Der DGB-Landesvorsitzende Nikolaus Landgraf sprach gestern bei der Landeshauptkundgebung des DGB und seiner Mitgliedsgewerkschaften auf dem Muslenplatz. Foto: Heinig Foto: Schwarzwälder-Bote

Landeshauptkundgebung des DGB Baden-Württemberg lockt bei widrigem Wetter 250 Menschen an

Von Birgit Heinig

Schwarzwald-Baar-Kreis. Ein Signal setzten die Gewerkschaften gestern bei der Landeshauptkundgebung des DGB Baden-Württembergs zum 1. Mai auf dem Muslenplatz nicht nur für eine bessere Zukunft der Arbeit, sondern auch gegen Dauerregen und Kälte.

Trotz des schlechten Wetters waren rund 250 Menschen gekommen, um den diesjährigen bundesweiten Anspruch zum Tag der Arbeit – "Die Arbeit der Zukunft gestalten wir!" – zu unterstreichen und um den DGB-Landesvorsitzenden Nikolaus Landgraf zu hören.

Mit Zeltdächern über dem Kopf und guter Bewirtung durch die alevitische Gemeinschaft und dem Gasthaus zum Hecht, dazu fetzige Oldies der örtlichen Band "Rolling Bones", konnte man den Landregen fast vergessen. Nicht aber das Anliegen des Tages: Die 125. DGB-Kundgebung nutzte Landgraf, um an die 100 000 Arbeiter zu erinnern, die am 1. Mai 1890 um einen Neun-Stunden-Tag, Versammlungsfreiheit, Streikrecht und Mitbestimmung kämpften, Errungenschaften, die heute selbstverständlich sind. Aktuell sind es Mindestlohn, Bildungszeit und ein neue Rentenvereinbarungen, die soeben erreicht wurden. Es bleiben Minijobs – "sie bedeuten für 1,2 Millionen Menschen allein in Baden-Württemberg Niedriglohn, Altersarmut und systematische Entrechtung" – sowie der Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen. "Wir werden nicht locker lassen bei der Bekämpfung prekärer Beschäftigung", versprach Landgraf.

"Wer die Familien stärken will, muss für mehr Ordnung auf dem Arbeitsmarkt sorgen" – und das bedeute: anständige Bezahlung und Arbeitsplatzsicherheit.

Nachbesserungsbedarf meldete Landgraf bei den derzeit laufenden Tarifverhandlungen für Lehr- und Erziehungskräfte für Sozialarbeiter und –pädagoginnen sowie den Bediensteten bei der Post an. Auch im Gebäudereiniger-Handwerk gehe es gerade um finanzielle Verbesserungen in der unteren Lohngruppe. Chancen sehe der DGB in der zunehmenden Digitalisierung. Der Wandel hin zu Industrie 4.0 dürfe aber nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen.

Eine weitere zentrale Forderung sei die Stärkung der öffentlichen Hand und Spielräume für die eigene Politik, um die Schuldenbremse zu "entzaubern". Vermögenssteuer erheben, Spitzensteuersatz erhöhen, Erbschaftssteuer gerechter regeln – auch das hätten die Gewerkschaften gerne, so Landgraf. Den Strom von Flüchtlingen kommentierte er so: "Wir leben Integration seit Jahrzehnten".

Oberbürgermeister Rupert Kubon sprach in seinem Grußwort die Auswirkungen der Globalisierung an. Es gehe jetzt um eine internationale Verteilung von Arbeit. Der Betriebsratsvorsitzende von Federal Mogul in Blumberg, Haydar Dogan, ging auf das Phänomen Pegida ein. "Gebt den Nazi-Ablegern keine Chance!"