Foto: Eibner

Winter-Game in Sinsheimer Arena sorgt bei 7000 Wild-Wings-Fans für Gänsehaut-Atmosphäre.

VS-Schwenningen - Sie war eine schmerzhafte Niederlage, die Eishockey-Partie der Wild Wings gegen die Adler Mannheim. Trotzdem ist sich jeder der rund 7000 nach Sinsheim mitgereisten Fans sicher: Das Winter-Game war ein ganz besonderes Event und wird es in der Vereinsgeschichte so schnell nicht mehr geben.

Ein bisschen traurig und erschöpft sei er zwar, gibt der 70-jährige Ludwig Polz zu, als er nach dem verlorenen Winter-Game am Samstagabend im Bus vor der Wirsol-Arena in Sinsheim sitzt und mit dem Fanclub Kachel Tours wieder Richtung Schwenningen fährt. Trotzdem: Der Glanz in seinen Augen von dem, was er beim Freiluftspektakel erleben durfte, ist noch lange nicht verflogen.

Zwölf Stunden zuvor: Bei klirrender Kälte strömen bereits um 8.30 Uhr zahlreiche, in blau-weiß gekleidete Wild- Wings-Fans auf den BSV-Parkplatz. 33 Busse, die vom Wild- Wings-Fanprojekt organisiert wurden, sowie weitere private starten ihre Fahrt nach Sinsheim. Im Bus des Fanclubs Kachel Tours ist auch der Fanbeauftragte Wolfgang Jack, der den Mitreisenden die letzten Anweisungen für das "Spiel der Spiele" gibt. 1500 Fans in 33 Bussen zu organisieren, das gebe es in Deutschland selten, meint er. Eine arbeitsintensive Zeit liegt hinter ihm und dem Fanprojekt, haben sie doch nicht nur die Hin- und Rückfahrt koordiniert, sondern auch die große Choreografie, die zu Beginn der Eishockey-Partie die Blicke auf den Schwenninger Fanblock ziehen soll, auf die Beine gestellt.

Die Vorfreude ist den Fans im Bus sichtlich ins Gesicht geschrieben. Und während sie mit der ein oder anderen Flasche Bier anstoßen, stimmen sie in laute Fangesänge ein. "Für mich ist das ein Riesen-Ding, es ist wie Weihnachten", meint Wolfgang Jack.

Kurz nach zwölf: Der Fanclub Kachel Tours trifft in Sinsheim ein. Ludwig Polz staunt nicht schlecht, als er die große, 26 500 Fans fassende Arena erblickt. Seit mehr als 40 Jahren ist er bei den Spielen seiner Mannschaft mit dabei. Das Spiel heute habe eine ganz große Bedeutung für ihn. Ob es mit dem legendären Spengler-Cup in Davos mithalten kann?

Schon der Aufgang zum Stadion ist in blau-weiße Farben getränkt, die Fans können es kaum erwarten, auf ihre Stehplätze rund um die Blöcke H und F zu kommen. "Ich bin überwältigt von der Kulisse. Es sieht wirklich nach einem ›Good old Hockey Game‹ aus", stellt Nadja Ferrani den Bezug zum Motto des Winter-Games her, als sie von den Rängen begeistert auf die Spielfläche blickt. Rund um die Eisfläche ist der Platz winterlich dekoriert.

Noch vier Stunden bis zum Spiel: Wie vertreiben sich die Anhänger die Zeit bei Minustemperaturen? "Wir machen uns warme Gedanken", sagen Sigrun und Peter Schulz, die einen Stehplatz weit vorne ergattert haben. „Und freuen uns einfach auf dieses einzigartige Erlebnis."

Die Stimmung auf den Rängen steigt. Angetan von den rockigen Klängen der Guano Apes, aber noch begeisterter von "Auf geht’s, Wild Wings" der Rottweiler Band Dark Sky stimmen sich die Fans mehr und mehr auf die Partie ein. Kurz vor fünf: Den Schlussakkorden eines Live-Orchesters folgt endlich der Einlauf der Schwenninger Eishockeyspieler, den Wild-Wings-Stadion-sprecher Domenic Liebing ansagt. Das Licht geht aus, unzählige blau-weiße Schilder gehen im Fanblock in die Höhe. Gänsehaut-Atmosphäre.

Und diese weicht auch in den folgenden zwei Stunden nicht von den Rängen. Mit dazu bei trägt Roland Baumeister – wie in der Helios-Arena gibt er den singenden Fans mit seiner Trommel den Rhythmus vor. "Für mich war es selbstverständlich, meine Trommel auch mit nach Sinsheim zu nehmen", meint er.

Angestachelt von zwei Toren des Stürmers Will Acton hoffen die Anhänger nach dem ersten Drittel noch auf einen Sieg ihrer Mannschaft. In den Pausen tummeln sich die Massen an Imbiss- und Fanartikel-Ständen. Mützen und Schals liefen heute natürlich besonders gut, weiß Jenna Mamic von der Wild Wings-Geschäftsstelle.

3:4, später dann 3:5: Im letzten Drittel zeichnet sich ab, dass die Wild Wings das Winter-Game gegen die Adler Mannheim verlieren werden. Doch das ist den Fans heute egal: Mit "Wir wollen euch siegen sehen" und "Wir singen blau-weiß SERC" singen sie lauthals dagegen an.

Und auch nach dem Endstand von 3:7 ist von Unmut auf den Rängen keine Spur: Mit "SERC, ich steh zu dir" holen die 7000 Anhänger ihre Wild Wings von der Fläche vor die Tribüne und jubeln ihnen minutenlang zu.

"Auch wenn wir das Spiel verloren haben – die Schlacht gegen die Mannheimer Fans haben wir eindeutig gewonnen", meint Kachel-Tours-Mitglied Andi wenig später im Bus. Auch Wolfgang Jack pflichtet ihm bei: "Als Fan-Szene haben wir uns heute wirklich gut sehen lassen können." Und wie hat Fan-Urgestein Ludwig Polz die Atmosphäre empfunden? "Es war einmalig. So wie beim Spengler-Cup in Davos.“

n Online "Der Tag" Alle Videos und Bilder rund um das Winter-Game in der Sinsheimer Arena gibt es auf www.schwabo.de.