Foto: Bartler-Team

Villinger pflegen alten Brauch: In der Heiligen Nacht erklingt in der Innenstadt ein Hirtenhorn. So viele Besucher wie noch nie.

VS-Villingen - Zum Kuhreihen zog es am Heiligen Abend bei recht angenehmen Temperaturen so viele Besucher in die Innenstadt wie noch nie. Trotzdem blieb das Ganze zu jeder Zeit mit dem besinnlich weihnachtlichen Brauch im Einklang.

Schon an der ersten Station am Niederen Tor waren die Musiker von der Stadt- und Bürgerwehrmusik von Menschentrauben dicht umringt. Die Villinger waren nicht unter sich, von weit über den Kreisgrenzen hinaus kamen die Besucher, wie zu einem Event, zeigte sich doch auch das Wetter von seiner besten Seite. Von Station zu Station kamen mehr Leute, man zog mit den Akteuren mit, nahm angemessen am Brauchtum teil bis zum Abschluss auf dem Marktplatz, mit einem Rückstau bis in die vier Hauptstraßen hinein.

Als der Applaus für die Stadtmusik verklungen war und wieder vollkommene Stille eintrat, war zwar ein gewisser Geräuschpegel von ganz hinten zu hören, der hatte jedoch vorne beim Geschehen nicht gestört. Die Hirtenmelodie des Kuhreihens wurde zum zwölften Mal von Felix Feißt auf dem Herterhorn geblasen und von der Stadt- und Bürgerwehrmusik unter der Leitung von Musikdirektor Markus Färber in den weihnachtlichen Rahmen eingebettet. Der Kuhreihen beginnt mit dem Engelchoral, gefolgt von der "Gnadenvollen Nacht" und schließt nach der Hirtenmelodie mit dem Weihnachtslied "Stille Nacht" ab.

Die Musiker mussten über mangelnde Aufmerksamkeit beim Spiel nicht klagen. Vor der Zeremonie in der Innenstadt hatte die Stadtmusik bereits den Kuhreihen an den Altenheimen St. Lioba und Heilig-Geist-Spital gespielt.

Der Kuhreihen geht auf ein Gelübde der Villinger Bürger aus dem Jahre 1765 zurück nach einer überstandenen Viehseuche. Also heuer zum 250. Mal, ein (kleines) Jubiläum, um das nicht großes Aufsehen gemacht wurde. Herter wurden in der damaligen Zeit die Aufseher für das Großvieh genannt, also die der Kühe und Rinder, während mit Hirten vornehmlich die Schafhirten benannt wurden. Die Herter der verschiedenen Stadtgebiete hatten ursprünglich ihre eigene Erkennungsmelodie. Die einzige erhalten gebliebene Melodie, die heute noch in der Christnacht erklingt, ist die des so genannten Rietstrichs.

OB Rupert Kubon wünschte der Bevölkerung ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest. Viele der Anwesenden nahmen nach der offiziellen Zeremonie die Gelegenheit wahr, mit lange nicht mehr getroffenen Bekannten ins Gespräch zu kommen. Der Glühwein-Ausschank der Aids-Hilfe auf dem exterritorialen Gelände des Kaufhauses am Eck wurde wie immer gerne angenommen, auch wenn die Temperaturen gar nicht so frostig waren. Wer zum Feiern die so genannte Kneipenmeile um die Ecke des Marktplatzes bevorzugte, fand genügend Unterschlupf, wenn vielleicht auch ein bisschen enge Plätzchen.