Hämmerle (Bernd Kohlhepp, links) und Leibssle (Eckhard Grauer) treten mit ihrem neuen Programm, "Schwäbisches Roulette", im Druckzentrum in Villingen auf. Foto: Veranstalter Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Kabarettistenduo Hämmerle und Leibssle entlarven schwäbische Untiefen

VS-Villingen. Hämmerle (Bernd Kohlhepp) und Leibssle (Eckhard Grauer) starten nach sieben Jahren Abstinenz ihre Tour durch ganz Baden-Württemberg. Im Interview sprechen sie nicht nur über die Inhalte ihres neuen Programms, "Schwäbisches Roulette", sondern auch von Klischees über die schwäbische Lebensart.

Die letzten sieben Jahre habt ihr eine Schaffenspause eingelegt. Und jetzt stürzt ihr euch auf der Bühne wieder ins Spiel des Lebens. Worauf darf sich das Publikum beim neuen Programm am meisten freuen?

Kohlhepp: Wir haben zwar nicht mehr zusammen gespielt, aber waren immer in gutem Kontakt. Wir schrieben beispielsweise für das SWR-Radio viele Sketche und sprachen sie auch ein – halt nicht als Hämmerle und Leibssle. Wir waren auch gemeinsam auf Teneriffa und haben dort an unseren jeweiligen Soloprogrammen gearbeitet. Der Austausch zwischen uns blieb uns über die ganzen Jahre wichtig.

Grauer: Was neu ist? Hämmerle und Leibssle waren sieben Jahre getrennt voneinander auf der Walz und haben ihre eigenen Erfahrungen gemacht, die jetzt einfließen. Sozusagen weg von der siamesischen Abhängigkeit hin zum Konzertanten, in dem jeder seinen Ton zur neuen Melodie beiträgt. Man sieht’s ja schon an den neuen Outfits.

Zuletzt seid ihr vor sieben Jahren auf der Bühne gestanden. Wolltet ihr mit eurer Schaffenspause noch mehr Spannung und Neugier beim Publikum erzeugen?

Kohlhepp: So ganz stimmt das nicht: Wir haben gemeinsam mit den Damen von Dui do ond de sell einen "schwäbischen Sommernachtstraum" geschrieben und die letzten zwei Sommer aufgeführt. Einer der Gründe dafür: wir wollten tatsächlich herausfinden, ob sich Hämmerle und Leibssle immer noch so gut ergänzen wie damals.

Grauer: Und das taten sie gehörig! Wir hatten einen Riesenspaß. Dass das Publikum unsere Freude teilte, war natürlich wunderbar und hat uns noch mehr bestärkt.

Mit dem neuen Programm "Schwäbisches Roulette" tourt ihr durch ganz Baden-Württemberg. Mal ehrlich: Wo erwartet ihr das beste Publikum?

Grauer: Beim Fußball heißt es: Das nächste Spiel ist das schwerste. Bei uns gilt: Das heutige Publikum ist das beste!

Kohlhepp: Wir freuen uns einfach, wieder gemeinsam auf der Bühne zu stehen.

Auf eurer Internetseite bezeichnet ihr euch als schwäbische Glücksspieler, die sich wieder ins Leben stürzen. Dabei leben die nüchternen Schwaben doch eher nach dem ernsten Motto "schaffe, schaffe Häusle baue". Da kommt doch was zusammen, was nicht zusammen gehört, oder?

Kohlhepp: Tatsächlich hat das Lied ein Rheinländer geschrieben, Ralf Bendix. Der hieß nur bürgerlich mit Nachnamen Schwab.

Grauer: Hämmerle und Leibssle arbeiten ernsthaft! Da werden Bande geknüpft, Intrigen geschmiedet, wird an Stühlen gesägt. Das ist solides, vitales Handwerk! Gut, vielleicht nicht immer ganz nüchtern. Aber wenn das Lied so stimmen würde, wäre der Schwabe schon lange ausgestorben. Er will doch auch nach den Mädle schauen und nicht bloß Häusle bauen. Und diese Untiefen entlarven halt Hämmerle und Leibssle im neuen Programm. Sie lassen das ›alte‹ Schwabentum rasant hinter sich und stellen sich dem Kampf mit der modernen Welt.

Manche bezeichnen Humor ja als "scharfe Waffe". Wie haltet ihr’s mit dem Humor?

Kohlhepp: Humor ist das Schmieröl im Getriebe des Lebens. Ohne ihn gibt es schnell Kolbenfresser.

Grauer: Oder, wie es der gute alte Ringelnatz schon ausdrückte: Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt. Die beiden Burschen Hämmerle und Leibssle tragen jetzt übrigens sogar Krawatten. Weil sicher ist sicher.

Und zum Abschluss: So geht euer Lieblingswitz…

Grauer: Den spielen wir dann auf der Bühne. Nur soviel: Es kommt ein Taucher vor und eine Wasserpfeife.

Kohlhepp: Und ein Spielcasino. Und es geht um ein Telefonbuch, Tattoos und einen entsetzlichen Trauerfall. Was passiert ist? Wird noch nicht verraten. Nur, dass die beiden sofort eine Mittelmeerkreuzfahrt abbrechen. Also Dramatik pur bei Hämmerle und Leibssle.  Die Fragen stellte Alexander Kauffmann.

Die Vorstellung des neuen Programms "Schwäbisches Roulette: Neues Spiel – neues Stück" findet statt am Dienstag, 20. Juni, im Druckzentrum in Villingen-Schwenningen. Es beginnt um 20 Uhr, Einlass ist ab 19.30 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf bei allen Geschäftsstellen des Schwarzwälder Boten. Tickets kosten ab zehn Euro.