Die Red Devils haben offenbar eine erfundene Tat gegen eine Frau am Villinger Bahnhof veröffentlicht. Foto: Reinhardt

Rocker veröffentlichen offenbar erfundene Tat gegen Frau am Villinger Bahnhof. Polizei weiß von Vorfall nichts.

Villingen-Schwenningen - Nachdem der Rockerclub Red Devils angekündigt hatte, angesichts der Kölner Vorfälle in der Region für mehr Sicherheit zu sorgen, bringen sie nun auch Ereignisse in Villingen ins Spiel – diese waren aber offenbar erfunden.

Es ist eine Art von Beiträgen, wie sie in den sozialen Netzwerken vor allem in den vergangenen Wochen immer häufiger zu lesen sind – und oftmals nicht auf wahren Begebenheiten beruhen. Der Inhalt: Eine Frau sei bereits mehrmals am Villinger Bahnhof belästigt worden, so auch am Donnerstagabend. Sie habe die Polizei zur Hilfe gerufen, die ihr jedoch nicht geholfen hätte. Stattdessen nahm man ihr – laut der anonymen Zuschrift an die Rocker – ein Pfefferspray ab und zeigte sie deswegen an. Veröffentlicht hat den Beitrag aber keine private Person sondern der Rockerclub Red Devils aus Rottweil. Die Folge sind Fassungslosigkeit und Wut gegenüber den Beamten – und vor allem Unverständnis, warum man gegen die Täter nicht durchgreift, aber der Frau das Pfefferspray wegnimmt. Doch wenige Stunden, nachdem der Beitrag veröffentlicht (und auch einige Mal kommentiert und geteilt wurde), ist er plötzlich verschwunden.

Der Grund könnte jener sein, dass man bei der Polizei nichts von einem derartigen Vorfall weiß. "Nach Rücksprache mit dem Polizeirevier Villingen und der Bundespolizei steht fest, dass bislang keine entsprechenden Vorfälle bekannt geworden sind", erklärt ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen. So hätten sich bislang keine Geschädigten zu diesem Vorkommnis bei der Polizei gemeldet.

Polizei kann Pfefferspray nicht einfach wegnehmen

Gleichzeitig betont man, dass die Polizei bei "entsprechenden Mitteilungen" immer tätig wird – schließlich sei es der Auftrag der Polizei, "alle Straftaten konsequent zu verfolgen." Dass man das Pfefferspray ohne triftigen Grund wegnimmt, diesem Vorwurf tritt die Polizei entgegen. Dazu sei man nur "im Rahmen der Gefahrenabwehr oder zum Zwecke der Beweissicherung" befugt – dies hänge vom Einzelfall ab. Denn grundsätzlich sei der Erwerb, Besitz und das Führen von Pfefferspray beziehungsweise Tierabwehrspray erlaubt, auch wenn der Einsatz rechtliche Konsequenzen haben kann. Doch aus welchem Grund hat sich der Rockerclub zu der Veröffentlichung eines solchen Beitrags hinreißen lassen? Beobachter sehen zwar die Möglichkeit, dass die Red Devils einer Ente aufgesessen sind. Vor dem Hintergrund der Ankündigung der Red Devils, selber für Sicherheit zu Sorgen weil die Polizei überfordert sei, könne der Beitrag aber ebenso als Stimmungsmache gegenüber den Beamten gewertet werden. Angesichts der Kommentare, die gegen die Arbeit der Polizei schießen offenbar mit Erfolg.

Die Red Devils waren zuletzt vor zwei Jahren ins Visier der Beamten in der Doppelstadt geraten, als sie zusammen mit den Hells Angels in der Färberstraße aufmarschierten. Passiert war damals zwar nichts, dennoch beobachtete die Polizei das Treiben in der Färberstraße mehrere Wochen besonders genau. Ob die Rocker nun auch im Raum Villingen-Schwenningen in Erscheinung treten, um für Sicherheit zu sorgen, bleibt abzuwarten. Die Polizei sieht deren Bestrebungen in Rottweil und Tuttlingen jedenfalls kritisch an.