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Stadt bastelt an neuem Konzept. Bürger schlägt Sammelplätze in Innenstadt vor.

VS-Villingen - Ein Hingucker sind sie zwar, aber sicher kein attraktiver. Die Innenstadt als Parkplatz für blaue, graue und sonstige Tonnen? Das sehen viele Bürger so. Einer hat sich Gedanken gemacht, wohin mit den Containern und schlägt mehrere Sammelplätze in der Innenstadt vor.

Die Behältnisse des Anstoßes stehen überall in der Villinger Innenstadt, mit ihren engen Gassen. "Der Münsterplatz und angrenzende ›Gässle‹, schreibt Rudolf Winker, Initiator des Bürgerforums, "werden immer mehr zum Müllplatz". Im Umkreis des exponierten Platzes habe er an die 60 Abfalleimer gezählt, berichtet er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Winker brütete über eine optisch "attraktivere Lösung" und schlägt nun eine Konzentration der Müllsammlung und Müllabholung vor, da nur die wenigsten Anwohner genügend Platz haben, um Behältnisse für Restmüll oder Bioabfälle aufzustellen. "In jedem Viertel der Villinger Innenstadt sollte mindestens eine gut gestaltete Müllsammelstelle eingerichtet werden."

Nur begrenzt haltbar

Im Vergleich zum jetzigen Verfahren, argumentiert er weiter, wäre dies kostengünstiger als alle Gassen und Straßen mit Müllfahrzeugen abzufahren." In größeren Städten seien solche Sammelstellen nicht unüblich. Diese Plätze sollen für die Anwohner der Innenstadt nicht weiter als 200 Meter entfernt sein. Vier Standorte könnte sich Winker vorstellen: Bei der Josefsgasse, nahe der Zinsergassse, an der Gerberstraße und der Bärengasse. Raum stünde an allen Straßen zur Verfügung, bemerkt er. Winker befasste sich nicht nur mit einer seiner Ansicht nach optimalen Müllentsorgung, er beschäftigte in den vergangenen Monaten auch diverse Behördenmitarbeiter, im Landratsamt und in der Stadtverwaltung mit seinem Thema. Dabei steht ein rechtlicher Aspekt im Vordergrund. Eigentlich dürfen die Innenstadt-Bürger den öffentlichen Raum vor ihren Häusern und Wohnungen zum Abstellen der Behälter nur für eine kurze Zeit benutzen, ansonsten müssten sie, streng genommen, einen Antrag auf Sondernutzung stellen. Denn eigentlich dürfen öffentliche Flächen nur vorübergehend und nicht dauerhaft genutzt werden.

Idee scheitert an Trägheit

Und spätestens dann wird der Müll zum Behörden-Thema. Nur welche ist denn zuständig? Angesichts diverser Schreiben von Stadt und Land geriet Winker anfangs ins Grübeln. Die Zuständigkeit bezüglich Sondernutzungen liege eindeutig bei der Stadtverwaltung, soweit die klare Aussage von Heike Frank, Pressesprecherin der Kreisbehörde. Martin Fetscher, Leiter des Abfallwirtschaftsamtes, erläutert: Entweder diese Dauer-Nutzung werde stillschweigend geduldet oder aber die Stadt erteile eine Genehmigung auf Sondernutzung. Der Amtsleiter bestätigt auch, dass das Problem mit den Mülltonnen im Innenstadtbereich durchaus bekannt sei und dass es Gespräche mit der Stadtverwaltung diesbezüglich gebe. Manchmal rufen beim Abfallwirtschaftsamt Bürger an, die sich daran stören, "dass zu viele Mülleimer vor den Häusern stehen". Denn eigentlich, zitiert er entsprechende Passagen aus der Abfallwirtschaftsordnung, dürfe man öffentliche Flächen nur vorübergehend und nicht dauerhaft nutzen.

Madlen Falke von der Pressestelle der Stadt, bestätigte auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, dass eine Änderung der Satzung vorgesehen sei. In welche Richtung es gehe, wollte sie noch nicht sagen: Dafür sei es noch zu früh. "Das wird sich hinziehen." Auch Winkers Ideen werden in die Diskussion innerhalb der Verwaltung einbezogen, auch wenn sich die komplizierte Frage stellt, wo die Orte entstehen sollen. "Eine optimale Lösung haben wir noch nicht gefunden."

Und wie sehen Innenstadt-Anwohner den Vorschlag Winkers? "Wenn die Trägheit des Menschen nicht wäre, dann wäre diese Idee richtig gut", meint einer. "Doch wer trägt schon gerne seinen Müll hin und her", fragt sich Werner Hauck. Auch Bene Schaumann hält die Idee für gut, weil die Müllbehälter für Einheimische und Touristen kein schönes Bild seien. "Voraussetzung ist, dass das Stadtbild nicht verschandelt wird und gute Plätze gefunden werden können." Auch Ladeninhaber, bei denen deutlich mehr Müll als bei Privaten anfällt, könnten sich mit solchen Sammelstellen anfreunden: "Denn uns stinkt das ja genauso, dass die Tonnen überall stehen." Einzige Voraussetzung: "Der Platz müsste in der Nähe sein."

Was sagt die Kreisbehörde zu den Überlegungen aus der Doppelstadt? Aus Sicht des Landratsamtes "ist es grundsätzlich möglich, dass beispielsweise in der Stadt Villingen-Schwenningen Sammelplätze für Abfälle eingerichtet werden", reagiert Heike Frank, Pressesprecherin der Behörde, auf die Anfrage.

Steht die Gebührenstruktur solchen Ideen im Wege? Dazu Frank: "Die Gebühren werden den jeweiligen Haushalten in diesen Fällen ebenfalls über das Volumen berechnet, das heißt, der an dem Sammelplatz beteiligte Haushalt bezahlt den gleichen Betrag wie beispielsweise die volumenbezogene Behältergebühr für eine eigene Biotonne." Die Problematik ist für Frank eine andere. Die liege eher darin, "dass solche Sammelplätze nur schwer neu einzurichten sind, weil niemand gerne die Abfälle anderer in der Nähe seines Hauses gelagert haben möchte."