Jochen Früh (von links), Carina Dettinger und Joachim Gwinner betreuen das Projekt. Foto:Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Modellprojekt: Versorgung soll für die Zukunft gesichert werden

Ein landesweit einmaliges Projekt in der Region soll die Ärzteversorgung im ländlichen Raum sichern. Bürger können sich einbringen.

Schwarzwald-Baar-Kreis (fsk). "Es ist ein riesiges Problem, dass wir nicht genügend Hausärzte haben", erklärte der stellvertretende Landrat Joachim Gwinner. Trotz eines Anreizes von 30 000 Euro vom Land für jeden Landarzt und einer weiteren Prämie der Kassenärztlichen Vereinigung von 60 000 Euro gelang es bisher nicht, einen Arzt dazu zu bewegen, sich in Schönwald niederzulassen.

In Villingen-Schwenningen liegt die Hausarztversorgung hingegen bei satten 107 Prozent, in Donaueschingen bei 84. Abhilfe schaffen sollte eine kleinräumigere Bedarfsplanung, eine Unterteilung der Region in mehrere kleinere Räume. Zwei Teilräume wurden geschaffen: Das Bregtal mit Furtwangen und Vöhrenbach sowie Schonach, Schönwald, Triberg und der zweite Teilraum mit Donaueschingen, Hüfingen. Bräunlingen, Blumberg.

Auch in den Nachbarkreisen Rottweil und Tuttlingen gibt es deutlich unterversorgte Regionwn. "Im Bereich der ambulanten ärztlichen Versorgung gibt es Anzeichen, dass sich Engpässe abzeichnen", stellte Gwinner fest. Deswegen haben der Schwarzwald-Baar-Kreis sowie die Landkreise Rottweil und Tuttlingen das Forschungsinstitut Quaestio und das Institut für Allgemeinmedizin der Universität Frankfurt mit der Erarbeitung von Lösungen beauftragt, um den Erhalt, aber auch die Verbesserung des Versorgungsniveaus mit möglichst kurzen Wegen zu erreichen. Konzepte für lokal angepasste Gesundheitszenten oder andere Kooperationsmodelle sollen neue Wege finden.

Beispielsweise Ärztezentren mit verschiedenen Dienstleitern unter einem Dach oder aber auch die Möglichkeit, dass Arztpraxen in Villingen Niederlassungen zum Beispiel in Schonach, Schönwald oder Triberg eröffnen.

Eine Befragung von Hausärzten ergab, dass diese neuen Kooperationsmodellen positiv gegenüber stehen.

Vorstellbar wäre zum Beispiel, dass gemeinsam ein jüngerer Kollege angestellt wird. Jüngere Ärzte stellten zunehmend andere Anforderungen, erklärte der Leiter des Gesundheitsamtes, Jochen Früh. "früher gab es die Landarztpraxis in zweiter oder dritter Generation, heute eine völlig neue Generation von Ärzten". Der medizinische Nachwuchs sei weiblich, wolle in Teilzeit arbeiten oder zumindest im Angestelltenverhältnis.

Befragt wurden 142 Ärzte im Kreis, 66 antworteten. 90 Prozent erklärten, sie hätten Probleme, einen Nachfolger zu finden. 70 Prozent sprachen sich für Kooperationsmodelle aus.

Im Anschluss an Auftaktveranstaltungen sollen die Ärzte in Zukunftswerkstätten nicht öffentlich weiter diskutieren.

Bürger können sich beim Thema ambulante medizinische Versorgung einbringen. Die Auftaktveranstaltung im Schwarzwald-Baar-Kreis findet nächste Woche am 26. Juli in Furtwangen in der Aula der Hochschule Furtwangen statt. Beginn ist 18 Uhr.Am gleichen Tag um 14 Uhr beginnt die Auftaktveranstaltung im Kapuziner in Rottweil. Am Dienstag. 25. Juli, 14 Uhr ist der Auftakt in Tuttlingen im Aesculapium.

Das Modell wird vom Sozialministerium zu 100 Prozent gefördert und kostet 250  000 Euro. Es wurde im September 2016 in Angriff genommen und soll bis August 2018 dauern.

Weitere Informationen: landarzt-sbh.de