Die beachtlichen Lobeshymnen hat sich die Villingendorfer Musikkapelle wahrlich verdient. Foto: Nester Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Stierkampf musikalischer Höhepunkt / Triumphzug von ungeheurer Kraft

Das abwechslungsreiche Repertoire des Jahreskonzerts der Musikkapelle Villingendorf ließ in der voll besetzten Festhalle mit einerseits sehr anspruchsvollen und gleichzeitig äußerst unterhaltsamen Werken für keinen der Zuhörer Wünsche offen.

Villingendorf. Die Jugendkapelle Villingendorf startete mit einem Ausrufezeichen. Unter der Leitung von Thomas Michelfeit erstrahlte das "Concerto D’Amore". Jacob de Haans Komposition gelingt der Spagat zwischen barock anmutender Ouvertüre und modernem Rocktitel, der zusätzlich mit Stilmitteln des Swing durchsetzt ist, ohne dabei kitschig und aufgesetzt zu wirken.

Danach wechselte das Genre. Die Filmmusik zu "Star Wars: The Force Awakens" verlangt spielerische Präzision und feines Timing. Auch hier zeigte sich das Orchester hoch motiviert und meisterte die schwierigen Passagen souverän. Bei der Zugabe "Uptown Funk" überraschten die jungen Damen des Klarinettenregisters mit einer originellen und gelungenen Tanzchoreographie. Das Publikum war begeistert.

Die Musikkapelle Altoberndorf unter Leitung von Volker Rückert eröffnete mit "A Festival Prelude". Das Orchester bot einen runden und reifen Klang. Es folgte "Bright Lights… City Nights"; immer wieder schimmerten Anleihen aus George Gershwins bekanntesten Werken, "Rhapsody In Blue" und "Ein Amerikaner in Paris", durch, die für diese Art einer modern-impressionistischen Tondichtung als bahnbrechend gelten.

Im Anschluss hatten die Altoberndorfer Filmmusik beim Medley "Bond… James Bond" im Programm. Mit "The Best Of Earth, Wind & Fire" beendeten sie ihren Konzertpart. Natürlich wurden sie erst nach einer Zugabe vom Publikum entlassen.

Enorme klangliche Bandbreite zu Beginn

Nach einer Pause übernahm die Musikkapelle Villingendorf die Regie auf der Bühne. Bereits mit den ersten Akkorden aus "Aces" ließ das Orchester erahnen, über welche enorme klangliche Bandbreite und musikalische Differenzierungsmöglichkeiten es verfügt. Zunächst kraftvoll, fast schon spektakulär, dann leise, in feinen Soloparts gezeichnete Stimmungen, wieder abgelöst durch perkussive Elemente in atemberaubendem Tempo – all das ließ diese Hommage des Komponisten an die besten Jet-Piloten der Welt als brillantes Feuerwerk erklingen.

Nun folgte der unzweifelhafte Höhepunkt des Abends. In "La Corrida De Toros" erzählt der Schweizer Komponist Mario Bürki im Stile bester Programmmusik den rituellen Ablauf eines Stierkampfes. Übergangslos finden sich die Zuhörer mitten in einer Arena wieder.

Zunächst langsam, fast tänzerisch, von rhythmischen und klanglichen Elementen des Paso Dobles und des Tangos getragen, umkreist der Matador den Stier. Immer schneller, lauter und wilder wird die Musik. Von rasenden Läufen im Holz geschmückt, pulst der asymmetrische Rhythmus nun im freieren Stil des Flamencos, packt den Zuhörer und lässt ihn die wachsende Spannung, die Unruhe und Gefahr fast körperlich spüren. Das Orchester spielte wie entfesselt und dennoch behielt Dirigent Michelfeit die Kontrolle. Wirbelnde Staccato-Passagen, knifflige technische Läufe, kraftvolle Einsätze der Blechregister vereinen sich mit der hochkomplexen Metrik der verwendeten spanischen Folklore zu einem geradezu enormen Klangbild, das in einen abschließenden Triumphzug von ungeheurer Kraft mündet.

Die Solisten zeigten sich durchweg auf der Höhe, alle Register waren fein aufeinander abgestimmt. So geriet dieser Stierkampf zu einem Hörgenuss.

Und gleich folgt das nächste Abenteuer

Nach diesem imposanten Klangerlebnis war nicht etwa Durchatmen angesagt; sofort stürzten sich die Musiker in das nächste Abenteuer. Mit dem Soundtrack zum Animationsfilm "Drachenzähmen leicht gemacht" wurde das Genre Filmmusik bedient.

Hans-Joachim Rhinow versetzt in seinem "Nutcracker-Swing" die bekannten Melodien von Tschaikowsky mit Elementen des Jazz und der lateinamerikanischen Musik. Die Villingendorfer Musiker bewiesen, dass sie auch hier musikalisch zu Hause sind.

Die Zuhörer würdigten die sehr gelungene Darbietung mit lang anhaltendem Applaus und forderten vehement eine Zugabe.

Als adäquater Schlusspunkt eines äußerst gelungenen Konzertabends erklang der Marsch "Kaiserin Sissi", quasi ein Dankeschön des Orchesters an die Fans der klassischen Blasmusik.