Werner ­Leuthner schreibt Kurzgeschichten. Manche verwandelt er auch in Hörspiele, so wie sein jüngstes Werk "In Nadines Wohnung". Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Werner Leuthner verwandelt Kurzgeschichten in Hörspiele

Von Birgit Heinig

VS-Villingen. Werner Leuthner hat schon viele Kurzgeschichten geschrieben. Einige verwandelte er in Hörspiele. Gerade wurde "In Nadines Wohnung" in den Reigen des "Leipziger Hörspielsommers" aufgenommen.

Leuthner liebt das Schreiben. "Es ist die Freude an der Betätigung, am kreativen Schaffen", sagt er. Ein Verwertungsinteresse verfolge er nicht, gleichwohl freut es ihn, wenn seine Kurzgeschichten ausgewählt und in Bänden veröffentlicht werden – bei 15 Wettbewerben war er schon erfolgreich, jüngst mit "Anna" beim Badischen Kulturfestival.

Oder wenn seine Hörspiele auch einem großen Publikum zu Ohren kommen. Wie am 26. Juli in Leipzig. Dort werden Hunderte Menschen zusammenkommen und gemeinsam zuhören.

"In Nadines Wohnung" ist eine 15-minütige Geschichte, in der Leuthner es versteht, ohne viel textlichem Brimborium Alltäglichem eine plötzliche Wendung ins Mysthische, ja, Übersinnliche zu geben. Der Anrufer wählt aus einer Laune heraus die Nummer seiner verstorbenen Freundin. Eine fremde Frau nimmt ab, die ihm eigentümlich bekannt vorkommt. In eine radioreife Form gebracht hat das Stück Leuthners Sohn, Professor an der Makromedia-Hochschule in München.

Nicht mit so fachkundigen Söhnen gesegnete Autoren könnten sich mit einem Schnittprogramm für den Computer behelfen. "Dann kann man ein Hörspiel auch im Wohnzimmer aufnehmen". Werner Leuthner gibt gerne Tipps. Deshalb ist er Teil der Literaturwerkstatt Villingen-Schwenningen geworden, einem losen Kreis Gleichgesinnter, die selbst gerne Literatur erschaffen. Die Schreiber tragen bei den monatlichen Treffen ihre eigenen Texte vor, die Anwesenden kritisieren sie – "Neulinge werden etwas sanfter behandelt, Erfahrene müssen auch was einstecken können" – und so kommt es nach einem dialektischen Prozess zur endgültigen Fassung.

Werner Leuthner hat seinen ersten Text vor 15 Jahren geschrieben. Eine Kurzgeschichte mit dem Titel "Ja, ich bin kein guter Autofahrer". Damals war der heute 73-Jährige noch Leiter des Studienzentrums der Fernuni Hagen auf der Frühlingshalde in Schwenningen. Im Ruhestand begann er mit dem Wort als Material zu arbeiten und Seminare beim baden-württembergischen Schriftstellerverband und an der Pädagogischen Hochschule Freiburg zu besuchen. Seither schreibt Werner Leuthner bis zu sieben Kurzgeschichten im Jahr. Sie entstehen innerhalb von zwei Tagen. "Dann lasse ich sie absichtlich liegen, schaue sie wieder und wieder an, bis es gut ist", sagt er und lacht.

Ein Buch zu schreiben, das reize ihn nicht, sagt er und beruft sich auf Alice Munro, die es 2013 mit Kurzgeschichten zum Literatur-Nobelpreis gebracht hat. Seine füllen schon mehrere Ordner. Einer davon gilt nur der Materialsammlung. Dort findet Platz, was ihm im Alltag auffällt – bei Zeitungsüberschriften, Kontakt- und Todesanzeigen. Gerade hat er seine jüngste Kurzgeschichte "Heute schon geküsst" fertiggestellt. Vielleicht eignet sie sich ja auch als Hörspiel? "In Nadines Wohnung" kann man sich auf www.tinnitushoerspiele.de anhören oder als CD von Werner Leuthner bekommen.