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Stadt überdenkt Außenbewirtschaftung in Kneipenmeile. Gastronomen reden Klartext.

Villingen-Schwenningen - Die einen trinken einen Weißwein, die anderen ihren Latte Macchiato und freuen sich darüber, "wie wir hier in der Färberstraße so schön draußen sitzen können". Ob alles so "schön" ist, das wird sich noch zeigen: Die Stadt möchte die Gestaltung der Außenbewirtschaftung "überdenken".

Was in einer Gemeinderatssitzung kurz gestreift wurde, präzisierte jetzt Madlen Falke aus der Pressestelle der Stadt VS, auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Man wolle das Thema Außenbewirtschaftung prüfen. Ganz allgemein gehe es um die Frage, wie sich die Stadt künftig präsentieren wolle. "Es geht auch um die Außenwirkung", stellte Falke klar. Und damit im Speziellen um die Frage, wie viele Stühle oder Tische stehen am Rand der aufgehübschten Innenstadt-Straße und wie wirkt das Szenario? Kurzum: Es gehe um Zahl, Größe und Aussehen der Außenmöblierung.

Der Hintergrund

Doch der prüfende Blick auf die Außenbewirtschaftung in der "Villinger Kneipenmeile" ist nur ein Baustein in einem großen Puzzle. Hintergrund für die Betrachtung ist eine grundsätzliche Überarbeitung der Sondernutzungssatzung, die derzeit laufe, so Falke weiter. Im Zuge dieser Überarbeitung soll auch geprüft werden, welchen Eindruck das gesamte Stadtbild vermittle. "Wie präsentieren sich Gastronomen und Händler im Straßenraum." Mehrere Ämter seien involviert, deshalb werde die Prüfung noch etwas Zeit beanspruchen. Im Zusammenhang mit einer neuaufgelegten Satzung soll auch das Thema Müllcontainer in der Innenstadt behandelt werden. Wie bereits berichtet, geben ausladende Müllbehälter immer wieder Anlass zur Kritik. Ein Vorschlag zielt darauf ab, die Tonnen an verschiedenen Standorten innerhalb der Stadt zu konzentrieren.

Die Gastronomie

Gab es für den genauen Blick auf die Färberstraße einen Anlass? Immerhin störte sich mancher Passant an vereinzelten ausladenden Sitzgelegenheiten vor manchem Haus. In dieser Frage wollte Madlen Falke jedoch nicht konkret werden. Klartext reden dafür die Gastronomen. "Man muss schon beide Seiten sehen", versucht sich Klaus Fehrenbach (Café Villa) in die Position der Stadt zu versetzen. Auch er hat Probleme damit, wenn "zwielichtige Möbel draußen stehen" oder Tische und Stühle zu weit in die Straße hineinragen. Wichtig sei es, dass die Terrassen einen gepflegten Eindruck hinterlassen. Ein paar schwarze Schafe, ergänzt er, gebe es aber überall. "Und dagegen sollte man auch etwas tun." Michael Steiger, langjähriger Gastronom, und Hotel- und Gaststättenverbandschef für den Schwarzwald-Baar-Kreis, sieht zumindest in punkto Gestaltung der Außenterassen kaum Änderungsbedarf. "Was gibt es denn da zu prüfen? Das sieht doch alles super aus." Kollege Domenico Wittkopf sieht die Szenerie ähnlich, begrüßt aber ein "einheitliches, gepflegtes Bild" in der Straße. Allzu ausladendem Mobiliar, da sind sich alle einig, sollte die Stadt einen Riegel vorschieben.

Die Gäste

Die Außenterrasen in der Färberstraße sind voll, die Gäste sitzen fröhlich an ihren Tischen und sind auch gerne zu einem Gespräch über die "Außenwirkung" bereit. Sicher, man sitze hier zwar an einer Straße, "aber es ist hier alles richtig toll gemacht. Hauptsache, man kann schön draußen sitzen", so die Stimme einer Villingerin. Ein belgisches Touristenpaar ist ebenfalls von der Straßenszenerie angetan. "Das ist hier richtig schön geworden", lobt der Belgier, der vor zehn Jahren zuletzt in diesem Viertel war. "Da hat sich einiges zum Positiven hin getan."

Die Sperrzeiten

Beim Stichwort "Prüfstand" und "Überdenken" fällt Michael Steiger dann doch noch etwas ein: Wenn man etwas prüfen sollte, dann das Thema Sperrzeiten, spielt er auf einen Dauerbrenner an, der Gastronome, Gäste und Anwohner gleichermaßen umtreibt. Nach wie vor drängen viele Betriebe auf (mindestens) eine 23-Uhr-Regelung für die Außenbewirtschaftung und eine Angleichung der Sperrzeiten innerhalb der Stadt, die draußen bei 23 Uhr liegen. Madlen Falke weist darauf hin, dass die jetzt bestehende 22-Uhr-Regelung für die Färberstraße auf einem Kompromiss zwischen Wirten, Anwohnern und der Stadt beruhe. Doch Domenico Wittkopf (Ott) bleibt dabei: Er fordert die 24-Uhr-Lösung, so wie in ganz Deutschland.