Paul Graf La Rosée (von links), Ulrich Fink, Jochen Talazko und Robert Roesch mit dem "Siemens Biograph Horizon". Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Diagnosegerät: Radioaktive Zuckermoleküle machen Tumore sichtbar / Patienten wird Bestrahlung erspart

Höhere Heilungschancen für Patienten mit Lungen- oder Lymphdrüsenkrebs bringt das neue Gerät, das im Schwarzwald-Baar-Klinikum in Betrieb genommen wurde. Die Kosten von einer Million Euro schulterte das Klinikum selbst.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Es ist ein "must have" für Radiologen sowie Onkologen und momentan das modernste Gerät dieser Art in Deutschland: Für das Positronen-Emissions-Computertomographie (PET-CT)- Gerät hatte Ulrich Fink, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Radiologie, bereits bei der Konzeption des Neubaus Raum vorgesehen.

Das Gerät, so Fink, sei momentan das modernste bildgebende Verfahren zur frühzeitigen Entdeckung malignomer Erkrankungen. Die Kombination, die funktionale Bildgebung durch Computertomographie ersetzt mit einem nuklearmedizinischen Diagnoseverfahren sei besonders "elegant", meint Fink. Und nicht nur das: Es werden Tumore sichtbar, die mit herkömmlichen Methoden noch nicht erkannt werden können, und es wird deutlich, ob ein Tumor bestrahlt oder operiert werden muss. Das erspart den Patienten unnötige Behandlungen wie Chemotherapie, die später Nebenwirkungen haben können.

"Wir können Dinge sehen, die wir vorher nicht gesehen haben", sagte Paul Graf La Rosée, Direktor der Klinik für Innere Medizin II (Onkologie, Hämatologie, Immunologie, Infektiologie und Palliativmedizin). Dem Patienten wird ein radioaktives Zuckermolekül als "Tracer" in die Vene gespritzt. Selbstverständlich in nicht gesundheitsschädlicher Dosierung, beruhigt Jochen Talazko, Oberarzt im Institut für Radiologie und Nuklearmedizin. Bösartige Tumore reagieren heftiger auf das Zuckermolekül als gutartige, und man kann sehen, ob zum Beispiel ein bereits bestrahlter "Narbentumor" noch aktiv ist. Die Stoffwechselvorgänge im Körper werden mit Hilfe einer PET-CT sichtbar gemacht.

Auf den dreidimensionalen Bildern lassen sich Metastasen nachweisen, die mit anderen Methoden der klassischen Röntgendiagnostik nicht zu sehen wären. Der Patient liegt während der Aufnahme, die 20 bis 30 Minuten dauert, auf dem Lagerungstisch und wird durch den Gerätetunnel gefahren. Die radioaktiven Substanzen werden später durch die Nieren ausgeschieden.

Paul Graf La Rosée, zeigt als Beispiel die Röntgenbilder von zwei sehr jungen Menschen, die an Lymphdrüsenkrebs erkrankt waren. Ihnen wurden Bestrahlungen erspart, die später zu Herzinfarkt und anderen Erkankungen führen könnten. "Bei Lungenkarzinomen sehen wir zum Beispiel, ob operiert werden kann und ob Metastasen vorhanden sind". Lungenkrebs ist inzwischen, so La Rosée, Todesursache Nummer eins bei Männern, gefolgt von Prostatakrebs. Das neuartige Gerät "Siemens Biograph Horizon", das mit dem Cyberknife und dem OP-Computer Da Vinci zu den innovativen Errungenschaften im Schwarzwald-Baar-Klinikum zählt, gilt als Zukunft auch für die Diagnose anderer Krebsarten, wie zum Beispiel Prostatakrebs. Bei Verdacht auf Lungenkrebs ist eine Untersuchung mit dem "Siemens Biograph Horizon", als Erstdiagnose schon Standard. Dadurch könne die Lebenszeit des Patienten verlängert werden, wenn Heilung nicht möglich ist. Auch für die Bestimmung "unklarer Primärtumore" dient die Neuerwerbung als Diagnosegerät.

Zur Finanzierung der Errungenschaft, die eine Million Euro brutto gekostet hat und seit Ende vergangenen Jahres im Einsatz ist, verweist Robert Roesch, kaufmännischer Direktor im Schwarzwald-Baar-Klinikum, auf die guten Geschäftsabschlüsse der vergangenen beiden Jahre: "Jeder Euro kommt den Menschen zugute". In der Umgebung haben bisher nur die Universitätsklinik Freiburg und eine Privatpraxis in Konstanz ein solches Positronenemissions-Computertomographie-Gerät.