Acht Niederlagen in Folge, beginnend mit dem 1:2 in Berlin (oben links) bis zur 1:4-Heimpleite gegen die DEG am Sonntag (unten rechts): Diese Negativserie kostete Stefan Mair (rechts) den Job. Foto: Fotos: Eibner; Montage: von Gottschalck

Trainer Stefan Mair vor dem Nürnberg-Spiel entlassen. Chambers und Jäger übernehmen zunächst. Mit Kommentar.

Überraschend kam die Nachricht am Dienstag nicht mehr – vielleicht der Zeitpunkt. In der Nacht auf Dienstag entließen die Schwenninger Wild Wings ihren Trainer Stefan Mair. Vorübergehend übernehmen der bisherige Co-Trainer Dave Chambers und Manager Alexander Jäger das Coaching. Der neue Trainer soll zeitnah vorgestellt werden.

Neuen Impuls setzen. Nach einigen Gesprächen am Montag hatten sich die Wild-Wings-Geschäftsführer Thomas Burger und Michael Werner am Abend abschließend noch lange beraten. Sehr spät fiel die Entscheidung, nachdem viele Positionen im und ums Team, nicht nur die von Trainer Stefan Mair, durchleuchtet worden waren. Das Ergebnis: Stefan Mair muss gehen. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, da wir die Arbeit von Stefan Mair in den letzten beinahe zweieinhalb Jahren sehr zu schätzen gelernt haben", so die beiden Geschäftsführer. Und weiter: "Er hat immer sehr akribisch und engagiert gearbeitet, aber die Serie von zuletzt acht Niederlagen in Folge haben unseren Entschluss reifen lassen, einen neuen Impuls zu setzen."

Dankbarer Rückblick. Stefan Mair nahm die Nachricht in der Nacht gefasst auf. "Es überraschte mich nicht mehr. So ist eben das Geschäft. Unsere Ergebnisse haben nicht mehr gestimmt. Daran werde ich als Trainer gemessen. Ich durfte in Schwenningen viele Höhepunkte erleben und bin Herrn Burger, der immer hinter mir stand, meinem Co-Trainer Dave Chambers, meinem kompletten Helferstab um Oliver Bauer, dem Physiotherapeuten Steffen Nietschke, Wolfi Stegmann sowie Stefan Wagner, der mich als No-Name damals nach Schwenningen holte, dankbar." Mair verabschiedete sich gestern vor der Abfahrt der Mannschaft nach Nürnberg von den Spielern und machte sich dann zu einem privaten Termin nach Innsbruck auf. "Die Enttäuschung bei mir sitzt sehr tief. Ich werde sicherlich zeitnah nicht ein neues Team übernehmen."

Spieler selbstkritisch. Nach den Geschehnissen in den vergangenen Tagen war die Mannschaft gestern Vormittag von der Trainer-Entlassung nicht überrascht, zeigte sich aber selbstkritisch. Kapitän Sascha Goc gab die Stimmung in der Kabine wieder: "Wenn ein Mensch seinen Job verliert, dann ist das immer sehr negativ. So hat es auch die Mannschaft aufgenommen. Ich bin traurig, dass wir es nach der Länderspielpause nicht geschafft haben, den Hebel umzulegen. Wir brauchen jetzt unbedingt ein Erfolgserlebnis."

Chambers und Jäger. War man davon ausgegangen, dass Co-Trainer Dave Chambers von sich aus nach der Entlassung von Mair sofort auch seine Koffer packt, so lag man falsch. Er und Manager Alexander Jäger werden vorübergehend das Team coachen. Sie standen beide auch gestern bei der lockeren Abschlusseinheit schon auf dem Eis. "Stefan hat hier einen sehr guten Job gemacht. Ich will der Mannschaft nun helfen – und auch zunächst einmal den neuen Trainer unterstützen", dürfte die Zeit, die der 74-jährige Dave Chambers noch in Schwenningen arbeiten wird, jedoch überschaubar sein. "Dass Dave nun einspringt, spricht für seine Professionalität und ist absolut in Ordnung", so Stefan Mair. Manager Alexander Jäger spricht von "sehr richtungsweisenden" kommenden Tagen: "Die Situation ist für uns nicht ungefährlich. Der neue Trainer muss exakt passen. Die Mannschaft ist nach dieser Niederlagenserie verunsichert. Dies ist einer der ersten Punkte, an dem man sofort ansetzen muss."

Dinge verändert. Dave Chambers und Alexander Jäger veränderten gestern schon bei ihrem Debüt einige Dinge in Nürnberg. Im Tor stand Markus Janka, weil, so Jäger, "Dimitri Pätzold unbedingt eine Pause braucht". Auch die Besetzung der Angriffsreihen wurde leicht verändert. "Die Mannschaft kann viel mehr, als sie in den vergangenen Wochen gezeigt hat. Aber sie muss endlich ihr individuelles Potenzial als Team zeigen", fordert Chambers.

Die Trainersuche. Die Verantwortlichen stehen bei dieser Personalfrage nun vor einer großen Herausforderung. "Wir werden den Trainermarkt gründlich analysieren und uns dann spezifisch entscheiden, ob wir einen Trainer für ein kurz- oder ein langfristiges Konzept holen", beschreibt es Thomas Burger. Ein Zeitfenster, wann der Nachfolger von Stefan Mair feststeht, ist für die beiden Wild-Wings-Geschäftsführer zur Stunde schwer zu fixieren. Es gibt, nach den Worten von Thomas Burger, auf dem Trainermarkt aktuell einige Optionen. Natürlich stehen auf dieser Liste der jobsuchenden Trainer auch Hochkaräter wie Uwe Krupp, Sean Simpson oder Benoit Laporte. Thomas Burger und Michael Werner zeigen sich bei diesen Personalien aber eher zurückhaltend. "Die Frage ist doch hier, ob beide Seiten dies auch wollen und ob sie überhaupt gut zueinander passen würden."

Kommentar: Kein Alibi mehr

Gunter Wiedemann

Nicht überraschend haben die Verantwortlichen der Schwenninger Wild Wings die Reißleine gezogen, Coach Stefan Mair seinen Aufgaben entbunden. Acht Niederlagen in Folge waren einfach zu viel. Zehn Punkte betrug nach 19 Saisonspielen der Rückstand auf einen Pre-Play-off-Platz. Sollte dieses "Traumziel" schon bald völlig außer Reichweite sein, droht den Wild Wings auch ein finanzielles Risiko, da die Zuschauereinnahmen für den Gesamtetat eine große Rolle spielen.

Stefan Mair hat es in den vergangenen Wochen nicht geschafft, dass die Mannschaft eben als solche seinen Gameplan umsetzt. Für den akribischen Arbeiter aus Südtirol bedeutete dies das Aus. Und für die Spieler ist klar, dass sie nun kein Alibi mehr für schwache Leistungen haben. Dass ein neuer Trainer nicht mit kurzfristigem Erfolg gleichzusetzen ist, haben aber zuletzt die Kölner erfahren.