Andreas Zumach zeigte Ursachen des Konflikts in Syrien auf. Foto: Lörcher Foto: Schwarzwälder-Bote

Politik: Genfer Journalist informiert im Martin-Luther-Haus

VS-Villingen. Auf Initiative von Dekan i. R. Christian Keller sprach der Genfer Journalist Andreas Zumach kürzlich in Villingen-Schwenningen.

Das Regionale Friedensbündnis VS und die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) hatten eingeladen, und Andreas Zumach nahm Stellung zu diesen Fragen im gut besuchten Martin-Luther-Haus.

Zumach spannte einen Bogen der islamischen Welt von Marokko über Syrien und Irak bis Afghanistan, in dem Staaten in langandauernde Konflikte verstrickt und teilweise zerfallen sind. Die meisten dieser Länder sind Diktaturen oder Polizeistaaten. Sie wurden über Jahrzehnte mit gewaltigen Waffenarsenalen ausgestattet, um sie als Bündnispartner des Westens zu erhalten – für die USA und Europa waren die großen Ölvorkommen dieser Länder immer von Interesse.

In Syrien war die politische Opposition im Jahr 2011 auf Politikwechsel und Ablösung des korrupten Polizeistaates aus und agierte zunächst gewaltfrei, so Zumach. Bashar al-Assad dagegen setzte sofort Militär gegen die Demonstranten ein und provozierte damit Gegengewalt. Generäle und Mannschaften seiner Truppen desertierten und bildeten die Freie Syrische Armee. In die aufflammenden Kämpfe griffen islamistische Milizen ein, allen voran die Nusra-Front. Kurdische Kämpfer und IS eroberten Städte und Gebiete und spalteten das Land in zahlreiche Herrschaftsbereiche auf.

Unterstützung und Waffen lieferten vor allem die USA und Russland (mit Interesse an Militärstützpunkten an der Mittelmeerküste), aber auch Iran, Katar, Saudi-Arabien und die Türkei. Heute beherrscht der IS einen großen Teil Syriens im östlichen Teil des Landes: viel Wüste – mit den syrischen Ölquellen, aus deren Gewinnen der IS sich großenteils finanziert.

Die syrische Armee von Assad stellt, mit Kräften der Hisbollah und Söldnern, die größte Kampftruppe mit etwa 200 000 Kämpfern dar. Ihr Ziel ist die Hoheit über den gesamten Westen des Landes mit der Mittelmeerküste – mit Hilfe der russischen Bombardements werden sie es vermutlich auch erreichen, zeigte Zumach weiter auf. Im Nordosten des Landes könnte ein Kurdenstaat entstehen, was aber Erdogan in der Türkei durch militärisches Eingreifen zu verhindern versucht.

Andreas Zumach vermittelte nicht nur detaillierte Analysen und Hintergründe, sondern machte auch Vorschläge zur Beilegung der Konflikte und zum "Kampf gegen den Terrorismus": Ein "Austrocknen" der Finanz- und Nachschubquellen, ein Stopp der unsäglichen Waffenlieferungen aus Deutschland und anderen Staaten, ein Stopp der Ölverkäufe des IS in der Türkei – das erfordert den Friedenswillen und eine gemeinsame Positionierung der unterschiedlichen internationalen Konfliktpartner, allen voran USA, Russland, Türkei und andere arabische Staaten.

Eine starke UNO könnte dabei eine Hilfe sein, aber leider sei die Internationale Ge-meinschaft noch nicht so weit, meinte Zumach abschließend.