Zur Gründung einer Wählerinitiative trafen sich Bürger und Asylbewerber im Café Andersch. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Wählerinitiative: Sozialpädagoge Uli Manz will allen Flüchtlingen helfen

Schwarzwald-Baar-Kreis (fsk). Uli Manz ist entschlossen, das Ruder herumzureißen und will ein Signal für eine rot-grün-rote Regierung geben. Zumindest in der Region möchte der Sozialpädagoge "dem siegessicheren Duo Kauder/Frei" eine "gemeinsame Erststimmenkampagne" zugunsten eines Kandidaten jeweils im Wahlkreis Schwarzwald-Baar und Rottweil-Tuttlingen engegensetzen.

Der Auftakt zur Gründung einer rot-grün-roten Wählerinitiative ist freilich verhalten: Im Café Andersch, sozusagen im Schatten der Volksbank, sitzen fünf Männer und eine Frau. Zwei sind Asylbewerber aus Gambia, zwei sind Sozialpädagogen, die zuvor in den Erstaufnahmestellen in Villingen und Schwenningen tätig waren. Später kommen dann noch zwei Mitglieder der Linkspartei hinzu.

"Jetzt fängt es erst an", so Uli Manz, der zuvor in der Erstaufnahmestelle in Villingen Asylbewerber betreute, Bis diese geschlossen wurde. "Nach zwei Jahren möchte ich nicht, dass sie gehen, sondern, dass sie bleiben", fordert Manz.

"Afrika ist schließlich der Markt der Zukunft"

40 Prozent der unentschlossenen Wähler will er so auf seine Seite ziehen, den "konservativen Platzhirschen" Paroli bieten mit der Forderung, dass alle Asylbewerber, egal ob abgelehnt, mit Duldungsperspektive oder Bleiberecht, jetzt in Deutschland bleiben können sollten, gemäß dem Motto, das Kanzlerin Angela Merkel damals vorgab: "Wir schaffen das".

Kriminelle und solche, die sich etwas hätten zuschulden kommen lassen, allerdings nicht, schränkt der Sozialpädagoge ein. "Aber Abschieben ohne Bleibeperspektive, das ist ökonomisch unklug", meint er. Schließlich sei Afrika "der Markt der Zukunft". Die am Tisch Sitzenden nicken. "Wir sollten sagen: ›Liebe Leute, ihr bleibt jetzt hier‹", fährt Uli Manz fort.

"Den Ausnahmezustand von vor zwei Jahren muss man fortschreiben. Eine rot-grün-rote Regierung wäre in der Lage, den Flüchtlingen eine Bleibeperspektive zu bieten, sowie Rüstungsperspektiven zu beschränken", fordert er. Vor dem Jobcenter sollten Kandidaten der roten und grünen Parteien für dieses Bündnis werben, findet Manz. Zustimmendes Nicken am Tisch.

"In kleinen Gemeinden zum Dahinvegetieren verurteilt"

Die beiden Mitgliedern der Partei der Linken gestehen, dass sie sich mit dem Thema Flüchtlinge noch nicht befasst hätten Daniel Nestmann erzählt, er sei SPD-Wähler gewesen, nun aber Mitglied der Linken. Manz kommt wieder zum Thema Flüchtlinge. "Wenn sie hier sind, werden sie in kleine Gemeinden verlegt, wo sie zum Dahinvegetieren verurteilt sind", schildert er. Dabei, so ist Uli Manz überzeugt, könnten die Flüchtlinge doch die Fachkräfte von morgen sein, wenn sie nur Zeit zum Lernen hätten.

"Wir brauchen Unterstützung", sagt Jay Jay Suso, einer der beiden Flüchtlinge aus Gambia. Sein Asylantrag ist aber schon abgelehnt worden. Er klagt dagegen, möchte trotzdem hierbleiben. "Ich will Medizin studieren", sagt er. Momentan lebt er in der Gemeinschaftsunterkunft Obereschacher Straße in Villingen. "Die von Abschiebung Bedrohten und prekär Lebenden in der Region haben ein Recht auf mehr Einsatz", fordert Manz.

Bleibt abzuwarten, ob diese Initiative bei der Bevölkerung in den beiden Landkreisen viel Begeisterung zu wecken vermag.