erforderlich.

Die Klassenstufe neun hat sich intensiv mit der jüngeren deutschen Geschichte und der heutigen demokratischen Grundordnung Deutschlands auseinandergesetzt. Im Zuge des europäischen Einigungsprozesses generieren sich immer mehr Vorgaben und Gesetze aus Beschlüssen, die in Straßburg oder Brüssel verabschiedet worden sind. Also wollten die Jugendlichen mehr darüber erfahren, wie Gesetzgebungsvorschläge zu Rechtsvorschriften werden und wo die Europaabgeordneten Beschlüsse fassen, die sich auf das tägliche Leben auswirken.

Mit dem Bus fuhren jüngst 42 Schüler nach Straßburg. Nach intensiven Sicherheitskontrollen gelangte die große Gruppe zusammen mit ihren beiden Klassenlehrern, Birgitt Schlieter und Torsten Zühlsdorff, in das weitläufige Gebäude, wo sie bereits vom Europaabgeordneten Andreas Schwab erwartet wurden.

Es entwickelte sich ein kurzweiliges Gespräch, bei dem Schwab viele Fragen beantworten konnte, die sich die Schüler mithilfe von Workshops zuvor erarbeitet hatten. Wer einen steifen und unnahbaren Politiker erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Schwab suchte und fand den Kontakt zu seinem jungen Publikum, zeigte schlagfertigen Humor und vermittelte interessante Informationen, ohne dabei sprachlich abzuheben.

Blick in Schwabs Alltag

Er eröffnete den Schülern Einblicke in seinen Alltag, der zwar recht vielfältig sei, aber auch weitgehend von der Uhr bestimmt werde.

Im fliegenden Wechsel übernahm Pavel Cernoch vom hauseigenen Besucherdienst die Gesprächsführung. Warum wirken sich Entscheidungen der EU auf den Alltag aus? Wie entstehen überhaupt Rechtsvorschriften, die von den Mitgliedern umgesetzt werden müssen? Was hätten die Bürger alles nicht, wenn es die EU nicht gäbe? Was andere über einen staubtrockenen Vortrag multipliziert hätten, verband Cernoch mit einem Feuerwerk aus Sprachwitz, kurzen Sketch-Einlagen und sehr alltagsbezogenen Beispielen, so dass die Schüler permanent beteiligt wurden und Teil des Geschehens blieben. Über seinen Humor gelang es ihm, komplizierte Zusammenhänge fassbar zu machen.

Debatte über Abgasskandal

Im Plenarsaal folgten die Villingendorfer Schüler im Anschluss einer laufenden Debatte über den VW-Abgasskandal. Sehr wahrscheinlich müssen die Abgaswerte von Fahrzeugen künftig im Realbetrieb ermittelt werden, was wieder in allen Mitgliedsstaaten gleichermaßen umgesetzt werden muss.

Zeit zum Durchschnaufen gab es vor der Rückfahrt auch noch: die Jugendlichen durften selbstständig in kleinen Gruppen Straßburg erkunden oder auf einem der zahlreichen Grünflächen einfach mal nur die Seele baumeln lassen.