Foto: © mizina – stock.adobe.com

Viele Männer erleben erste Zeit als Schockzustand. Einige von ihnen tauschen sich in Netzwerk aus.

Villingen-Schwenningen - "Es ist wie ein Aufzug, der mich immer mehr nach unten zieht": Auch viele Trennungsväter erleben die Zeit nach der Scheidung und vor allem den Abschied vom regelmäßigen Kontakt zu ihren Kindern als eine Art Schockzustand. Einige von ihnen tauschen sich im Netzwerk Väteraufbruch aus.

Es sind Männer, die im Spannungsbogen zwischen Hoffnung, Frust und Depression leben. Drei Väter kommen zum sehr persönlichen Gespräch mit dem Schwarzwälder Bote, jeder von ihnen hat seine eigene Trennungs-Geschichte und damit seine eigene Hypothek. Bernhard Weißhaar ist im Vorstand der Kreisgruppe "Väteraufbruch" tätig, die sich vor einem Jahr, parallel zur Gruppe in Villingendorf, gegründet hat. Wie seine Begleiter Stefan Schneider und Torben Fey zählt sich auch Weißhaar zu den Vätern, die Babys gewickelt und herumtragen haben: "Die da waren und sich gekümmert haben und auch nach einer Scheidung noch kümmern möchten." Und genau hier setzt die Kritik an.

Anders als in vielen europäischen Ländern haben es Trennungsväter nach wie vor schwer, nach einer Scheidung ihre Vater-Rolle weiter auszufüllen. "Immer wieder erleben wir es, dass die ehemaligen Partnerinnen 800 Kilometer weiter weg ziehen und damit den Kontakt zum Vater fast unmöglich machen." Oder aber, dass die ohnehin raren Termine (im Normalfall alle zwei Wochen) kurzfristig abgesagt werden. Mit gravierenden psychischen Folgen: "Männer leiden genauso wie die Kinder und Frauen. Doch Männer bekommen kein Gehör und werden noch lächerlich gemacht", spielt Weißhaar auf die immer noch präsente Vorstellung an, "dass Männer stark sein müssen und Jungs nicht weinen dürfen". Doch zum "Heulen" sei es ihnen oft genug: "Früher haben wir die Kinder täglich gesehen und jetzt, wenn es hoch kommt, jedes zweite Wochenende." Viele Studien belegen, dass der Vaterkontakt für eine gesunde Entwicklung des Kindes unabdingbar sei. "Daher will der Verein die Väter dazu ermutigen nicht aufzugeben."

Bei etwa 20 Prozent aller Scheidungsfälle beginnt nach Weißhaars Einschätzung der offene Kampf zwischen den beiden Ex-Partnern. Was viele Experten fordern, den partnerschaftlichen Konflikt zugunsten des Kindes auszuklammern, greife bei fast jeder fünften Trennung nicht. Noch schlimmer: "Das Kind wird zum Druckmittel im Bezug auf den Umgang und wir werden zu Bittstellern."

Modell gegen Dauerstress

Um Schlammschlachten zu verhindern, fordert der Väteraufbruch-Kreisverband, dass alle Beteiligten in einem Scheidungs-Prozess zu einer Mediation verpflichtet werden sollen, damit es nicht zu Gerichtsprozess und wie so oft zu Eskalationen komme. Wenn es um Konflikt-Bewältigung geht, sind die Drei recht schnell beim Schwarzwald-Baar-Modell: Ein Kreis von Jugendämtern, Familiengerichten, Beratungsstellen und Anwälten setzt seit Jahren auf dieses Mediations-Modell. Ziel ist es, die Endlosspirale der Streitigkeiten zum Wohle des Kindes zu stoppen. Die Bilanz ist positiv: "Aus Berichten der Beratungsstellen wissen wir, dass 40 bis 50 Prozent der überwiesenen Fällen positiv abgeschlossen werden konnten", so Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamtes. Im Forum "Kind und Familie" finde ein regelmäßiger Austausch zu dieser Mediationsform statt.

Der "Väteraufbruch" möchte auch das Augenmerk auf ältere "Scheidungskinder" lenken. "20 Prozent haben keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater, mit teils gravierenden Folgen." Dem Verein schwebt deshalb ein Forum vor, in dem Betroffene zu Wort kommen können, vor allem, wenn sie erleben mussten, wie die Eltern nach einer Schlammschlacht auseinandergingen. "Was lernen die Kinder dadurch? Männer und Frauen können sich nicht vertragen", setzt Weißhaar diesen Gedanken fort. "Wäre es nicht sinnvoller, den Kindern anderes zu vermitteln: Wir können auch nach einer Trennung in Frieden kommunizieren."