Das Ausbilderversprechen bekräftigten (von links) Tobias Maier, Thomas Albiez, Özgür Omar (Wydnam Garden Donaueschingen), Francois Howard Kurz (Hotel Hohenkarpfen), Rüdiger Bosse, Alexandra Limberger (Hotel Solegarten Bad Dürrheim), Mario Sanseverino ), Faze Tuzzi (beide Delfino Rottweil), Ines Kleiner, Michael Steiger und Jens-Ole Gieseke (Hotel Légère Tuttlingen). Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinsame Initiative von Dehoga und IHK will für mehr Fachkräfte in Gastromomie- und Hotellerie der Region sorgen

Von Felicitas Schück Schwarzwald-Baar-Kreis. Es fehlt im ländlichen Raum an Auszubildenden im Hotel- und Gaststättenbereich. Große Hotelprojekte im Kreis werden noch mehr Personal benötigen, als jetzt vorhanden ist. Für Wolf-Rüdiger Bosse vom Hotel Bosse ein Grund, das Ausbilderversprechen, das sich Dehoga und IHK in Baden-Württemberg gegeben haben, uneingeschränkt zu befürworten. Der Hotelier nahm als einer der ersten in der Region die Ausbilderurkunde entgegen. Nach Freiburg und Stuttgart ist die Region die dritte, in der das Ausbilderversprechen offiziell bekräftigt wurde. "Die Region ist nicht nur Industrie-, sondern auch Tourismusregion", betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez. "Wir alle profitieren von dem, was an Service in Gastronomie geboten wird. Die Branche ist toll, gut und bildet viel aus."

Ines Kleiner, stellvertretende Dehoga-Geschäftsführerin, berichtete, die Dehoga sei sehr stark vom Fachkräftemangel betroffen. Unter anderem der demografische Wandel sei eine Ursache. Mit verbindlichen Qualitätsstandards bei der Ausbildung, zu denen sich das Unternehmen selbst verpflichtet, will die Branche versuchen, mehr Jugendliche für eine Ausbildung im Hotel- und Gaststättenbereich zu gewinnen."Mitarbeiter und Ausbilder sollen sich dessen bewusst werden, dass sie Vorbildfunktion haben können", so Kleiner zum Ausbilderverprechen, das sie als gemeinsame Aktion von IHK und Dehoga vorstellte. Das Ausbilderversprechen beinhaltet "zehn Gebote", unter anderem soll jeder Auszubildende einen Mitarbeiter als Paten bekommen. Dienstpläne sollen frühzeitig erstellt, die Auszubildenden mit Schulungen unterstützt werden.

Mit 327 100 Hotelübernachtungen in der Region profitierten die Unternehmen von der positiven konjunkturellen Entwicklung, sagte Wolf-Rüdiger Bosse. Allerdings liege die Bettenauslastung mit 28,9 Prozent unter dem Landesdurchschnitt (36,3 Prozent), weil die Region mehr vom Geschäftstourismus mit Einzelzimmern geprägt sei. Zwei Hotelprojekte in Villingen beim neuen Klinikum und beim Tonhallenareal sowie drei Vorhaben in Bad Dürrheim, nämlich das Parasolhotel, das Haus Hohenbaden und ein 40-Betten-Anbau an das Waldeck, werden den Bedarf an Fachkräften erhöhen. Bei den Jugendlichen sei der Beruf Hotelkaufmann deutlich mehr gefragt als Restaurantfachmann, obwohl dort mehr Bedarf bestehe. "Ab Dezember werden wir den Gast beispielsweise über Allergene aufklären müssen", schilderte Bosse.

Auch im Kreis Tuttlingen fehlen Fachkräfte, obwohl das Donaubergland durchaus Potenzial habe, sagte Michael Steiger vom Irish Pub in Villingen und Tuttlingen. "Wir brauchen den normalen Mitarbeiter, der vielleicht schon mal gescheitert ist mit einer Lehre", appellierte er.

Im Kreis Rottweil ist die Gastronomie Partner der Industrie, schilderte Tobias Maier, Geschäftsführer des Hotels Johanniterbad in Rottweil.

Grundsätzlich gebe es ein "hohes Potenzial von ausbildungsbereiten Betrieben, die sofort ausbilden würden", wenn sie Auszubildende finden würden, berichtete Anne Spreitzer, IHK-Projektleiterin Tourismus. Insgesamt 1643 Gastronomie- und 343 Hotelprojekte gibt es in der Region. Die meisten befinden sich im Schwarzwald-Baar-Kreis (757 Gastronomie- und 202 Übernaachtungsbetriebe); gefolgt vom Kreis Rottweil (447 Übernachtungs- und 90 Gastronomiebetriebe). Im Kreis Tuttlingen gibt es 439 Übernachtungs- und 51 Gastronomiebetriebe.

Mittelfristig werden sich die Ausbildungsverhältnisse im Bereich Gastronomie und Hotellerie im Schwarzwald-Baar-Kreis erhöhen, meint Anne Spreitzer. Grund dafür sind die Hotelprojekte. Allerdings ist von 2013 auf 2014 ein Rückgang zu verzeichnen, der unter anderem durch Klinikschließungen in Bad Dürrheim verursacht wurde. Im Kreis Rottweil sei tendenziell der Rückgang durch vermehrte Ausbildungsanstrengungen gestoppt, im Kreis Tuttlingen das "Turnaround" bereits geschafft.

Als Gründe für den wachsenden Fachkräftemangel sieht Spreitzer außer dem demografischen Wandel den vermehrten Wegzug junger Menschen aus der Region sowie den Trend zur Akademisierung und Ausbildungsabbrüche, wobei die Region eine sehr geringe Abbrecherquote habe. Unter anderem mit Berufsberatung in den Schulen sowie Ausbildungsmessen will die IHK dem Fachkräftemangel in der Gastromomie begegnen. So soll 2015 auf der "Jobs for Future" in Schwenningen der Schwerpunkt auf der Gastronomie liegen.