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Porträt / Wolfgang Rüter-Ebel setzt sich       für Frieden ein / Fest ist für ihn eine Mischung aus Arbeit und Familie

Der Dekan im evangelischen Kirchenbezirk Villingen und Pfarrer der Johannesgemeinde hat einen Weihnachtswunsch: Möge die zivile Gesellschaft in der Lage sein, die derzeitigen Angriffe auf Demokratie und Humanität abzuwehren.

VS-Villingen. Wolfgang Rüter-Ebel hat den lokalen Beitrag des Dekanats zum Frieden zwischen den Religionen von Christen und Muslimen im Herbst mit der ökumenischen Unterzeichnung eines Friedenspapieres geleistet und ist davon überzeugt: "Es gibt keine Alternative".

Auch unter den Protestanten steht der 57-Jährige ein für Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit, was die vier evangelischen Pfarreien Johannes, Lukas, Markus und Paulus seit gut einem Jahr deutlich zeigen. Termine werden entzerrt, Gottesdienste und Konzerte individualisiert und Gläubigen dadurch die Möglichkeiten gegeben, Kirche an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten und nach persönlichem Geschmack zu erleben. Auch gemeinsame Projekte wie die Taufe im Grünen und die Sommerkirche sind erfolgreich angelaufen. "Wir sind noch ganz am Anfang und auf einem guten Weg", beurteilt Rüter-Ebel die Entwicklung.

Einmal Pfarrer oder gar Dekan zu sein, stand für den gebürtigen Niedersachsen zunächst nicht auf dem Plan. Er studierte in Hannover Mathematik und Germanistik für das Lehramt, fiel Anfang der 1980er-Jahre dann aber dem Einstellungsstopp für Pädagogen zum Opfer. Es zog ihn weit weg von zu Hause, in den Süden der Republik, nach Freiburg, wo er seine Frau kennenlernte. Und es folgte ein Theologiestudium in Heidelberg und Basel.

Seit seinem Engagement in der evangelischen Jugend und zu Studentenzeiten in den Friedensbewegungen sei er dem christlichen Glauben zwar stets kritisch gegenübergestanden, habe aber gemerkt, "dass das meine Lebensthemen sind", sagt Wolfgang Rüter-Ebel. "Ich wollte der Sache auf den Grund gehen", begründet er heute seine damalige Studienwahl, die er nie bereut hat.

1991 kam er als Vikar nach Denzlingen, verbrachte den Probedienst in Grenzach und erhielt seine erste Pfarrstelle wieder in Denzlingen. 16 "erfüllte und glückliche" Jahre blieb er mit seiner Frau und den zwei Söhnen dort. Gesellschaftspolitisch nach wie vor interessiert, hat er sich unter anderem für den "grünen Gockel" eingesetzt, einem Umweltmanagement für die gesamte Gemeinde.

2010 kam dann die Anfrage des Landesbischofs, ob er sich die Leitung des Dekanats in Villingen vorstellen könne. "Das hat mich gereizt", sagt Rüter-Ebel, da er von hier nur "Interessantes und Sympathisches" gehört hatte. Von der Bezirkssynode wurde er für acht Jahre gewählt, 2018 steht die nächste Amtszeit an. Ob er sich dann wieder zur Wahl stellen werde, lässt Wolfgang Rüter-Ebel offen. "Ich habe in Villingen eine Heimat gefunden, fühle mich inzwischen auch als Süddeutscher", sagt er, kann sich aber auch vorstellen, seinen Lebensabend ganz woanders zu verbringen.

Das Weihnachtsfest ist für den Gemeindepfarrer eine Mischung aus Arbeit und Familie. Am Heiligen Abend wird Wolfgang Rüter-Ebel den klassischen Gottesdienst um 18 Uhr in der Johanneskirche halten. Seine Pfarrkollegin Susanne Schelle übernimmt das Krippenspiel am Nachmittag und den Spätgottesdienst um 22.30 Uhr. Am ersten Weihnachtsfeiertag steht um 10 Uhr dann der Weihnachtsgottesdienst mit Abendmahl an.

Dass seine Kirche an Weihnachten besonders voll ist, freut ihn. Dass er dann Menschen sieht, die er sonst nicht zwischen den Kirchenbänken entdecken kann, sieht er gelassen: "Dass Menschen gemeinsam "O du fröhliche" singen und zusammen Weihnachten feiern, ist kein Anlass für Kritik".