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Gag auf Gemarkung Rietheim kommt bei Spaziergängern nicht besonders gut an. Weit entfernt von Reichsbürgern.

Villingen-Schwenningen - Was jetzt? Sollte das ein Gag zu Halloween sein oder doch etwas, was eher an die Grenze zum Makaberen stößt? Ein Schild, auf Gemarkung Rietheim, hat es auf alle Fälle in sich und stößt bei Spaziergängern für harsche Kritik.

Der warme Spätherbsttag ist wie geschaffen für einen Spaziergang. Nicht wenige sind an diesem frühen Nachmittag im Umkreis des Magdalenenbergles unterwegs, schauen auf das strahlende Gold der Herbstbäume, bis der Blick an einem kleinen Schild hängenbleibt, das an einem Weidezaun befestigt ist. Und dort auch verharrt. "Deutsches Schutzgebiet" ist da zu lesen, dazu die deutliche Figur des Deutschen Reichsadlers, mal von ein paar nuancenhaften Abweichungen abgesehen.

"Das hängt schon länger da", betrachtet ein älterer Herr das Schild eingehend. "In Ordnung ist das eigentlich nicht", sinniert er. Seiner Frau fällt das Schild dagegen heute zum ersten Mal auf. Sie schüttelt den Kopf. "Verrückte gibt es immer wieder, aber solange der nichts anstellt..." Andere empfinden das symbolbehaftete Schild als "äußerst patriotisch", das unnötig Aufmerksamkeit und Aggressionen anziehe. "Wir haben uns auch schon gefragt, was das eigentlich bedeuten soll", zeigt sich ein weiteres Paar irritiert.

Weit entfernt von Reichsbürgern

Die Kommentare und Reaktionen der vielen Spaziergänger sind eindeutig. Die wenigsten stecken das Schild an exponierter Stelle in die Gag-Schublade. Und was sagt derjenige dazu, hinter dessen Zaun das "deutsche Schutzgebiet" beginnt? Was einzelne Doppelstädter zunächst vermuten, spricht der Grundstückseigentümer auf Anfrage des Schwarzwälder Boten aus: "Ja, es handelt sich eher um einen Gag."

Im Laufe des Gesprächs führt er aber auch andere Gründe dafür an, warum er das Schild befestigt habe, zum Beispiel "ein paar Entwicklungen hierzulande, auch im Bezug auf die Flüchtlingspolitik". Die Schilder – er habe noch ein paar davon – meint er, habe er aber vor dem Beginn der Flüchtlingsbewegung gekauft. Näher möchte er sich nicht äußern.

Ruhig und gelassen lässt er sich mit den Reaktionen der Spaziergänger im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten konfrontieren. Hat er nicht Angst davor, dass dieses Schild für ihn zu einem Aushängeschild wird, dass er dadurch in die Ecke von Reichsbürgern oder rechter Kreise gestellt wird? Der Mann weist diese Verbindung weit von sich. Eine solche Sichtweise sei ganz schön intolerant, wehrt er sich. "Reaktionen" habe er auch schon erhalten, auch aggressive. Ein Schild sei beschmiert worden, das habe er dann abhängen müssen.

Kann er, muss er aber nicht. Zumindest hat das Polizeipräsidium Tuttlingen nichts zu beanstanden, bemerkt Pressesprecher Harri Frank. Ob es jedoch geschickt sei, ein solches Schild anzubringen, sei eine andere Frage. Anders verhalte es sich bei festgelegten "Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen", wie Hakenkreuzen oder Runen. Wer die verwende, bekomme Probleme.