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Ralf Glück verteidigt routinemäßiges ­Vorgehen des Ordnungsamts in Tannheim

Eine hitzige Debatte haben die Kontrollen der Polizeibehörde beim Tannheimer Dorffest ausgelöst: Während es Ernst Reiser von den Freien Wählern "blamabel" fand, dass die städtischen Mitarbeiter um 1 Uhr vorbeischauten und das Ende der Musikbeschallung forderten, verteidigte Ralf Glück, Leiter des Bürgeramts, das Vorgehen seiner Kollegen.

VS-Tannheim. Beim rundum gelungenen Fest zur 1200-Jahr-Feier habe es nur einen Spielverderber gegeben, nämlich das Bürgeramt, polterte Reiser in der Sitzung des Technischen Ausschusses. Alle hätten toll miteinander gefeiert – bis die Kontrolleure der Verwaltung Ortsvorsteherin Anja Keller aufgefordert hätten, die Musik im Festzelt abzudrehen. Angesichts der guten Stimmung und der vielen Gäste habe diese der Aufforderung nicht nachkommen, sondern nur mit der Lautstärke herunterfahren wollen. Habe sie doch bereits versucht, das Fest zur Sperrzeit gegen Mitternacht ins Feuerwehrhaus zu verlegen, angesichts der zahlreichen Gäste und des vollen Saals ein unmögliches Unterfangen. So habe ihr die Ordnungspolizei sogar mit einer Anzeige gedroht. "Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis", machte Reiser seinem Ärger Luft und forderte Glück auf, sich bei Anja Keller und der ganzen Ortschaft für dieses Verhalten zu entschuldigen. Zumal sich niemand über Lärm beschwert habe.

Beschwerden wegen des Lärms seien bei der Polizei durchaus eingegangen, entgegnete Glück. Da sei die Verwaltung an Recht und Gesetz gebunden. Und er wehrte sich gegen den Vorwurf, persönlich zwei Mitarbeiter geschickt zu haben. Es sei eine routinemäßige Kontrolle gewesen, wie es sie bei jedem Fest gebe. Und das Ordnungsamt sei sie eher locker angegangen. Sei doch eigentlich mit der Ortsverwaltung abgesprochen gewesen, dass der Betrieb im Festzelt um Mitternacht endet, während die Party im Feuerwehrhaus bis 5 Uhr genehmigt gewesen sei. Dass die städtischen Mitarbeiter erst gegen 1 Uhr in Tannheim vorbeischauten, sei also ein Entgegenkommen gewesen, unterstrich Glück. Und von Seiten Dritter, beispielsweise aus Pfaffenweiler, sei die Aufforderung beim Ordnungsamt eingegangen, auch in Tannheim auf die Einhaltung der Zeiten zu achten und vorbeizuschauen, erklärte er. "Wir wurden ganz gezielt darauf hingewiesen, bei diesem Fest zu kontrollieren", schilderte er die Situation.

Es sei natürlich eine grundsätzliche Frage, ob die Stadt bei eigenen Veranstaltungen nach anderen Regeln handle als bei privaten Festen. Bisher halte sich das Ordnungsamt an die Maxime, alle gleich zu behandeln. Eben auch in Tannheim, und da hätten Festgäste seine Kollegen "ziemlich angegangen und abgekanzelt", erklärte Glück. "Unsere Mitarbeiter stehen enorm unter Druck", gab Baubürgermeister Detlev Bührer zu bedenken und nahm den Ordnungsamtsleiter und sein Team in Schutz. Hinterher stelle sich vieles als nicht so schlimm dar, wie zunächst angenommen. So sei es nun an Anja Keller und Ralf Glück, den Vorfall in einem Gespräch zu klären. Eine Strafanzeige erwarte die Ortsvorsteherin auf keinen Fall, versicherte Glück auf Nachfrage von Reiser, es sei ja keine Straftat vorgefallen. Wenn überhaupt, dann gehe es um ein Bußgeld. Doch zunächst warte er den Bericht der Ordnungshüter und weitere Gespräche ab.

Unzählige Helfer ehrenamtlich im Einsatz

Anja Keller findet es schade, dass es zu dem Vorfall kam. Immerhin hätten sich an die 400 Helfer ehrenamtlich eingebracht, um einen Beitrag zur 1200-Jahr-Feier der Stadt zu leisten und eine Party für alle Bürger auf die Beine zu stellen. Das Team sei noch dazu für einen guten Zweck im Einsatz gewesen, die Einnahmen erhält der Förderverein des Freibads. Mit Blick auf dieses Engagement der Ein wohner und deren Bereitschaft, über Monate hinweg Zeit in die Vorbereitungen zu stecken, habe sie das Verhalten des Ordnungsamts enttäuscht.