Der Jugendraum befindet sich im Rathaus, direkt unter Gudrun Furtwänglers Büro. Foto: Schwarzwälder-Bote

Jugendtreff: Geburtstagspartys in Rietheim arteten zu sehr aus / Mittlerweile nur noch eine Gruppe pro Monat

Licht fällt auf das graue Sofa, das mit dem Rücken zum Fenster steht. Es dominiert das Bild des Jugendraumes. Ansonsten ist der Raum recht spartanisch. Die roten Türen zur Toilette sind der einzige Farbtupfer. Jemand hat sie mit Aufklebern von Bands und lustigen Sprüchen beklebt.

Gudrun Furtwängler macht ein paar Schritte in den Raum, schaut sich nachdenklich um und setzt sich dann seufzend auf die Lehne der Eckcouch. Man spürt, dass ihr die Entwicklung der Jugendangebote keine Freude bereitet.

"Die Jugendlichen kamen damals auf uns zu, und wir haben den Raum mit viel Eigenleistung eingerichtet. Da wurden wir sogar vom Land bezuschusst", erinnert sie sich an die Anfänge. Rund zehn Jahre ist das her und bereits nach einem gab es schon Lärmbeschwerden. Wenn es dabei doch nur geblieben wäre.

Stattdessen arteten Geburtstagsfeiern aus, Alkohol wurde exzessiv konsumiert und das Rauchverbot sorgte lediglich dafür, dass der Lautstärkepegel draußen anstieg. Wer es von den Anwohnern dann noch gewagt habe, sich über den Lärm zu beschweren, der sei dazu noch beleidigt und angepöbelt worden. "Sicher, ich hätte Hausverbote verhängen können, aber man weiß ja, wie viel das bringt. Das kann niemand kontrollieren", gibt sich Furtwängler keiner Illusion hin.

Zu den Geburtstagsfeiern, die von der Ortsverwaltung aus gestattet waren, seien auch viele alkoholisierte Auswärtige gekommen, die sich nicht sonderlich rücksichtsvoll im fremden Dorf verhalten hätten. Auch der Jugendschutz sei kaum einzuhalten, weil man die Gäste bei privaten Partys nicht im Blick habe, erklärt Furtwängler. Deshalb habe man Geburtstagsfeiern im Jugendraum verboten. "Bei 90 Prozent der Feiern haben wir einfach nur negative Erfahrungen gemacht", begründet sie die Entscheidung.

Regelmäßige Angebote gebe es schon seit langer Zeit nicht mehr, der Raum direkt unter ihrem Büro sei nur noch als Partyraum im Einsatz gewesen – bis die Ortsverwaltung einen Schlussstrich zog. "Ohne Regeln geht es halt nicht", sagt sie achselzuckend. Sie selbst findet die Situation äußerst bedauerlich.

Natürlich habe die Stadt Betreuungskräfte zur Verfügung gestellt, doch bei drei Wochenstunden sei es schwierig Personal zu finden, das sich in dieser Zeit auch noch der Probleme der Jugendlichen annehme. Und die gab es wirklich zuhauf. "Wo soll ich anfangen? Wir haben einen Rauchmelder installiert, und die Jugendlichen haben die Batterie herausgenommen. Im Winter haben sie vergessen, das Fenster zu schließen und die Toilette war daraufhin eingefroren. Außerdem hat jemand Bierflaschenweitwurf ins Männer-Urinal gespielt", erzählt sie nur einige der Horror-Storys.

Wer inzwischen in den Jugendraum möchte, der muss sich den Schlüssel bei Gudrun Furtwängler im Büro abholen. Eine Betreuungskraft gibt es nicht mehr – zu gering war das Interesse auf Seiten der Jugend.

"Ich möchte definitiv, dass der Jugendraum genutzt wird", stellt die Ortsverwalterin klar. Hier sollen die Jugendlichen ungezwungen sein, können Kicker spielen, Musik hören oder fernsehen. "Aber nicht, wenn sie sich nur volllaufen lassen und die Nachbarschaft in Mitleidenschaft ziehen", kennt Gudrun Furtwängler kein Pardon.

Lange Zeit kam daher niemand mehr in den Raum. Wenn es hoch kommt, frequentiert eine Gruppe pro Monat ihn. "Zuletzt war eine Gruppe im Jugendraum, da hat alles funktioniert. Vielleicht wächst ja gerade eine vernünftigere Generation nach", sagt sie hoffnungsfroh. Und auch ein regelmäßiges Angebot mit einer Betreuungskraft könne sie sich wieder vorstellen, sofern Interesse vorhanden sei.

Doch bei einem Zustand wie dem der vergangenen Jahre habe sie leider Gottes einfach die Reißleine ziehen müssen, meint Gudrun Furtwängler. Noch ein letztes Mal lässt sie den Blick durch den Raum schweifen, bevor sie die Tür des Jugendraums wieder abschließt – für wer weiß wie lange.