Einen Volltreffer landen die "Wise Guys" bei ihrem Auftritt im Franziskaner-Konzerthaus in Villingen. Sie beleuchten mit ihren Songs die kleinen und großen Macken der Menschen und punkten beim Publikum. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Rund 900 Zuhörer im Franziskaner-Konzerthaus lassen sich vom "Singen ohne Musik" mitreißen

Von Siegfried Kouba

VS-Villingen. Die Wise Guys gastierten erneut in Villingen. Unplugged ohne Schlagzeug, aber "wir singen nur so". Sie begeistern rund 900 Zuhörer und finden neue Fans im Franziskaner-Konzerthaus.

Manche scheuen keine 200 Kilometer Anfahrt, um das Quintett wieder erleben zu können. Deren erste Botschaft: Wir singen a capella mit blühenden Akkorden – ansonsten: merde.

Das Publikum reagierte sofort, war mitten drin, machte mit und ließ sich vom "Singen ohne Musik" mitreißen. Dabei können die Fünf klanglich satte Harmonien und voll tönende Akkorde wie bei dem Renaissance-Song des 16. Jahrhunderts transportieren.

Gekonnt ist der Einsatz der Voice Instruments, die Rhythmus haltendes Schlagwerk imitieren. Die Schlaumeier geben sich flapsig, locker vom Hocker, sind zeit- und gesellschaftskritisch, verbreiten eine unbeschwerte Lebensfreude, veräppeln manchen Zeitgenossen oder eine lieb gewonnene Dame und ziselieren feine Ironie. Alles ist in liebevollem Charme verpackt, der unwiderstehlich ist.

Augenzwinkernd halten sie jedermann den Spiegel vor und das Verblüffende ist – man erkennt sich wieder. Egal ob als französisch-radebrechender Deutscher, der seine Chantal verehrt, als Anhänger einer neuen Alkohol-Ära mit "alcopops" oder als die "bla, bla, bla" quasselnde, ernährungsverbogene Fanatikerin, die den Schuss nicht gehört hat. Amüsant kommt "Meine heiße Liebe" an, die morgendliche Tasse Kaffee mit Anspielung an Krönung und saure Milch.

Verhohnepiepelt werden Selfies, und genervt ist man mit akademischen Gequatsche. Gräulich sind ihnen Frauen, die auf eins und drei den Takt schlagen oder der "Teufelskreis": blau, voll, toll.

Erinnerungen an Kohl und Siebziger tauchen auf, als "diese Welt noch ein besserer Ort war", Kindererziehung (ein heutiges Fremdwort) etwas galt und als man nur drei Sendungen pro Woche zu je 30 Minuten im TV sehen durfte.

Auf die Schippe wird die Knoblauchnase Förster Fritz bei "Buddys Biber" genommen, ein "gesungener Cartoon". Beziehungsreich erklingt "Immer für dich da" in allen Lebenslagen, und aufgespießt werden die "Gaffer", die neugierig sind, bis ihnen der Saft aus den Mundwinkeln läuft.

Einen religiösen Touch erhält "Ein Engel", den es nicht gibt, doch da ist. Freundschaftliche Verbindungen gibt es auch mit "Wo bist du?" und ein Jack Johnson-Song empfiehlt zu beobachten, wie ein Kind aufwächst, das man aber loslassen muss. Den Alltag vergessen kann man mit "Sonnencreme", Sand, Salz und Strand, und manchmal bedarf es der Aufforderung "Mädchen, lach doch mal". Bissig kann man mit der "Gaunerkarriere" sein. Ein Aufstieg bis zu Knast und Unterwelt und zur FIFA.

Bürgerliche Eigenheit wird mit dem Heimwerker-Song "ich lebe um zu bohren" beäugt – das Publikum im Franziskaner schüttelte sich vor Lachen und tobte.